Die Kunst der Radiotelegrafie
Die Kunst der Radiotelegrafie
Die Kunst der Radiotelegrafie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
durch ein kleines Mikrofon, woraus ein Signal zur Steuerung des Sen<strong>der</strong>s erzeugt<br />
wird – den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Zu welcher Art Morsegerät<br />
gehören diese Systeme?<br />
An<strong>der</strong>e Arten von handbetätigten Tasten<br />
<strong>Die</strong> “Double-Speed”- o<strong>der</strong> Seitenhub-Taste (engl. Sideswiper)<br />
Wann die erste Seitenhub-Taste entstand, scheint unbekannt zu sein. <strong>Die</strong>se Taste<br />
beruht auf <strong>der</strong> Vorstellung, daß seitliche Handbewegungen leichter und vielleicht<br />
schneller sein sollten, als eine Auf- und Abwärtsbewegung. Nach Aufzeichnungen,<br />
die von Jerry L. Bartacheck, KD0CA, gefunden und freundlicherweise zur<br />
Verfügung gestellt wurden, patentierte die J. H. Bunnell Company ihre neue<br />
“Double-Speed”-Taste 1888 und erklärte, diese zur Vermeidung <strong>der</strong> Telegrafisten-Lähmung<br />
– auch als Glas-Arm bekannt – entwickelt zu haben. Heute wird<br />
diese Art Erkrankung als Karpal-Tunnel-Syndrom bezeichnet. <strong>Die</strong>jenigen, die<br />
diese neue Taste benutzten, fanden, daß die Behauptung zutraf und daß seitliche<br />
Bewegungen viel angenehmer und natürlicher sind und damit tatsächlich<br />
das Risiko des Glas-Armes vermieden o<strong>der</strong> zumindest deutlich reduziert wurde.<br />
Für einige Zeit war diese Taste weit verbreitet und wurde oft “Sideswiper”<br />
(Seitenschläger genannt, manchmal auch “cootie key” (Lause-Taste) . Bunnell’s<br />
Taste war zwar sehr teuer, aber leicht nachzubauen. [siehe Bildanhang S. 273]<br />
Bei <strong>der</strong> Bedienung benutzte <strong>der</strong> Telegrafist Daumen und Zeigefinger, um das<br />
Blättchen des Tastenhebels abwechselnd nach rechts und nach links zu drücken –<br />
in je<strong>der</strong> <strong>der</strong> beiden Richtungen wurde <strong>der</strong> Kontakt geschlossen. Auf diese Weise<br />
formte er die Dits und Dahs für jedes Zeichen. Wenn <strong>der</strong> Bediener zum Beispiel<br />
das Paddle für das erste Zeichen eines Buchstabens nach links (L) gedrückt<br />
hatte, egal ob Dit o<strong>der</strong> Dah, bewegte er es anschließend nach rechts (R) und so<br />
weiter, sodaß das Bewegungsmuster L–R–L–R–L–R. . . war o<strong>der</strong> R–L–R–L–R–<br />
L. . .<br />
<strong>Die</strong>se Hin- und Herbewegung führte oft zu einem ganz speziellen Tast-Rhythmus,<br />
<strong>der</strong> dem Empfänger die Benutzung des Sideswipers verriet.<br />
Ein paar Telegrafisten, die unter dem Glas-Arm litten, konnten sich Lin<strong>der</strong>ung<br />
verschaffen, indem sie die normale Taste um 90 Grad gekippt auf dem<br />
Tisch anbrachten und sie fortan mit seitwärts gerichteten Bewegungen bedienten.<br />
(<strong>Die</strong>se Bewegungsart läßt sich mit einem Bug o<strong>der</strong> einem Keyer leicht<br />
durchführen, da diese von vornherein nur seitliche Bewegungen zulassen.)<br />
Im Vergleich zu einer halbautomatischen Vibroplex-Taste (siehe unten) waren<br />
selbst die kommerziell hergestellten Double-Speed-Tasten immer noch relativ<br />
preiswert. Zudem ist es relativ leicht, so eine Taste selbst zu bauen. Es ist<br />
daher nicht verwun<strong>der</strong>lich, daß sie für einige Jahre im Funkbetrieb sehr populär<br />
wurde, beson<strong>der</strong>s unter Amateurfunkern. Von den Überland-Telegrafisten wurde<br />
sie anscheinend kaum benutzt. Wahrscheinlich wirkte ihre Neuartigkeit auf<br />
viele verlockend und auch, daß man damit angeblich schneller und mit weniger<br />
Ermüdung geben konnte.<br />
Vielleicht war es diese Double-Speed-Taste, die später zu <strong>der</strong> Idee einer halbautomatischen<br />
Taste führte, <strong>der</strong>en erste gute serienmäßig hergestellte Version,<br />
89