Die Kunst der Radiotelegrafie
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etwas schnelleren und mehr Dits enthaltenden amerikanischen Morsecodes mit<br />
den damaligen Funkensen<strong>der</strong>n problematisch, weil die Erkennbarkeit <strong>der</strong> Signale<br />
stark abnahm, sowie atmosphärisches Rauschen die Verbindung störte. 4<br />
Rauschen und Telegrafiesignale hörten sich ziemlich ähnlich an und gerade in<br />
den damals genutzten niedrigen Frequenzbereichen war das Rauschen zumindest<br />
während des Sommerhalbjahres ganz erheblich. Wahrscheinlich deswegen<br />
wurde in jener Zeit von <strong>der</strong> U.S. Navy ein ganz neuer Satz an Code-Symbolen<br />
entwickelt, <strong>der</strong> aber keine Verbreitung erlangte, da sich kurz vor Beginn des Ersten<br />
Weltkrieges <strong>der</strong> kontinentale Code allgemein durchgesetzt hatte. Etwa um<br />
diese Zeit wurde denn auch in den USA die kontinentale Form des Morsecodes<br />
<strong>der</strong> Standard sowohl in <strong>der</strong> kommerziellen Nachrichtentechnik als auch bei (fast<br />
allen) Funkamateuren.<br />
Wann die Bezeichnungen Dit und Dah eingeführt wurden<br />
Im März 1926 beschrieb das Wireless Magazine die transatlantischen Signale <strong>der</strong><br />
Station (F)8AB als ein flatterndes 25-faches ” dahdahdahditdit didah dahditditdit“.<br />
5 War dies die erste Erwähnung von “Dits” und “Dahs”? Bei den anfangs<br />
üblichen Tickern nannte man die verschiedenen Arten von Klicks “iddies” und<br />
“umpties” o<strong>der</strong> manchmal auch “Klick” und “Klack”. Zusätzlich mußten bei <strong>der</strong><br />
verbalen Aussprache natürlich auch die Pausenabstände berücksichtigt werden.<br />
Um in guter Qualität zu geben, mußte man ziemlich aufpassen. Von den<br />
kommerziellen Funkern wurde beson<strong>der</strong>s exaktes Arbeiten verlangt: sie wurden<br />
nach <strong>der</strong> Qualität ihrer Arbeit eingestuft. Wer etwas wie<strong>der</strong>holen mußte<br />
o<strong>der</strong> den Absen<strong>der</strong> um Wie<strong>der</strong>holung bitten mußte, konnte dadurch disqualifiziert<br />
werden. Es war nicht nur eine Frage <strong>der</strong> Höflichkeit, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong><br />
Ökonomie: Fehler bedeuteten Verzögerungen für die Kunden und kosteten die<br />
Telegrafengesellschaft Zeit und Geld. Ein guter Telegrafist paßte die relative<br />
Länge seiner Zeichen an die Empfangsfähigkeiten <strong>der</strong> Gegenstation an.<br />
Ein Telegrafist jener Zeit berichtete, daß sich achtlos hingeschlu<strong>der</strong>te Telegrafie<br />
beim Empfang mit einem Ticker noch viel schlimmer anhörte, als beim<br />
Empfang eines CW-Tonsignales. In den folgenden Worten kommen beson<strong>der</strong>s<br />
viele <strong>der</strong> alten Morse-Buchstaben vor: joy, jack, jail, Japan, Jelly, Jewel, jiffy,<br />
join, jolly, jungle, jury, quick, quality, queer, equip, quote, ill, long, loss, late,<br />
labor, loyal, legal, limit, lip. Das Signal AR kommt vom FN (= finished) des<br />
amerikanischen Morsecodes.<br />
4 [<strong>Die</strong> von Marconi benutzten Funkensen<strong>der</strong> (wovon sich <strong>der</strong> Begriff des “Funkens” ableitet)<br />
hatten eine Funkenstrecke direkt im Antennenkreis, strahlten ein breites Frequenzspektrum<br />
ab und hatten einen schlechten Wirkungsgrad [Abb. S.277]. Beim effektiveren Braun’schen<br />
Knallfunkensen<strong>der</strong> war die Funkenstrecke nur induktiv angekoppelt. Eine bessere Erkennbarkeit<br />
<strong>der</strong> Signale ergab <strong>der</strong> 1906 von Max Wien erfundene Löschfunkensen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> wegen <strong>der</strong><br />
Funkenfrequenz von bis zu 500 Hz auch Ton-Funkensen<strong>der</strong> genannt wurde. Abb. S.278]<br />
5 [Den Amateurfunkern Leon Deloy, (F)8AB, in Nizza und F.H. Schnell, 1MO, in West<br />
Hartford, Connecticut, gelang Ende 1923 die erste 2-Wege-Funkverbindung über den Atlantik]<br />
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