15.01.2013 Aufrufe

Die Kunst der Radiotelegrafie

Die Kunst der Radiotelegrafie

Die Kunst der Radiotelegrafie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Union auf. Er war <strong>der</strong> einzige Kampfrichter, <strong>der</strong> kein Funkamateur war. (Quelle:<br />

QST vom November 1933, S. 3, persönliche Korrespondenz mit Mr. Coggeshall<br />

und Kommentare von McElroy u.a.) Anhand dessen ist dieser Contest folgen<strong>der</strong>maßen<br />

abgelaufen:<br />

Es war eine “offene” Meisterschaft um den Titel und die Trophäe des Geschwindigkeits-Weltmeisters.<br />

Über 250 Funkamateure und Berufsfunker traten<br />

an. <strong>Die</strong> Silbermedaille wurde in acht verschiedenen Klassen vergeben, Ausgangs-<br />

Tempo war immer 8 WpM. Der Contest wurde in zwei Teilen durchgeführt: <strong>der</strong><br />

erste Abschnitt am 8. August war eine Vor-Qualifikation, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> größte<br />

Teil <strong>der</strong> Bewerber ausschied. Am nächsten Tag kam dann das Finale. Der erste<br />

Abschnitt begann wie<strong>der</strong> mit 8 WpM, dann 10, und weiter in 5 WpM-Schritten<br />

bis zu 55 WpM. Nach je<strong>der</strong> Tempo-Erhöhung hörten die Teilnehmer zunächst<br />

einige ihnen bereits bekannte Texte, bevor dann das eigentliche Prüfungs-Band<br />

eingelegt wurde. <strong>Die</strong> Texte für den Wettbewerb waren in normalem Englisch<br />

und stammten aus Chicagoer Tageszeitungen. Sie waren sorgfältig überarbeitet<br />

worden, damit sie keine schwierigen o<strong>der</strong> ungebräuchlichen Worte o<strong>der</strong> Symbole<br />

enthielten und nur die einfachsten Satzzeichen in ihnen vorkamen. Jedes Band<br />

lief fünf Minuten.<br />

<strong>Die</strong> technische Ausstattung bestand aus 200 Paar Kopfhörern, in die <strong>der</strong><br />

1000 Hz-Ton des Oszillators eines automatischen Wheatstone-Keyers eingespeist<br />

wurde. Der verfügbare Raum für den Wettbewerb war begrenzt, so daß nur<br />

wenige Zuschauer alles verfolgen konnten. Weil so viele Bewerber angetreten<br />

waren, wurde die ersten Ausscheide in zwei Gruppen nacheinan<strong>der</strong> durchgeführt.<br />

Mr. Coggeshall’s Beschreibung <strong>der</strong> Abläufe liest sich sehr spannend:<br />

” Bei 8 WpM lehnst Du Dich zurück und drehst Däumchen; Du gähnst. . . Bei<br />

15 nimmst Du Deinen Stift und schreibst den Kram ganz gemächlich hin. . . Bei<br />

20 sind die ersten Lebenszeichen zu sehen. Für eine Minute o<strong>der</strong> zwei lehnst Du<br />

Dich zurück und schreibst mit, dann, nach einer Weile, rückst Du Deinen Stuhl<br />

ein wenig nach vorn und streichst schonmal das Papier glatt. Bei 25 hörst Du<br />

auf, mit Verzögerung mitzuschreiben und entschließt Dich aufzuschließen und<br />

nur noch ein Wort hinter dem Sen<strong>der</strong> zu bleiben. Das geht nicht schlecht fürs<br />

erste! Bei 30 fängt <strong>der</strong> Spaß richtig an. Du kannst das alles noch gut im Kopf<br />

mitlesen, aber <strong>der</strong> Stift fühlt sich irgendwie träge an – es wäre gut, wenn Dir<br />

mal jemand eine Mühle [eine Schreibmaschine] geben könnte. Bei 35 beginnst<br />

Du zum ersten Mal, über Fehler nachzudenken: Wie viele Fehler darf ich mir in<br />

’<br />

diesen fünf Minuten erlauben? ‘ Mit 40 wird es immer heißer und ungemütlicher.<br />

<strong>Die</strong> letzten 5 WpM haben anscheinend mehr Pfeffer, als die ganzen ersten 30.<br />

Du versuchst, mit den rund um Dich sitzenden Profis von <strong>der</strong> Überland- und<br />

Funktelegrafie mitzuhalten. Du hörst auf, Dir über einzelne falsche Buchstaben<br />

Gedanken zu machen und fängst an zu hoffen, daß Du wenigstens beim Schreiben<br />

halbwegs auf einer Zeile bleibst und kein Wort ausläßt. Mit 45 ist das Spiel aus.<br />

Du schmeißt den Stift hin, aber ein halbes Duzend dieser Teufelskerle macht<br />

immer noch weiter. . . Bei 50 WpM laufen Dits und Dahs ineinan<strong>der</strong>, bei 53 hört<br />

sich alles wie ein einziges Rauschen an – Du hörst echt nichts mehr. Bei 55 ist es<br />

genauso. Genauso leicht zu verstehen, wie QRN [atmosphärisches Rauschen]. . .“<br />

Wenn eine Gruppe an ihrem Limit angekommen war, verließ sie den Wettkampf-Raum<br />

und machten Platz für die nächste. Am Ende hatten acht Teilnehmer<br />

die Tests bis dahin bestanden. Zwischen diesen Vorausscheiden und dem<br />

176

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!