Die Kunst der Radiotelegrafie
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Die Kunst der Radiotelegrafie
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– dazu neigen wird, über das Gehörte nachzudenken und die Töne irgendwie<br />
zusammenzufügen, um ihnen einen Sinn zu geben, einen Zusammenhang<br />
zu erkennen, o<strong>der</strong> weil er<br />
– anfängt, zu raten, was als nächstes kommt.<br />
• Bei jedem Schritt <strong>der</strong> Tempo-Steigerung hört sich alles an<strong>der</strong>s an und <strong>der</strong><br />
Schüler muß mit dem Lernen praktisch immer wie<strong>der</strong> von vorn beginnen.<br />
All dies führt zusammengefaßt dazu, daß <strong>der</strong> Schüler auf einen Holzweg<br />
geführt und auf diesem auch noch auf’s Schwerste gestraft wird: Er wird gezwungen,<br />
Bruchstücke und Teile von Klängen nutzloserweise so zusammenzusetzen,<br />
daß ein sinnvolles Ganzes dabei herauskommt, dieses dann weiter in die<br />
visuell eingeprägte Struktur des Zeichens zu übersetzen und diese wie<strong>der</strong>um in<br />
den dazugehörigen Buchstaben.<br />
<strong>Die</strong> “Klang-Muster”-Methode bringt dem Schüler die Morsezeichen bei, indem<br />
diese akustisch in einem Tempo präsentiert werden, das hoch genug ist, um<br />
sie als zusammenhängende Einheit erkennen zu können. Zwischen den Zeichen<br />
werden lange Pausen gemacht. Meistens hat <strong>der</strong> Schüler aber bereits zuvor eine<br />
gedruckte Tabelle gesehen o<strong>der</strong> wird doch ermutigt, diese beim Lernen zu Hilfe<br />
zu nehmen.<br />
Unglücklicherweise sind Sinneseindrücke aus optischen Mustern viel stärker<br />
und nach dem Lernen auch viel schneller zu rekapitulieren, als akustische Muster.<br />
Der Schüler neigt dazu, die gehörten Töne in visuelle Muster umzuwandeln,<br />
diese in ihre Bestandteile zu zerlegen und mit <strong>der</strong>en Hilfe dann den dazugehörigen<br />
Buchstaben zu finden. <strong>Die</strong>ser komplizierte Ablauf zerstört zumindest<br />
teilweise den Zusammenhang des akustischen Sinneseindruckes.<br />
<strong>Die</strong>ser Ablauf von Aktionen wird durch lange Pausen zwischen den Zeichen<br />
geför<strong>der</strong>t, die ausreichend Zeit lassen zum Nachdenken, Spekulieren und für die<br />
ganze mühselige Übersetzungsprozedur. Mit steigen<strong>der</strong> Geschwindigkeit wird<br />
dann die Pausenzeit zu kurz, um dies alles zu schaffen und <strong>der</strong> Schüler bleibt bei<br />
einem Tempo um 10 WpM festhängen, genau wie bei <strong>der</strong> analytischen Methode.<br />
Somit leidet also auch diese Methode unter denselben Problemen wie die<br />
analytische Methode. Beide führen dazu, daß sich das schwer zu überwindende<br />
Lern-Plateau um etwa 10 WpM ausbildet, an dem <strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong> Erfassung<br />
von Einzeltönen und Bruchstücken hin zur Erkennung eines kohärenten<br />
Klangmusters erfolgen muß.<br />
Wenn man diese beiden Methoden genau analysiert, stellt man zwei Arten<br />
von Fehlern fest:<br />
• Fehler, die verhin<strong>der</strong>n, daß sich beim Schüler ein Bewußtsein für klangliche<br />
Einheiten herausbildet, verursacht durch:<br />
– Umweg über eine optische Symbolik und<br />
– Zerstückelung <strong>der</strong> akustischen Gestalt <strong>der</strong> Zeichen.<br />
• Fehler, die verhin<strong>der</strong>n, daß <strong>der</strong> Schüler vom gehörten Klang direkt auf den<br />
zugehörigen Buchstaben kommt durch:<br />
– Nachdenken während zu langer Pausen,<br />
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