Die Kunst der Radiotelegrafie
Die Kunst der Radiotelegrafie
Die Kunst der Radiotelegrafie
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Harry Lewis entschied sich dafür, jene magische Welt <strong>der</strong> Radiokommunikation<br />
zu betreten, die ihn so faszinierte. Nach dem Abschluß <strong>der</strong> Schule (um<br />
1940) besuchte er in einen Funk- und Telegrafie-Kurs, um den Morsecode richtig<br />
gut zu lernen, denn das schien ihm die Grundvoraussetzung zum Erfolg zu<br />
sein. <strong>Die</strong> Schüler wetteiferten darin, <strong>der</strong> Beste <strong>der</strong> Ausbildungsklasse zu werden.<br />
Er wurde einer <strong>der</strong> Schnellsten und lag Kopf an Kopf mit einer attraktiven<br />
jungen Dame, die ihm aber bei 45 WpM ziemlich ebenbürtig war. Das spornte<br />
ihn gewaltig an, und er trainierte täglich bis zu sechs Stunden, um endlich die<br />
Führung zu übernehmen.<br />
Nach <strong>der</strong> Schulzeit verbrachte er einige Jahre im Militärdienst als Flugzeugfunker<br />
und Funkausbil<strong>der</strong>, verließ später die Armee und ging zu Rundfunk- und<br />
Fernsehen. Im Laufe <strong>der</strong> Jahre hatte er viele verschiedene Jobs und sammelte<br />
jede Menge Erfahrungen: er arbeitete unter an<strong>der</strong>em bei neun verschiedenen<br />
Radiostationen, drei Fernsehsen<strong>der</strong>n, einer Telefongesellschaft und einem Computerdienstleister.<br />
Seit 1946, während er mal diesen und mal jenen Job hatte, schaffte er<br />
es, nebenbei als Ausbil<strong>der</strong> für den Amateurfunk zu arbeiten. Er half über<br />
3500 Schülern dabei, ihre Funklizenz zu erlangen. Er liebte die Amateurfunk-<br />
Ausbildung von ganzem Herzen und gab dies auch bereitwillig zu.<br />
Er machte die Beobachtung, daß während <strong>der</strong> vielen Jahre seiner Tätigkeit<br />
als Funklehrer das Durchschnittsalter seiner Schüler immer weiter anstieg, insgesamt<br />
um 15 Jahre und daß es immer länger dauerte, sie den Morsecode zu<br />
lehren. Um Schnelltelegrafisten anzulocken und das Geheimnis herauszufinden,<br />
wie sie dieses Können erreichen konnten, begann er, bei verschiedenen Funkertreffen<br />
Geschwindigkeits-Wettbewerbe zu organisieren. Das tat er nicht nur zur<br />
allgemeinen Vergnügung, son<strong>der</strong>n um an<strong>der</strong>e und bessere Lehrmethoden kennenzulernen.<br />
Das, was er lernte, wandte er bei sich selbst an – mit Erfolg. Er näherte<br />
sich allmählich (beim Mitschreiben) den 100 WpM! Er staunte jedoch nicht<br />
schlecht, als er sah, daß das, was bei ihm selbst so gut funktionierte, bei seinen<br />
Schülern keineswegs die erhofften Verbesserung brachte. Er las daraufhin viele<br />
Bücher über die Psychologie des Lernens u.a. und stellte fest, daß es offenbar<br />
fünf verschiedene fundamentale Faktoren gibt, die über Erfolg o<strong>der</strong> Mißerfolg<br />
bei <strong>der</strong> Morseausbildung entscheiden:<br />
1. Der wichtigste Faktor: <strong>der</strong> Schüler muß hochgradig motiviert sein. Es<br />
war schwierig, die Schüler davon zu überzeugen.<br />
2. Diät. <strong>Die</strong> übermäßige Aufnahme von Zucker, vorgefertigten Lebensmitteln<br />
und Fleischprodukten schien den Lernprozeß des Morsecodes zu erschweren.<br />
(Anmerkung: Candler hatte dies schon einige Jahre zuvor beschrieben.)<br />
3. Körperliches Training (wie Gymnastik-Übungen, Ausdauerlauf u.ä.)<br />
vor und nach den Unterrichtsstunden. (Auch dies wird von Candler betont.<br />
Allerdings waren zu dessen Zeiten beengte, schlecht beleuchtete und<br />
unzureichend belüftete Arbeitsplätze für Telegrafisten ein allgemein verbreitetes<br />
Übel.)<br />
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