Die Kunst der Radiotelegrafie
Die Kunst der Radiotelegrafie
Die Kunst der Radiotelegrafie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Tempo nahe unserer augenblicklichen Leistungsgrenze. Wenn wir in <strong>der</strong> Art<br />
immer weiter üben, wird sich diese Grenze allmählich nach oben verschieben.<br />
Eine tägliche Übungszeit von insgesamt einer halben Stunde in einem Tempo,<br />
dem wir kaum noch folgen können, wird innerhalb von einigen Wochen Wun<strong>der</strong><br />
wirken. Hören Sie so zu, wie bei einem Konzert – haben Sie Freude am Hören!<br />
Manchmal sollten wir auch Geschwindigkeiten hören, die <strong>der</strong>artig hoch sind,<br />
daß wir nur hier und da mal ein Zeichen erkennen. <strong>Die</strong>se Art von Hören wird<br />
rasch dazu führen, daß wir mehr und mehr davon aufschnappen können. Kurze<br />
Worte werden als erste ’herausspringen’. Sowie sie gesendet wurden, werden wir<br />
wissen, welches Wort das ist, obwohl wir die Buchstaben nicht bewußt einen<br />
nach dem an<strong>der</strong>en erkannt haben. Mit dieser Art von Übung werden wir schon<br />
bald von jedem Satz zumindest soviel mitkriegen, das <strong>der</strong> Satz einen Sinn ergibt.<br />
Lernen ist nicht immer gleich. An manchen Tagen wird es besser gehen, als an<br />
an<strong>der</strong>en, aber das sollte uns nicht schrecken – das ist normal. Das geht uns allen<br />
für eine gewisse Zeit bei je<strong>der</strong> Geschwindigkeitsstufe so.<br />
Sie werden feststellen, daß Sie manchmal etliche Worte ganz locker lesen<br />
können, und zu einem an<strong>der</strong>en Zeitpunkt von denselben Worten kaum mehr<br />
als ein paar Buchstaben hier und da. All das ist Teil des normalen Lernprozesses.<br />
Hören Sie einfach weiter zu: widmen Sie den ankommenden Signalen<br />
Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und bleiben Sie ganz entspannt, so als ob Sie<br />
einem Freund zuhören. Nach einer Weile werden Sie nicht nur kurze, son<strong>der</strong>n<br />
auch längere Worte erkennen. . . und schließlich den gesamten Text. Sie werden<br />
im Laufe Ihrer Übungen entdecken, daß die Signale, die Ihnen erst so schnell<br />
vorkamen, anscheinend langsamer werden, so als ob Sie vor Ihrem Inneren Auge<br />
als sinnvolle Worte und Satzteile vorbeiwan<strong>der</strong>n. – Ein interessantes Beispiel<br />
ist ein blin<strong>der</strong> Funkamateur, <strong>der</strong> mit 35 WpM hören konnte. Nach etwas Üben<br />
und Hör-Praxis in höherem Tempo verpaßte er zwar ab und zu ein Zeichen,<br />
war aber nicht wenig verwun<strong>der</strong>t, als ihm gesagt wurde, daß die augenblickliche<br />
Geschwindigkeit 55 WpM betrug!<br />
Verpaßte Worte, lange Worte, Restworte und zerstückelte<br />
Worte<br />
Rauschen, Interferenzen o<strong>der</strong> Fading 1 können zum Überhören von ein o<strong>der</strong> zwei<br />
Buchstaben, von kurzen Worten o<strong>der</strong> Teilen längerer Worte führen. Kurzzeitige<br />
Unaufmerksamkeit beim Senden o<strong>der</strong> Empfangen (durch Ermüdung, Ablenkung<br />
o<strong>der</strong> irgendetwas an<strong>der</strong>es) kann dies ebenfalls bewirken. Bei Restworten ist <strong>der</strong><br />
Wortanfang verlorengegangen. <strong>Die</strong>s ist im Englischen ganz beson<strong>der</strong>s problematisch,<br />
da die Wortanfänge meist sehr wichtig sind, um den Sinn <strong>der</strong> Worte zu<br />
verstehen – was da verlorengeht, ist oftmals <strong>der</strong> beim Sprechen betonte Teil des<br />
Wortes. Ist das nicht oft so, daß, wenn wir den Anfang des Wortes hören, wir<br />
schon ziemlich genau im Voraus wissen, um welches Wort es sich handelt?<br />
Wenn <strong>der</strong> Empfang gut ist und wir einfach nur so zuhören, können sich seltsame<br />
Dinge ereignen: ein kleines Wort o<strong>der</strong> <strong>der</strong> erste Teil eines längeren Wortes<br />
kommt uns unbekannt vor – es hat keine erkennbare Form – und wir stutzen<br />
1 [Fading = Schwankung <strong>der</strong> Signalstärke, die durch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ausbreitungsbedingungen<br />
<strong>der</strong> Kurzwellen in <strong>der</strong> Atmosphäre entsteht. Geringere Schwankungen dieser Art<br />
werden von Kurzwellenempfängern automatisch ausgeglichen.]<br />
63