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Die Kunst der Radiotelegrafie

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in Begriffen von separaten Dits und Dahs. Das macht die Sache sehr schwierig.<br />

Also vergessen Sie die Dits und Dahs und lernen Sie, in Klangmustern zu denken.<br />

Beginnen Sie mit dem Lernen etwa so: Jedesmal, wenn Sie das Klangmuster<br />

”didah” hören, denken Sie ”A”, o<strong>der</strong>, wenn Sie mitschreiben, schreibt Ihre Hand<br />

”A”. Mit etwas Übung werden Sie bald feststellen, daß wie bei einem guten Telegrafisten<br />

das Zeichen scheinbar wie aus dem Nichts im Gedächtnis erscheint.<br />

Sie müssen den Sprung direkt vom Klangmuster zum Buchstaben lernen, mit<br />

keiner dazwischengeschalteten Art Interpretation o<strong>der</strong> einem Vergleich. Es kann<br />

helfen, wenn Sie die Muster vor sich hin pfeifen o<strong>der</strong> summen.<br />

Grundlagen: Teil II<br />

Verzögerte Wahrnehmung und augenblickliche Erkennung<br />

Es gibt einen ganz offensichtlichen Unterschied zwischen dem Lesen mit den<br />

Augen und dem Gehörlesen. Während ein gedruckter Buchstabe sofort auf einen<br />

Blick zu erkennen ist, kann das Morsezeichen erst dann erkannt werden, wenn<br />

das gesamte Muster gehört worden ist – am Ende <strong>der</strong> kurzen Zeit, die für das<br />

Senden nötig ist. Wir müssen das Zeichen ”heraushören”.<br />

Hierbei spielen zwei wichtige Faktoren eine Rolle:<br />

• <strong>Die</strong> Zeichen müssen mit einer Geschwindigkeit gehört werden, die uns<br />

zwingt, sie als komplettes Muster zu hören, als Ganzes, nicht als eine Kette<br />

von ”dits” und ”dahs”. Versuche haben gezeigt, daß Geschwindigkeiten<br />

von mindestens 13 WpM dafür notwendig sind, besser noch 18–25 WpM.<br />

• <strong>Die</strong> Zwischenräume müssen lang genug sein, damit die Klangmuster <strong>der</strong><br />

einzelnen Zeichen klar und deutlich voneinan<strong>der</strong> abgegrenzt erfaßt werden<br />

können<br />

Deswegen wird die sogenannte Farnsworth-Methode benutzt: man macht<br />

die Zwischenräume anfangs recht groß und reduziert sie stückweise im Laufe<br />

<strong>der</strong> Zeit. Wenn wir diese beiden Wege kombinieren, werden wir, obwohl wir<br />

natürlich wissen, daß die Zeichen aus ”dits” und ”dahs” zusammengesetzt sind,<br />

nicht in die Versuchung kommen, die Zeichen zu analysieren o<strong>der</strong> die ”dits” und<br />

”dahs” zu zählen.<br />

Wir müssen als erstes jedes Zeichen solange konzentriert anhören, bis das<br />

Gehirn es als einen zusammengehörigen Buchstaben akzeptiert, ohne daß irgendeine<br />

Art bewußtes Nachdenken darüber stattfindet. Wir vergessen die Dits und<br />

Dahs und hören nur die Muster, die Rhythmen. Der ”erste Blick” des Ohres ist<br />

ein wenig länger als <strong>der</strong> des Auges – es hört jedes Klangmuster einzeln wegen<br />

<strong>der</strong> etwas weiteren Zwischenräume, die es vom vorhergehenden und nächsten<br />

Klangmuster trennen.<br />

<strong>Die</strong>se Zwischenräume sind sehr wichtig – sie sorgen dafür, daß das Klangmuster<br />

für sich alleine dasteht. Das Muster des Buchstabens muß als Ganzes<br />

innerhalb <strong>der</strong> kurzen Zeitspanne gehört und erfaßt werden, in <strong>der</strong> es gesendet<br />

wird, und es kann nicht erkannt werden, bevor das ganze Klangmuster bis zum<br />

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