Die Kunst der Radiotelegrafie
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Im Nachhinein zu schreiben macht die Sache nicht nur leichter, son<strong>der</strong>n hat<br />
noch an<strong>der</strong>e Vorteile. Wir können eine hübsche und elegant Mitschrift erzeugen<br />
mit ansprechendem Aussehen, Groß- und Kleinschreibung und Interpunktionszeichen.<br />
Wenn das alles unterhalb unseres <strong>der</strong>zeitigen Tempo-Limits liegt, haben<br />
wir Zeit, um die Lücken zu füllen, die durch Rauschen u.a. enstehen und<br />
um Fehler des Sen<strong>der</strong>s zu erkennen und zu korrigieren. Der Kontext kann dabei<br />
oft helfen. (Zahlen haben meist keinen Kontext und müssen generell ohne<br />
Verzögerung zu Papier gebracht werden.) Der Zweck des verzögerten Schreibens<br />
ist, uns von dem inneren Druck und <strong>der</strong> Anspannung zu befreien, die das<br />
Mitschreiben Buchstabe für Buchstabe verursacht.<br />
<strong>Die</strong> meisten Schnell-Telegrafisten, die über diese Zusammenhänge diskutiert<br />
haben sind <strong>der</strong> Auffassung, daß man nicht mehr als zwei o<strong>der</strong> drei Silben o<strong>der</strong><br />
Worte hinterher sein braucht, und tatsächlich liegen wir, auch wenn das Tempo<br />
steigt, damit so ziemlich im sicheren Bereich. (Einige Experten wie Ted McElroy<br />
scheinen in <strong>der</strong> Lage gewesen zu sein, sechs o<strong>der</strong> mehr Worte Zwischenraum<br />
zu lassen – sogar ganze Sätze – ohne dadurch Probleme zu bekommen, aber<br />
die meisten von uns werden das wahrscheinlich nicht schaffen.) Buchstabe für<br />
Buchstabe zu schreiben zwingt uns, mit bewußter Anstrengung zu schreiben<br />
und dies wie<strong>der</strong>um blockiert unsere Versuche, die gewünschte Verzögerung zu<br />
erreichen.<br />
Was Sinn ergibt, läßt sich leichter aufnehmen<br />
Wir können immer nur einige wenige individuelle Zahlen o<strong>der</strong> Buchstaben im<br />
Gedächtnis behalten, weil sie üblicherweise keinen Zusammenhang haben und<br />
keine Bedeutung – im Gegensatz zu Silben und Worten ergeben sie keinen Sinn.<br />
Worte und Redewendungen sind viel einfacher zu behalten, als eine Kette von<br />
Zeichen o<strong>der</strong> Ziffern (o<strong>der</strong> ein Rufzeichen!), weil sie bedeutungsvolle Gruppen<br />
bilden und nicht nur ein paar unzusammenhängende Teilstücke. Deshalb war<br />
Walter Candler, <strong>der</strong> in früheren Tage viele Telegrafisten zu richtigen Experten<br />
ausbildete <strong>der</strong> Meinung, daß das Hören von Worten als zusammenhängende<br />
Worte unverzichtbar ist, um effizient mit Verzögerung mitzuschreiben. (Er war<br />
ein starker Verfechter von Hör-Übungen.) Wir können das Hören von Worten<br />
genauso leicht erlernen, wie das Hören von einzelnen Buchstaben. Das Wort<br />
’the’ beispielsweise ist nicht länger, als die Ziffer ’9’.<br />
Beim Mitschreiben einen Zwischenraum von mehreren Silben, Worten o<strong>der</strong><br />
gar längere Ausdrücken zu lassen, ist lediglich eine Erweiterung davon. Wenn<br />
wir unser Vokabular ausbauen (d.h., Vertrautheit mit dem Klang <strong>der</strong> Worte<br />
erlangen), wie es in Kapitel 7 beschrieben ist, wird das für uns sehr hilfreich<br />
sein. Wenn das Tempo steigt, werden Sie merken, daß Sie bei etwa 40 WpM<br />
anfangen, wortweise aufzunehmen und bei ungefähr 60 WpM (wenn Sie es soweit<br />
schaffen) wird es eher Satzteil-weise sein.<br />
<strong>Die</strong> früheren Telegrafisten berichteten meist, daß ihr ’Alphabet’ aus Worten<br />
bestand. Das heißt, sie hatten ein großes Arbeits-Repertoire an Worten, die<br />
sie beim Hören augenblicklich erkennen konnten. Wenn bei <strong>der</strong> Übermittlung<br />
ein Wort gesendet wurde, hörten sie dieses Wort, und nicht dessen einzelne<br />
Buchstaben, außer wenn es ein Eigenname war o<strong>der</strong> etwas Ungebräuchliches, das<br />
sie buchstabenweise aufnehmen mußten. Sie besaßen eine beson<strong>der</strong>e Vertrautheit<br />
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