Die Kunst der Radiotelegrafie
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Die Kunst der Radiotelegrafie
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– Raten, welches Zeichen als nächstes kommen könnte,<br />
– Übersetzung vom Klang zum Bild und vom Bild zum Buchstaben,<br />
und<br />
– Übersetzen o<strong>der</strong> Integrieren des gesamten gehörten Klangmusters.<br />
<strong>Die</strong> Lösung dieser Probleme ist ganz offenkundig: 1. alle visuellen Bezüge<br />
vollständig zu eliminieren und den Klang direkt mit dem Buchstaben zu verknüpfen,<br />
2. vom ersten Anfang an schnell genug zu senden, so daß zusammenhängende<br />
Klangmuster als solche wahrgenommen werden, und 3. übermäßige<br />
Pausen zwischen den einzelnen Buchstaben zu vermeiden.<br />
<strong>Die</strong> Suche nach einer besseren Lehrmethode<br />
Das Zeichentempo beim ersten Lernen<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Ausbildung muß natürlich sein, die internationalen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
im Telegrafiedienst zu erfüllen. <strong>Die</strong> Frage ist, wie man am besten dahin gelangt.<br />
Würde es besser sein, gleich am Anfang mit 100 Zeichen pro Minute zu beginnen,<br />
o<strong>der</strong> mit einem niedrigeren Tempo? <strong>Die</strong>s wurde im Experiment ausprobiert. Es<br />
zeigt sich, daß beim durchschnittlichen Schüler bei 100 Zeichen pro Minute die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an seine Konzentrationsfähigkeit deutlich höher lagen, als bei<br />
12 Zeichen pro Minute, beson<strong>der</strong>s, wenn mehr und mehr neue Zeichen hinzukamen.<br />
(Überdurchschnittliche Schüler kommen jedoch auch mit einer höheren<br />
Anfangsgeschwindigkeit gut zurecht.) Wenn man freilich das Lernen mit einem<br />
niedrigen Tempo beginnt, muß zum Erreichen des Ausbildungszieles dieses im<br />
Lauf <strong>der</strong> Zeit immer weiter gesteigert werden.<br />
Verschiedene Tests zeigten, daß für die meisten Leute ein Anfangstempo von<br />
12 WpM optimal ist. Es liegt oberhalb des 10 WpM-Plateaus, so daß dieses gar<br />
nicht erst auftreten kann. Weitere Experimente zeigten, daß, wenn <strong>der</strong> Schüler<br />
erst einmal alle Morsezeichen mit 12 WpM beherrscht, er sich relativ leicht auf<br />
70 Buchstaben pro Minute steigern kann und von da weiter durch Anwendung<br />
<strong>der</strong> beschriebenen Prinzipien Schritt für Schritt recht schnell das angestrebte<br />
Tempo schafft. Daher erscheint eine Anfangsgeschwindigkeit von 12 WpM gerechtfertigt.<br />
Kann das Rhythmus-Gefühl verstärkt werden?<br />
Koch beobachtete, daß sich <strong>der</strong> Anfänger in den frühen Lern-Phasen intensiv<br />
konzentrieren muß, um den Rhythmus <strong>der</strong> Klangmuster zu erfassen. Kann man<br />
ihm das auf irgendeine Weise erleichtern?<br />
Er beobachtete, daß manche Ausbil<strong>der</strong> die Muster <strong>der</strong> Morsezeichen vorsprechen<br />
o<strong>der</strong> fast singen, indem sie die Silben “Dit” und “Dah” benutzen, durch<br />
<strong>der</strong>en Länge und Klang ihrer Vokale die Buchstabenmuster wie kleine Melodien<br />
erschienen. <strong>Die</strong>s hilft, die akustischen Unterschiede zwischen den Zeichen<br />
zu verstärken und unterstützt gleichzeitig, daß <strong>der</strong> Schüler einen Sinn für die<br />
zusammengehörigen klanglichen Einheiten entwickelt.<br />
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