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Die Kunst der Radiotelegrafie

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Entscheidungslauf führte J. C. Smyth, ein Funker <strong>der</strong> Western Union vor, wie<br />

er fünfbuchstabige Codegruppen korrekt mit 45 WpM mitschreiben konnte. Er<br />

ließ damit alle an<strong>der</strong>en Wettkämpfer wie Amateure aussehen – dieser nie<strong>der</strong>schmetternde<br />

Eindruck bereitete alle auf die Tempo-Schin<strong>der</strong>ei vor, die jetzt<br />

noch kommen sollte.<br />

Das Band für die Endrunde war unter Aufsicht von Inspektor Manning von<br />

<strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>al Radio Commission vorbereitet und versiegelt worden und es wurde<br />

direkt vor dem Wettkampf von Inspektor Hayes vom Chicagoer Telegrafenbüro<br />

geöffnet.<br />

Der Entscheidungslauf begann mit 40 WpM – dann 45 – dann 50, 53,<br />

54,1, 57,3 und 61,6 WpM. (<strong>Die</strong> Maschine konnte bei diesen Geschwindigkeiten<br />

anscheinend nicht mit <strong>der</strong> nötigen Exaktheit eingestellt werden, so daß das<br />

tatsächliche Tempo später durch Wortzählung und Zeitmessungen ausgerechnet<br />

wurde.)<br />

<strong>Die</strong> Contest-Regeln erlaubten eine maximale Fehlerrate von 1% für jeden<br />

Fünf-Minuten-Durchgang. Bei 61,6 WpM machten alle mehr als 15 Fehler. Bei<br />

57,3 (1432 Zeichen o<strong>der</strong> 286,7 Fünf-Buchstaben-Worte) hatte Chaplin 11 Fehler<br />

von 14 maximal erlaubten, während er bei 54,1 WpM 5 Fehler hatte, McElroy<br />

dagegen 8. Chaplin wurde mit 57,3 zum Sieger erklärt und brach damit McElroy’s<br />

11 Jahre alten Rekord (1922) von 56,6, <strong>der</strong> dabei damals einen Fehler in<br />

3 Minuten gemacht hatte.<br />

Von da an wurde das Fünf-Buchstaben-Wort lange Zeit zum Standard und<br />

es entspricht tatsächlich im Durchschnitt normalem englischen Klartext. Es ist<br />

nicht schwer, dies mit den heutigen 50-Einheiten-Standardworten (wie in “Paris”)<br />

zu vergleichen, wenn man dafür Buchstaben-Häufigkeitstabellen heranzieht,<br />

wie sie zum Beispiel bei <strong>der</strong> cryptologischen Analyse benutzt werden.(siehe<br />

Kapitel 25, S. 169). Auf diese Weise läßt sich zeigen, daß eine Wort-Zählung von<br />

normalem englischen Klartext vom heutigen 50-Einheiten-Standard nur um ungefähr<br />

ein Prozent abweicht.<br />

Über diese Geschwindigkeits-Contests im Allgemeinen schrieb 1940 Levon<br />

R. McDonald: ” Bei diesen Meisterschaften wurde immer die offizielle Zählweise<br />

verwendet, daß heißt fünf Buchstaben pro Wort. Sie benutzten immer nur normales<br />

Zeitungs-Englisch, wo alles klar ausgedrückt war, aber nie problematische<br />

Texte.“<br />

Über den berühmten 1939er Contest, den McElroy mit 75,2 WpM gewann,<br />

berichtete McDonald: ” In dem Turnier in Asheville hatten McElroy und ich<br />

zunächst dasselbe Tempo erreicht. Wir kamen beide mit dem Schreiben ganz gut<br />

mit (es waren von <strong>der</strong> FCC 2 vorbereitete Presse-Meldungen), aber sie sendeten<br />

dann einiges mit 77 WpM und ich hatte so meine Probleme damit. McElroy gab<br />

zum Schluß etwas ab, das entfernt wie eine Mitschrift aussah, aber es war doch<br />

ein ziemliches Gekritzel. Sie gaben ihm dafür eine 75,2, glaube ich. Wenn man<br />

nur erstklassige Mitschriften bewertet hätte, würden wir beide durchgefallen<br />

sein. McElroy und ich hatten in etwa das gleiche Maß an Telegrafie-Erfahrung.“<br />

Heutzutage scheinen die Europäer unsere Rekord-Geschwindigkeiten übertroffen<br />

zu haben. Beim Schnelltelegrafie-Contest <strong>der</strong> Internationalen Amateur<br />

Radio Union schaffte Oleg Buzubov, UA4FBP, 530 Zahlen pro Minute mit nur<br />

2 [FCC = Fe<strong>der</strong>al Communications Commission, Bundesfunkkomission]<br />

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