Die Kunst der Radiotelegrafie
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kam. <strong>Die</strong> Geschichte ist später vielfach abgedruckt und ausgeschmückt worden.<br />
[Ein Auszug daraus wurde bereits am Anfang dieses Kapitels zitiert.]<br />
Nachdem Ed im Jahr 1925 seine erste Lizenz erlangt hatte, wurde sein kleiner<br />
Bru<strong>der</strong> neugierig. Was war das, was Ed da tat und das ihm so viel Spaß machte?<br />
Benutzte er da eine neue Art von Sprache? – George berichtete: ” Ich bewun<strong>der</strong>te<br />
meinen großen Bru<strong>der</strong> Ed. Er war mein Idol. Er war 15, dreieinhalb Jahre älter<br />
als ich – ich war zu <strong>der</strong> Zeit 11. Ich lernte den Morsecode, wie ein Kleinkind<br />
das Sprechen lernt, indem ich meinem Bru<strong>der</strong> beim Funken zuhörte und den<br />
Code wie durch Osmose einfach ’aufsog’. Ich erkannte und imitierte zunächst<br />
die häufigeren Klänge, die ich hörte. Ich rutschte einfach so durch Zuhören in<br />
den Morsecode hinein.<br />
Ich war mir niemals <strong>der</strong> Anwesenheit von ’Punkten’ und ’Strichen’ bewußt,<br />
son<strong>der</strong>n nur <strong>der</strong> Klang-Symbole und ihrer Bedeutung. Ich lernte schnell den<br />
Klang des häufig vorkommenden ’CQ’, seines Rufzeichens 3NF und <strong>der</strong> Betriebssignale<br />
’AR’, ’K’, ’DE’ und ’R’ (alle heute noch in Benutzung), und des<br />
(inzwischen überholten) ’U’ (für Verbindungen zwischen amerikanischen und<br />
ausländischen Stationen, bevor später die Prefixe W und K vor das Rufzeichen<br />
gesetzt wurden). Ich absorbierte praktisch die Zeichen als einen Klang mit jeweils<br />
beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Ich bin sozusagen mit <strong>der</strong> Morsetaste in <strong>der</strong> Hand<br />
aufgewachsen.“<br />
Und George berichtet weiter: ” Ich bin nicht mit <strong>der</strong> speziellen Absicht herangegangen,<br />
den Morsecode zu lernen o<strong>der</strong> eine Lizenz zu bekommen o<strong>der</strong> Funken<br />
zu können. Aber eines Tages – es war <strong>der</strong> 14. September 1926 – führte ich mit<br />
12 Jahren mein allererstes QSO mit <strong>der</strong> Station W9CRJ in Lexington, Kentucky<br />
und benutzte dazu die Funkstation meines Bru<strong>der</strong>s. Ich war bei diesem<br />
ersten Kontakt so aufgeregt und zittrig, daß Ed die Verbindung für mich zu<br />
Ende führen mußte.<br />
1928, mit 14 Jahren, konnte ich mit 34 WpM Klartext hören und geben.<br />
Ich habe später den Preis dafür zahlen müssen, daß ich die Morsetaste falsch<br />
benutzte – ich bekam einen Glas-Arm (eine Art Lähmung). Aber ich hatte entdeckt,<br />
daß ich den Morsecode beherrschte und damit eine richtige Unterhaltung<br />
führen konnte, so wie Ed es tat.<br />
Ed spornte mich an, meine erste, zeitweilige Funklizenz zu erwerben und ich<br />
schaffte dies schließlich und bekam mit <strong>der</strong> Post 1930 die Urkunde. <strong>Die</strong> Morseprüfung<br />
war kein Problem, aber das schriftliche Examen habe ich mit 70% <strong>der</strong><br />
Punkte nur knapp bestanden. Meine Kenntnisse reichten nicht einmal aus, um<br />
mir eine eigene Funkstation zu bauen. Ed nahm mich 1931 mit zur Funkprüfung<br />
nach Philadelphia, die ich bestand und wo ich meine erste “richtige” Amateur-<br />
Lizenz mit dem Rufzeichen W3AMR erhielt (mit einer Gültigkeitsdauer von<br />
drei Jahren. Nach Ablauf dieser Zeit wurde sie verlängert, falls man genügend<br />
praktische Erfahrung im Funkbetrieb nachweisen konnte.)<br />
Ab 1932 besuchte ich die Pennsylvania State University und machte meinen<br />
Abschluß 1936. Ich kam nicht dazu, das Rufzeichen W3AMR zu benutzen, bis<br />
Vater starb und wir vom College-Gelände auf die Farm umzogen (am ’alten’<br />
Highway 66). Das Rufzeichen W3AMR hat in CW einen tollen “Swing” und mir<br />
gefiel dieser Klang. Da wir auf <strong>der</strong> Farm keinen Wechselstrom-Anschluß hatten,<br />
benutzten wir Batterien. Ed baute seine Funkstation in unserer Druckerei in<br />
Easton auf. 1932 erwarb Ed einen gebrauchten Wechselstrom-Generator und<br />
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