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Biologie und Haltung von Gürteltieren (Dasypodidae)

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196 Diskussion<br />

5.7 Ethologie<br />

5.7.1 Verhaltensstörungen<br />

Gemäss der Tierschutzverordnung sind Tiere so zu halten, dass ihre<br />

Körperfunktionen <strong>und</strong> ihr Verhalten nicht gestört werden <strong>und</strong> ihre<br />

Anpassungsfähigkeit nicht überfordert wird 10 . Anzeichen für<br />

Verhaltensstörungen sind laut Schweizer Tierschutz (1998) unnatürliche,<br />

übersteigerte, verminderte oder fehlende Verhaltensweisen. Sie sind Zeichen<br />

für ungenügende <strong>Haltung</strong>sbedingungen. Das natürliche Verhalten <strong>von</strong><br />

<strong>Gürteltieren</strong> beinhaltet unter anderem das Graben <strong>von</strong> Höhlen <strong>und</strong> die<br />

Futtersuche während mehrerer St<strong>und</strong>en pro Tag. Ersteres können sie in 11%<br />

der <strong>Haltung</strong>en aufgr<strong>und</strong> des inadäquaten Untergr<strong>und</strong>s nicht tun (siehe Tabelle<br />

20), Letzteres nur, wenn das Futter – z.B. Insekten – im Gehege vergraben<br />

wird. Erschreckend ist, dass 50% der Zoos bei ihren <strong>Gürteltieren</strong><br />

Verhaltensstörungen wie Stereotypien, Automutilationen, Kannibalismus,<br />

Apathie oder Hyperaktivität festgestellt haben (siehe Tabelle 35 bzw. Tabelle<br />

36). Dies deutet auf grosse Defizite in der <strong>Haltung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gürteltieren</strong> hin,<br />

welche ihre Anpassungsfähigkeit überfordern.<br />

Wegen der geringen Datenmenge kann keine Aussage über die genauen<br />

Ursachen der Verhaltensstörungen gemacht werden. Das Problem der<br />

Stereotypie-Entstehung ist komplex <strong>und</strong> kann wohl kaum auf einen einzigen<br />

Faktor zurückgeführt werden.<br />

Als Ursachen einer Überforderung der Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> Auslösung<br />

<strong>von</strong> Fehlverhalten kommen in Frage:<br />

Einengen der Bewegungsfreiheit: Das kleinste in der Umfrage registrierte<br />

Gehege ist 0.4m 2 gross (siehe Tabelle 16). In der Wildnis legt ein<br />

Chaetophractus vellerosus auf Futtersuche aber bis zu 1km zurück. Auch<br />

wenn <strong>von</strong> anderen Tierarten bekannt ist, dass sich ihr Bewegungsdrang in<br />

Menschenobhut wegen der leicht verfügbaren Nahrung verringert, muss eine<br />

minimale Bewegungsmöglichkeit geboten werden.<br />

10 Schweizer Tierschutzverordnung (1998), Art. 1 1

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