Die Kunst der Radiotelegrafie
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Die Kunst der Radiotelegrafie
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Er berichtet, wie nach seiner Erfahrung die Abläufe im Gehirn beim Hören<br />
des Morsecodes vonstatten gehen: ” Unterhalb von 55 WpM setze ich die Worte<br />
im Geiste aus den Buchstaben zusammen und dadurch ist das Verstehen<br />
ziemlich mühselig. Beson<strong>der</strong>s unter 25 WpM ist es sehr ermüdend, denn die<br />
Buchstaben folgen da so langsam aufeinan<strong>der</strong>, daß mein Kurzzeitgedächtnis sie<br />
kaum behalten kann, um die Worte zu erkennen. Über 55 WpM jedoch beachte<br />
ich die einzelnen Buchstaben kaum noch – die Worte ” blitzen“ dann einfach so<br />
vor meinem inneren Auge auf. Bei 90 WpM erkenne ich immer noch die einzelnen<br />
Worte und ’merke’, wie sich aus ihnen <strong>der</strong> Textinhalt zusammensetzt.<br />
90 WpM scheint mir die Obergrenze zu sein, bei <strong>der</strong> dies noch möglich ist und<br />
ich glaube, daß ich, um über die 90 WpM hinauszukommen, die Arbeitsweise<br />
meines Gehirns irgendwie gänzlich umschalten muß.“ Noch mehr Übung und<br />
noch mehr Zeit haben dann schließlich sein Hör–Tempo auf über 100 WpM<br />
gebracht!<br />
<strong>Die</strong> Steigerung <strong>der</strong> Tipp-Geschwindigkeit<br />
Fred erläuterte auch, wie er sein Sendetempo erhöhte und die Fehleranzahl<br />
beim Tippen auf <strong>der</strong> Tastatur mit über 70 WpM reduzierte. Er experimentierte<br />
ein wenig herum und fand schließlich heraus, daß es ungefähr zehn Tage<br />
Üben braucht, bis man beim Tippen die 100 WpM überschreitet.<br />
Als er mit diesen Schreib-Übungen anfing, begann er mit einem Tempo von<br />
70 WpM:<br />
1. Er schaltete den Mithörton des CW-Signals aus und<br />
2. er gewöhnte es sich ab, auf den Bildschirm zu sehen, außer vielleicht einem<br />
flüchtigen Blick, wenn er merkte, daß er einen Fehler gemacht hatte.<br />
3. Er sah auch nicht auf die Tastatur. <strong>Die</strong>se drei Verän<strong>der</strong>ungen eliminierten<br />
jegliche Ablenkung vom eigentlichen Tippen, so daß er sich voll auf seine<br />
Finger konzentrieren konnte.<br />
4. Er hatte, da er nicht auf die Tastatur blickte, eine gedankliches Abbild <strong>der</strong><br />
Tastatur vor Augen, so daß er sich auf dieses konzentrierte und dirigierte,<br />
auf welche Taste seine Finger drücken sollten. Er “dachte” an die Taste,<br />
die er drücken wollte und seine Finger bewegten sich “automatisch” dahin.<br />
Es ist schwer, diesen Prozeß genauer zu beschreiben.<br />
5. Er umschrieb dies so: ” Es ist, als ob ich konzentriert Klavier spiele: Ich<br />
bin mir <strong>der</strong> Anwesenheit <strong>der</strong> Klaviertasten bewußt, aber ich sehe nicht<br />
dorthin und beobachte nicht, was meine Finger tun. Selbst wenn ich über<br />
mehrere Oktaven springe, treffe meine Finger exakt die Tasten, ohne daß<br />
ich hinsehe. Gut Klavier zu spielen ist praktisch unmöglich, wenn man auf<br />
die Tasten blickt und nachsieht, auf welcher Taste <strong>der</strong> Finger zu landen<br />
hat.“<br />
6. Bereits nach einigen Wochen des Übens stellte er überrascht fest, daß ihm<br />
das Tippen mit 100 WpM nun genauso leicht fiel, wie zuvor mit 70 WpM.<br />
Er sagte: ” Ich kann den Fluß meiner Gedanken so anpassen, daß er <strong>der</strong><br />
Bewegung <strong>der</strong> Finger bei diesen höheren Geschwindigkeiten entspricht.<br />
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