Bericht der Bundesregierung zum Stand der Aufarbeitung der SED- Diktatur
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Die Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden<br />
Der historische Ort<br />
Die Untersuchungshaftanstalt <strong>der</strong> Bezirksverwaltung (BV) Dresden des Ministeriums<br />
für Staatssicherheit in <strong>der</strong> Bautzner Straße ist heute eine Gedenkstätte. Sie ist die<br />
einzige weitestgehend original erhaltene MfS-Untersuchungshaftanstalt (UHA) im<br />
Freistaat Sachsen. Zur Gedenkstätte gehört auch ein ehemaliger sowjetischer<br />
Haftkeller, <strong>der</strong> von 1945 bis Mitte <strong>der</strong> 1950er Jahre vom NKWD/MWD für politische<br />
Untersuchungshäftlinge und Internierte genutzt wurde. In diesen Zellen wurden<br />
später vom MfS Häftlinge des Strafgefangenenarbeitskommandos untergebracht.<br />
Der Keller ist jedoch in seiner ursprünglichen Gestalt noch erkennbar und ein<br />
Zeugnis für den Beginn <strong>der</strong> politischen Verfolgung durch die sowjetische<br />
Besatzungsmacht. Neben diesen Gebäudeteilen gehört zur Gedenkstätte auch <strong>der</strong><br />
ehemalige MfS-Festsaal mit seiner originalen Einrichtung, <strong>der</strong> heute für größere<br />
Veranstaltungen <strong>der</strong> Gedenkstätte genutzt wird. Die darüber liegenden Etagen des<br />
MfS-Verwaltungsgebäudes umfassen Büros <strong>der</strong> ehemaligen Bezirksverwaltung;<br />
künftig sollen sie als Ausstellungsbereich genutzt werden. Unter an<strong>der</strong>em werden<br />
dort das Büro und <strong>der</strong> Versammlungsraum des letzten Chefs <strong>der</strong> BV, Generalmajor<br />
Horst Böhm, zu sehen sein.<br />
Entstehung und Entwicklung<br />
Am 5. Dezember 1989 riefen das Neue Forum und die Gruppe <strong>der</strong> 20 zur Teilnahme<br />
an einer Demonstration vor dem Dresdner Stasi-Komplex auf, um die geplanten<br />
staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen zur Aktenvernichtung zu unterstützen. Aus<br />
dieser Protestaktion entwickelte sich die friedliche Besetzung <strong>der</strong> Bezirksverwaltung<br />
des Amtes für Nationale Sicherheit durch ca. 5.000 Dresdner Bürger, woraufhin ein<br />
spontan gebildetes Bürgerkomitee und die Volkspolizei die Kontrolle des Gebäudes<br />
übernahmen. Ende 1992 bis Mitte 1994 erfolgte <strong>der</strong> Umzug des gesamten Archivguts<br />
in das Bürozentrum Riesaer Straße. Im Dezember 1994 wurde die ehemalige UHA<br />
erstmals wie<strong>der</strong> für Besucher geöffnet. Innerhalb von zwei Tagen kamen mehrere<br />
Tausend Besucher. Unter dem Eindruck des außerordentlich starken<br />
Besucherinteresses wurden For<strong>der</strong>ungen laut, einen Teil des Gebäudes zu einem<br />
Museum o<strong>der</strong> einer Gedenkstätte umzubauen. Der damalige Sächsische<br />
Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen, Siegmar Faust, übernahm 1997 die<br />
Initiative zur Gründung des Vereins „Erkenntnis durch Erinnerung e.V.“, <strong>der</strong> die<br />
Trägerschaft <strong>der</strong> künftigen Gedenkstätte des U-Haft-Gebäudes übernehmen sollte.<br />
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