Die Kunst der Radiotelegrafie
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Wer den Code mit <strong>der</strong> “Klingt wie”-Methode gelernt hat (beispielsweise<br />
wenn man “Didah” hört, was ähnlich klingt wie das Wort “alike”, von dem man<br />
dann wie<strong>der</strong>um gelernt hat, daß es “ A” heißt), <strong>der</strong> wird sogar kaum jemals die<br />
10 WpM erreichen.<br />
Nach einer an<strong>der</strong>en Methode, die über viele Jahre beworben wurde, wird<br />
dem Anfänger das Schema “Eat another raw lemon” beigebracht, das ihn daran<br />
erinnern soll, wie die vier Buchstaben E A R und L aufgebaut sind und wo von<br />
einem zum nächsten jeweils ein Element hinzukommt. <strong>Die</strong>s wurde durch große<br />
gedruckte Punkte und Striche verdeutlicht. Es müssen wohl eine ganze Menge<br />
gewesen sein, die so anfingen, und trotz alledem sind zumindest einige davon<br />
richtige Profis geworden. Ich kenne einen dieser Funkamateure, <strong>der</strong> am Ende<br />
20 WpM erreicht hat.<br />
<strong>Die</strong> guten Telegrafie-Lehrer sind <strong>der</strong> Auffassung, daß jegliche Art von gedruckten<br />
Punkten und Strichen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitigen Schematisierungen am Anfang<br />
<strong>der</strong> Ausbildung nur dazu führt, daß <strong>der</strong> Lernfortschritt des Schülers behin<strong>der</strong>t<br />
wird. <strong>Die</strong> Ursachen dafür sind in Kapitel 13, S. 111 erläutert.<br />
Alle diese beschriebenen Methoden verstoßen gegen die elementarsten pädagogischen<br />
Grundsätze, weil sie den Morsecode nicht so lehren, wie er angewandt<br />
wird, nämlich ausschließlich als Klangmuster. Sie verlangen vom Schüler, daß er<br />
zusätzlich zum Klang noch etwas an<strong>der</strong>es lernt (was er später wie<strong>der</strong> vollständig<br />
vergessen muß, wenn er überhaupt Fortschritte erzielen will). Obwohl diese Lehrmethoden<br />
den ersten Anfang scheinbar erleichtern, erschweren sie in Wahrheit<br />
den Lernfortschritt o<strong>der</strong> machen ihn gänzlich unmöglich. Lehrer und Schüler<br />
sind gut beraten, wenn sie von <strong>der</strong>artigen Mitteln keinen Gebrauch machen.<br />
Wir sollten also folgende Grundregeln beherzigen:<br />
• Sehen Sie sich, bevor sie mit dem Lernen Anfangen, niemals eine gedruckte<br />
Tabelle <strong>der</strong> Morsezeichen auch nur an! Versuchen Sie erst recht niemals,<br />
sich die Zeichen visuell einzuprägen. Nutzen Sie keine Software, die Ihnen<br />
einen “Bild” des Zeichens auf dem Bildschirm anzeigt.<br />
• Meiden Sie jede Lernmethode, die von Ihnen verlangt, am Anfang Reihen<br />
von Dits o<strong>der</strong> Dahs o<strong>der</strong> Teile von Zeichen zu hören. <strong>Die</strong>s würde Ihren<br />
Lernfortschritt behin<strong>der</strong>n! Hören Sie sich ausschließlich komplette, korrekt<br />
gegebene Zeichen an.<br />
• Hören Sie niemals Telegrafie mit einem Zeichen-Tempo unter 12 WpM.<br />
Benutzen Sie als Zeichentempo nur 14 WpM o<strong>der</strong> schneller.<br />
• Lernen Sie nie, indem sie sich “gegensätzliche” Zeichen einprägen, wie ’K<br />
und R’. <strong>Die</strong>s führt bei einigen Leuten dazu, daß diese später verwechselt<br />
werden.<br />
• Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit, indem Sie Zufalls-Gruppen mitschreiben.<br />
Das Klartext-Lesen ist etwas ganz an<strong>der</strong>es und nur dieses wird in <strong>der</strong><br />
Morseprüfung verlangt. Zufallsgruppen sind ziemlich verbreitet, weil <strong>der</strong>en<br />
Erzeugung mit Computerprogrammen sehr einfach ist. Sie haben eine<br />
gewisse Berechtigung, wenn man anfangs lernt, Zeichen zu identifizieren<br />
o<strong>der</strong> später Zeichen übt, die noch nicht so recht “sitzen”, aber das ist auch<br />
schon alles.<br />
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