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Bericht der Bundesregierung zum Stand der Aufarbeitung der SED- Diktatur

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Nicht selten haben Anträge zu einzelnen Personen des öffentlichen Lebens den<br />

Anstoß für eine weiter greifende <strong>Aufarbeitung</strong> <strong>der</strong> DDR-Geschichte gegeben: Nach<br />

<strong>der</strong> Landtagswahl in Brandenburg im September 2009 ist die dortige Landespolitik<br />

von Stasi-Fällen in <strong>der</strong> Linksfraktion erschüttert worden. MfS-Verstrickungen<br />

einzelner Abgeordneter <strong>der</strong> Linksfraktion sind durch Medienvertreter offengelegt<br />

worden. Durch <strong>der</strong>en Anträge beim BStU und die sich anschließende Herausgabe<br />

von entsprechenden Unterlagen an die Medien ist eine Debatte im Land<br />

Brandenburg angestoßen worden, in <strong>der</strong> inzwischen die Überprüfungspraxis und die<br />

<strong>Aufarbeitung</strong> überhaupt thematisiert wird. Im März 2010 einigten sich alle Parteien<br />

des Landtags auf die Einsetzung einer Enquête-Kommission zur <strong>Aufarbeitung</strong> <strong>der</strong><br />

Geschichte und Bewältigung von Folgen <strong>der</strong> <strong>SED</strong>-<strong>Diktatur</strong>.<br />

Als mit <strong>der</strong> Öffnung <strong>der</strong> Archive des MfS sichtbar wurde, dass ein nicht<br />

unbedeuten<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> Bestände Materialien aus <strong>der</strong> Zeit vor 1945 enthielt, war<br />

nicht absehbar, welche Bedeutung dies sowohl für die Erforschung des<br />

Nationalsozialismus als auch für die <strong>der</strong> Geschichte des Umgangs bei<strong>der</strong> deutscher<br />

Staaten mit ihrer Vergangenheit haben würde. Unterlagen aus <strong>der</strong> Zeit des<br />

Nationalsozialismus, welche auf dem Gebiet <strong>der</strong> DDR und auch in Osteuropa<br />

aufgefunden wurden, sind durch das MfS übernommen, archiviert, systematisch<br />

erfasst und ausgewertet worden. Das MfS instrumentalisierte sie in erheblichem<br />

Ausmaß für die Herrschaftssicherung <strong>der</strong> <strong>SED</strong>, nutzte und verfälschte <strong>zum</strong> Teil die<br />

dort enthaltenen Informationen über die NS-Vergangenheit von Politikern <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik zur Durchführung von Kampagnen mit dem Ziel, sich als <strong>der</strong> wahre<br />

konsequent antifaschistische Staat darzustellen. Verschwiegen wurde jedoch, dass<br />

auch in <strong>der</strong> DDR in vielen Fällen auf eine Strafverfolgung von NS-Verbrechen<br />

verzichtet wurde, wenn es zweckmäßig erschien, das gesammelte Material zu<br />

operativen Zwecken zu nutzen. In jüngster Zeit werden die Unterlagen vermehrt<br />

genutzt, um auch die NS-Vergangenheit einzelner Institutionen in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

zu untersuchen. Da die im Archiv vorhandenen Unterlagen zur NS-Zeit eine<br />

umfangreiche Materialsammlung zur personellen Besetzung des Justiz- und<br />

Behördenapparates im „Dritten Reich“, <strong>der</strong> NSDAP sowie <strong>der</strong> Wehrmacht beinhalten,<br />

kann für diesen Zweck wichtiges Quellenmaterial zur Verfügung gestellt werden.<br />

In den Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes befinden sich zehntausende Film-<br />

und Tondokumente, die von Journalisten sehr intensiv für die Vorbereitung von<br />

Dokumentar- und Fernsehfilmen genutzt werden. Im ersten Jahrzehnt <strong>der</strong> Behörde<br />

wurde das Thema Staatssicherheit und Unterdrückung in <strong>der</strong> DDR vor allem in<br />

Dokumentationen und zeitgeschichtlichen Darstellungen auf Grundlage <strong>der</strong> vom<br />

BStU bereitgestellten Unterlagen behandelt. In den letzten Jahren nahmen sich dann<br />

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