Die Kunst der Radiotelegrafie
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Die Kunst der Radiotelegrafie
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Einige interessante Geschichten von fähigen jüngeren Telegrafisten<br />
früherer Tage<br />
Im Jahr 1856 übermittelte <strong>der</strong> siebenjährige John O’Brian Telegramme für seinen<br />
Bru<strong>der</strong> Richard, <strong>der</strong> 15 war und als Eisenbahn-Telegrafist arbeitete. Nur<br />
zwei Jahre später hatte er seinen Bru<strong>der</strong> überflügelt und lehrte nun ihn, wie<br />
man ’richtig’ telegrafiert. Er war mit nur neun Jahren schon ein ziemlich guter<br />
Telegrafist und begierig darauf, selbst einen Job zu bekommen. <strong>Die</strong> Eisenbahn<br />
bot ihm tatsächlich eine Stelle in einer Nachbar-Stadt an und er griff zu. In jener<br />
Zeit waren die Leute an junge Telegrafisten gewöhnt, aber an so junge nun auch<br />
wie<strong>der</strong> nicht! Man war mit seiner Arbeit sehr zufrieden und innerhalb kürzester<br />
Zeit verstummten die Fragen nach seinem Alter.<br />
<strong>Die</strong>se Jungs waren hoch motiviert und lernten schnell. Als <strong>der</strong> Bürgerkrieg<br />
ausbrach, meldeten sich John und viele an<strong>der</strong>e freiwillig zur Armee. Trotzdem er<br />
<strong>der</strong> jüngste Telegrafist bei <strong>der</strong> Truppe war, wurde er allgemein als ein Experte<br />
angesehen und 1862 zum stellvertretenden Chef des Telegrafenbüros in Fort<br />
Monroe, Virginia, beför<strong>der</strong>t. General Wood, <strong>der</strong> Kommandeur, staunte nicht<br />
schlecht, als er ihn zum ersten Mal sah. Als er später nach Norfolk, Virginia,<br />
abkommandiert war, ereignete es sich, daß er im Schlaf von zwei gleichzeitig<br />
eintreffenden Nachrichten überrascht wurde. Er schreckte hoch und griff das<br />
nächstbeste Papier, das erreichbar war, in diesem Fall das Buch, das er vor dem<br />
Einschlafen gelesen hatte und es gelang ihm, beide Nachrichten mitzuschreiben.<br />
(Im Bürgerkrieg arbeiteten die Telegrafisten oft unglaublich viele Stunden am<br />
Stück unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen an <strong>der</strong> Front. Wenn eine<br />
kurze Pause eintrat, machten sie daher nicht selten ein kurzes Nickerchen.)<br />
James H. Bunnell wurde mit 13 Jahren Telegrafist. Er war anfangs zu klein<br />
und mußte auf einem erhöhten Stuhl sitzen, um die Instrumente zu erreichen.<br />
Mit 16 war er einer <strong>der</strong> besten Telegrafisten des ganzen Landes und fiel wegen<br />
seiner hohen Geschwindigkeit von 38 WpM auf (gemessen durch Zählung <strong>der</strong><br />
tatsächlich übertragenen Worte).<br />
<strong>Die</strong>s sind nur zwei Beispiele für die vielen, vielen Jungs, die Mitte des 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts Jahre ausgezeichnete Telegrafisten wurden.<br />
Beispiele für effizientes Erlernen des Morsecodes<br />
Beginnen wir auf <strong>der</strong> untersten Stufe: selbst Vierjährige, die kaum in <strong>der</strong> Lage<br />
waren, Blockbuchstaben zu schreiben, haben bereits die Telegrafie-Prüfung<br />
geschafft. Wieviele von uns Erwachsenen würden gerne zugeben, daß sie von<br />
einem vierjährigen Kind übertroffen werden können?<br />
Auch für die höheren Stufen dieser <strong>Kunst</strong> gibt es viele Beispiele, wie etwa<br />
das folgende: Zwischen 1909 und 1910 erlernte Don C. Wallace zusammen<br />
mit seinem Freund John Cook den Morsecode, wobei ihnen die Berufsfunker<br />
<strong>der</strong> Station KPJ in San Pedro, Kalifornien, halfen. 1910 hatte er seine erste<br />
eigene Amateurfunk-Station. 1915 bestand er die Prüfung zum Berufsfunker<br />
Erster Klasse, für die damals ein Sende- und Empfangstempo von 25 WpM<br />
im internationalen und 30 WpM im amerikanischen Morsecode verlangt wurde.<br />
Später spielte er zusammen mit Tony Gerhardt ein Spiel, daß sie “Burn-out”<br />
nannten: Einer gab, so schnell er konnte, mit einer Hochgeschwindigkeits-Taste<br />
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