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Die Kunst der Radiotelegrafie

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Unregelmäßiges Timing<br />

Von den ersten Anfängen an, als sich die <strong>Kunst</strong> <strong>der</strong> Telegrafie zu verbreiten<br />

begann, fiel die Individualität <strong>der</strong> Telegrafisten auf. Durch kleine Eigenheiten<br />

beim Geben konnte <strong>der</strong> Absen<strong>der</strong> identifiziert werden, so wie es Stimmqualität<br />

und Redestil beim Sprechen auch ermöglichen. <strong>Die</strong>s waren meist nur unbedeutende<br />

Abweichungen, die die leichte Lesbarkeit nicht beeinträchtigten. Aber es<br />

waren Dinge, die mit Timing und Rhythmus zu tun hatten. Wir hören dies auch<br />

heute auf den CW-Bän<strong>der</strong>n bei Funkern, die noch Handtasten benutzen, so wie<br />

es früher alle Telegrafisten getan haben.<br />

Viele Funker sind stolz auf ihre eigene Gebeweise, doch birgt dies die Gefahr,<br />

daß manche sich als eine Art Erkennungszeichen absichtlich einen individuellen<br />

Sendestil angewöhnen. Wenn diese Verzerrungen einen bestimmten Punkt<br />

überschreiten und zur Gewohnheit werden, leidet darunter die Verständlichkeit.<br />

Wir hören heutzutage einige dieser Funker auf den Bän<strong>der</strong>n. Sie scheinen selbst<br />

nicht zu merken o<strong>der</strong> wollen es nicht merken, welche Schwierigkeiten sie an<strong>der</strong>en<br />

damit bereiten. Mit dem Aufkommen des “Double-Speed Key”, auch “Sideswiper”<br />

genannt und <strong>der</strong> “Lause-Taste”, die beide durch Seitwärtsbewegungen<br />

bedient werden, entstand eine Menge neuer eigentümlicher Gebeweisen. <strong>Die</strong>se<br />

horizontale anstelle von vertikaler Bewegung hilft bei einigen Arten von<br />

Ermüdungserscheinungen, aber durch diese Art des Tastens entwickelte sich<br />

ein beson<strong>der</strong>er Bewegungsablauf, <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te Timing-Muster zur Folge hat.<br />

Im Ergebnis ist mitunter die Lesbarkeit stark erschwert.<br />

<strong>Die</strong> Benutzung von “Bugs”, halbautomatischen Tasten (die bekannteste davon<br />

ist die “Vibroplex”), die schnell sehr populär wurden, führt ebenfalls zu<br />

verschiedenen persönlichen Eigenheiten, wenn <strong>der</strong> Telegrafist nicht aufpaßt.<br />

<strong>Die</strong> “Swings”<br />

Eine <strong>der</strong> interessantesten Entwicklungen, was das gestörte Timing angeht, waren<br />

die sogenannten “Swings” [dt. am ehesten “Schwing-Rhythmen”]. Der Swing<br />

beruht auf einer Verän<strong>der</strong>ung des normalen Sende-Rhythmus, die manchmal<br />

als verän<strong>der</strong>te o<strong>der</strong> fehlende Symmetrie beschrieben wurde: eine spezielle Art,<br />

die Morsezeichen zu formen. Swings entwickelten sich hauptsächlich bei Marine-<br />

Funkern, einer eng zusammenarbeitenden Gruppe von Leuten, die große Mengen<br />

sehr spezialisierter Nachrichten zu übermitteln hatten. Davon leiteten sich dann<br />

die Bezeichnungen “Banana boat swing”, “Lake Erie swing”, “Cuban swing”<br />

usw. ab.<br />

<strong>Die</strong> Funker <strong>der</strong> großen United Fruit Company waren beson<strong>der</strong>s dafür bekannt.<br />

Einige behaupteten, daß sich die Swings in den Tagen <strong>der</strong> alten Löschfunken-Sen<strong>der</strong><br />

entwickelt haben, <strong>der</strong>en Signal sich ziemlich wie Rauschen anhörte,<br />

und das dadurch bei starkem Hintergrundrauschen besser zu erkennen war.<br />

Das Grundprinzip des “Seefahrer-Swing” war, die Pausen zwischen Buchstaben<br />

überzubetonen, wenn auf einen Buchstaben, <strong>der</strong> auf Dah endete ein weiterer<br />

mit einem Dah als erstem Zeichen folgte, und genauso, wenn nach einem Dit als<br />

letztem Element <strong>der</strong> folgende Buchstabe ebenfalls mit einem Dit begann. Der<br />

Abstand vor und nach einem E innerhalb eines Wortes wurde <strong>der</strong> besseren Erkennbarkeit<br />

wegen etwas verlängert. Um die Lesbarkeit zu verbessern, wurden<br />

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