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Biologie und Haltung von Gürteltieren (Dasypodidae)

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192 Diskussion<br />

Menschenobhut zur Welt kommen. Unter diesem Gesichtspunkt müsste auf<br />

die <strong>Haltung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gürteltieren</strong> verzichtet werden. Die bessere Lösung wäre eine<br />

Intensivierung der Bemühungen, ein zuverlässiges Zuchtprotokoll <strong>und</strong> eine<br />

artgerechte <strong>Haltung</strong>sform auszuarbeiten. Dazu müssten internationale<br />

Zuchtprogramme initiiert werden. Die Kooperation <strong>von</strong> Zoos <strong>und</strong> Labors,<br />

welche Gürteltiere halten, könnte dazu beitragen, die Ursache der fehlenden<br />

Reproduktion <strong>von</strong> D.novemcinctus in Menschenobhut zu ergründen.<br />

Analysiert man die spärlichen Berichte über die erfolgreiche Zucht <strong>von</strong><br />

D.novemcinctus in Menschenobhut, so fällt auf, dass die meisten Würfe bei<br />

Tieren in Aussengehegen verzeichnet wurden. Den <strong>Gürteltieren</strong> standen mehr<br />

Platz <strong>und</strong> ein natürlicher Untergr<strong>und</strong> zur Verfügung, in welchem sie ihren Bau<br />

graben <strong>und</strong> nach Futter suchen konnten, <strong>und</strong> sie waren dem natürlichen Tag<strong>und</strong><br />

Nacht-Zyklus <strong>und</strong> jahreszeitlichen Witterungsunterschieden ausgesetzt<br />

(Job et al., 1984; Truman <strong>und</strong> Sanchez, 1993; Carvalho et al., 1997). Welche<br />

dieser Faktoren nun entscheidend sind für eine erfolgreiche Zucht, ist noch<br />

nicht bekannt.<br />

Nach den Richtlinien des Schweizer Tierschutzes (1998) sollen<br />

Handaufzuchten nicht durchgeführt werden, da künstlich aufgezogene Tiere in<br />

den meisten Fällen fehlgeprägt <strong>und</strong> als adulte Tiere verhaltensgestört seien,<br />

insbesondere im Funktionskreis Fortpflanzung. In der Tat konnte Block (1974)<br />

bei einem 30-tägigen handgezogenen D.septemcinctus die ersten Anzeichen<br />

einer Fehlprägung beobachten. Das Jungtier verfolgte den Pfleger <strong>und</strong><br />

versuchte, einen Schuh zu besteigen. Dieses Verhalten persistierte während<br />

der ganzen Aufzuchtperiode, <strong>und</strong> mit elf Wochen wurde gar eine Ejakulation<br />

während des Bespringens eines Schuhs registriert. Eine Handaufzucht ist<br />

deshalb nicht sinnvoll, wenn das Tier später an einem Zuchtprogramm<br />

teilnehmen soll. Bei einem künftigen Einsatz des Tiers in<br />

Edukationsprogrammen könnte eine Handaufzucht ausnahmsweise in<br />

Betracht gezogen werden; künstlich aufgezogene Tiere sind i.d.R. zahmer<br />

<strong>und</strong> lassen sich deshalb durch den direkten Kontakt mit den Zoobesuchern<br />

weniger in Stress versetzen als natürlich aufgezogene.

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