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Die Kunst der Radiotelegrafie

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gewaltige Verbesserung im Seeverkehr darstellte. Auch <strong>der</strong> weltweite Austausch<br />

von diplomatischen und Geschäfts-Meldungen und von Presse-Nachrichten war<br />

jetzt möglich geworden.<br />

Mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> ersten praktisch einsetzbaren Funk-Sen<strong>der</strong> und<br />

Empfänger durch Marconi konnten die Schiffe nun auch während <strong>der</strong> Reise die<br />

Verbindung halten. Weite Entfernungen konnten überbrückt werden, ohne daß<br />

man dazu auf die teuren Kabelverbindungen angewiesen war. Allerdings war<br />

die Funkübertragung nicht ganz so zuverlässig wie die drahtgebundene Telegrafie,<br />

da atmosphärische Störungen und auch Störungen menschlichen Ursprungs<br />

oftmals den Verbindungsaufbau verhin<strong>der</strong>ten o<strong>der</strong> die Signale verstümmelten.<br />

Durch die Erfindung des Telefons im späten 19. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde die Telegrafie<br />

teilweise verdrängt und mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Elektronik gegen Ende<br />

des Zweiten Weltkrieges wurden Berufstelegrafisten immer weniger gebraucht.<br />

Ein an<strong>der</strong>es Einsatzgebiet <strong>der</strong> Funktelegrafie tat sich auf, als das Flugzeug<br />

sich zu einem nützlichen zivilen und militärischen Transportgerät entwickelte.<br />

(Anfangs, im ersten Weltkrieg, waren zunächst nur sehr wenige Flugzeuge mit<br />

Funkgeräten ausgerüstet.) <strong>Die</strong> Piloten benötigten Wetterberichte und an<strong>der</strong>e<br />

Informationen über Flugplan, Flugroute und Flugsicherheit. <strong>Die</strong> Übermittlung<br />

geschah erst durch Funktelegrafie, später durch Sprechfunk.<br />

Auf den Schiffen waren Telegrafisten noch längere Zeit im Einsatz, bis sie<br />

von den heute fast überall gebräuchlichen, nahezu vollautomatischen Kommunikationssystemen<br />

abgelöst wurden. Fähige Funker und Telegrafisten hielt man<br />

nicht länger für nötig – allerdings waren auch die automatischen Systeme nicht<br />

perfekt: sie waren teuer, gaben oft Fehlalarme von sich und versagten manchmal<br />

in schweren Notfällen.<br />

<strong>Die</strong> Schiffe kleinerer Nationen können sich oftmals diese neuen Systeme nicht<br />

leisten und haben immer noch ihre alten Geräte und Funker an Bord. In einem<br />

vor ein paar Jahren erschienen Artikel (in Morsum Magnificat Nr. 74 [etwa<br />

1999]) sind 55 Telegrafie-Übertragungen aufgelistet, die innerhalb von zwei bis<br />

drei Tagen von 22 unterschiedlichen Schiffen in nur einem nordeuropäischen<br />

Seegebiet gehört wurden.<br />

<strong>Die</strong> Morsetelegrafie ist immer noch sehr nützlich und kann mitunter für die<br />

Sicherheit unabdingbar sein.<br />

In unserer heutigen westlichen Kultur wird die Telegrafie fast ausschließlich<br />

als ein Hobby betrieben und ist auf die Welt des Amateurfunks beschränkt.<br />

Es ist eine ehrenwerte und nützliche Freizeitbeschäftigung, die bei Not- und<br />

Katastrophenfällen vielleicht das einzige Kommunikationsmittel ist, das noch<br />

funktioniert. Sie sollte deshalb vor dem Aussterben bewahrt werden.<br />

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