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Die Kunst der Radiotelegrafie

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Gebe-Tests<br />

Für den ersten Test mußte je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Funker eine Serie aus den zehn Buchstaben<br />

b c v q f l h y z x in unterschiedlichem Tempo mit einer normalen Handtaste<br />

senden, wobei er über einen Kopfhörer seine Zeichen zur Qualitätskontrolle<br />

mithörte. Außerhalb seiner Sicht- und Hör-Weite wurde dies von einem Aufnahmesystem<br />

aufgezeichnet, so daß das Timing von Signal und Pausen exakt<br />

ausgemessen werden konnte. Er wurde angewiesen, diese Buchstaben gemäß den<br />

Regeln des internationalen Morsecodes in sechs verschiedenen Geschwindigkeiten<br />

von etwa 20 bis 80 Zeichen pro Minute zu geben. Für den Vergleich <strong>der</strong><br />

Aufzeichnungen wurden für alle Geschwindigkeiten die in Kapitel 12 beschriebenen<br />

Timing-Standards für den internationalen Code zugrundegelegt.<br />

Unterhalb von etwa 10 WpM war <strong>der</strong> einzige Funker, <strong>der</strong> die Timing-Standards<br />

weitgehend korrekt erfüllte, <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> das Morsen früher nach gedruckten<br />

Code-Tabellen visuell gelernt hatte. <strong>Die</strong> drei an<strong>der</strong>en wichen vom<br />

“Standard” deutlich ab. Bei 5 WpM waren diese merklichen Abweichungen folgende:<br />

• <strong>Die</strong> Dits waren zu kurz,<br />

• die Dahs neigten dazu, länger als drei Dits zu werden und<br />

• die Pausenabstände zwischen den Buchstaben waren zu lang.<br />

<strong>Die</strong> Pausen-Abstände innerhalb <strong>der</strong> Buchstaben hatten aber fast die perfekte<br />

Länge von einem Dit.<br />

Bei steigendem Tempo än<strong>der</strong>te sich die Situation allmählich und etwas ungleichmäßig,<br />

bis bei etwa 10 WpM alle vier Funker relativ akkurate Klangmuster<br />

erzeugten (die dem internationalen Morse-Standard recht nahe kamen), außer<br />

daß die Buchstaben etwas schneller gegeben wurden bzw. die Pausen zwischen<br />

den Buchstaben ein kleines Stück länger waren, als gefor<strong>der</strong>t. Bei ungefähr<br />

12 WpM entsprachen dann alle Aufzeichnungen ziemlich gut dem Standard.<br />

(Nur die wohlbekannten individuellen Eigenheiten des handgetasteten Morsecodes<br />

waren offenscheinlich. Bei 10 WpM und darüber waren die dadurch verursachten<br />

Abweichungen aber sehr gering.)<br />

<strong>Die</strong> drei Funker, die ursprünglich das Morsen nach dem Klang erlernt hatten,<br />

zeigten recht deutlich, daß ihnen bei niedrigen Geschwindigkeiten das Gefühl<br />

für die klangliche Gestalt <strong>der</strong> Zeichen fehlte: die Zeichen waren für sie kein<br />

zusammenhängen<strong>der</strong> Klang-Eindruck, son<strong>der</strong>n eher eine Reihe von separaten<br />

Elementen. Erst ab 10 WpM wurden die Zeichen von ihnen als Einheit aufgefaßt,<br />

als klar hervorstehende festgelegte Klangbil<strong>der</strong>, wie sie in ihrem Gedächtnis<br />

verankert waren, und nicht mehr als zerstückelte, für sich alleine dastehende<br />

Teile.<br />

Empfangs-Tests<br />

Test Nummer 1: Je<strong>der</strong> Funker sollte bei vier verschiedenen Geschwindigkeiten<br />

(im gleichen Bereich wie oben) 30 deutsche Morsezeichen mitschreiben, die in<br />

perfektem Timing von einer Maschine gesendet wurden.<br />

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