Die Kunst der Radiotelegrafie
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Wann soll ein neuer Buchstabe hinzugenommen werden?<br />
Seine Untersuchungen zeigten, daß das Lernen eines neuen Buchstabens erst<br />
dann erfolgen sollte, wenn <strong>der</strong> Schüler alle an<strong>der</strong>en bereits bekannten Buchstaben<br />
gut beherrscht. Er legte für seinen Unterricht als Standard ein Minimum von<br />
90% fest. Das bedeutet, daß er erst dann ein neues Zeichen hinzunahm, wenn <strong>der</strong><br />
Schüler die an<strong>der</strong>en Zeichen zu 90% korrekt mitschreiben konnte. <strong>Die</strong>s bildete<br />
einen guten Maßstab für Vergleiche zwischen den Schülern und erlaubte auch<br />
dem Schüler, seine eigenen Fortschritte einzuschätzen. Interessanterweise stellte<br />
er bei seinen Test-Klassen fest, daß die Zahl <strong>der</strong> pro Lektion neu-gelernten<br />
Buchstaben proportional zur Anzahl <strong>der</strong> für das Buchstaben-Lernen eingeplanten<br />
Lektionen (zu je einer vollen Stunde) war. <strong>Die</strong> Experimente zeigten auch,<br />
daß das Optimum bei drei bis vier neuen Zeichen pro Lektion lag.<br />
Sollten die Buchstaben gruppenweise geübt werden?<br />
<strong>Die</strong>se Frage kann auch so formuliert werden: Sollte <strong>der</strong> Schüler eine Gruppe von<br />
Zeichen so lange üben, bis er sie gut beherrscht und dann zur nächsten Gruppe<br />
übergehen und anschließend Zeichen bei<strong>der</strong> Gruppen üben?<br />
Koch begann seine Lehr-Untersuchungen mit den Buchstaben, die nur aus<br />
Dahs bestehen: T M O (und das deutsche Symbol für “CH”). Als nach ausreichend<br />
Übung (über mehrere Unterrichtsstunden) diese Zeichen gut “saßen”, ging<br />
es mit <strong>der</strong> Dit-Gruppe E I S und H weiter. Danach kombinierte er die Zeichen<br />
bei<strong>der</strong> Gruppen und stellte fest, daß die Schüler nach intensiver Beschäftigung<br />
mit den Zeichen <strong>der</strong> zweiten Gruppe die <strong>der</strong> ersten fast völlig vergessen hatten,<br />
was ihr Selbstvertrauen ganz schön erschütterte. Er mußte erneut anfangen, die<br />
nunmehr acht Zeichen gemeinsam zu üben, bis die Schüler alle beherrschten.<br />
Anschließend, als die ersten Zeichen bis zu einem Punkt geübt worden waren,<br />
wo sie alle sicher und richtig erkannt wurden, kamen zwei neue Gruppen, die<br />
wie zuvor jede für sich gelernt wurden, nämlich D B G und danach U V W.<br />
Beim Mischen dieser sechs Zeichen stellte er erneut fest, daß die erste Gruppe D<br />
B G wie<strong>der</strong> vergessen worden war. Viel schlimmer aber war, daß sich nach dem<br />
“Neu”-Lernen und richtiger Erkennung aller sechs Buchstaben (D B G U V W)<br />
beim Hinzufügen <strong>der</strong> anfänglichen acht Buchstaben zeigte, daß auch diese acht<br />
fast vollständig wie<strong>der</strong> vergessen worden waren!<br />
Anscheinend führte die intensive Konzentration <strong>der</strong> Schüler auf die Buchstaben<br />
<strong>der</strong> neuen Gruppe dazu, daß das zuvor Gelernte überdeckt und ersetzt<br />
wurde. Er schloß folgerichtig, daß das gruppenweise Erlernen <strong>der</strong> Buchstaben <strong>der</strong><br />
falsche Weg sein mußte. <strong>Die</strong> effizienteste Lehrmethode mußte demzufolge sein,<br />
wenn man zu den bereits bekannten Zeichen jeweils nur ein neues hinzugefügt<br />
und dann alle Zeichen gemeinsam übt, solange, bis das Alphabet vollständig ist.<br />
Auf diese Weise werden alle schon erlernten Buchstaben ständig neu gehört und<br />
häufig wie<strong>der</strong>holt, ohne daß dabei etwas in Vergessenheit gerät.<br />
Schwierige Zeichen<br />
Erfahrungsgemäß haben relativ viele Schüler Probleme, das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Zeichen zu erkennen und neigen dazu, diese Zeichen zu überhören o<strong>der</strong><br />
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