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Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ

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196<br />

a)<br />

b)<br />

Abb. 1.53: Dichtestruktur der Lithosphäre und des oberen Mantels unter<br />

Nordamerika. (A) Gesamte Dichteanomalien. (B) Dichteanomalien aus<br />

der stofflichen Zusammensetzung nach Reduktion des thermischen Einflusses,<br />

geschätzt aus Daten der seismischen Tomografie. Die Lage der<br />

Querschnitte 1 und 2 und der größten Anomalien (A-D) sind in Abb. 1.52<br />

dargestellt.<br />

Density structure of the lithosphere and upper mantle under North America.<br />

(A) total density anomaly. (B) compositional density anomaly after removing<br />

of the thermal effect estimated from seismic tomography data. Position<br />

of the sections 1 and 2 and location of the main anomalies (A-D) are shown<br />

in Fig. 1.52.<br />

Nachdem die Modelle für die Kruste und den oberen Mantel<br />

vorliegen, können wir mit der Modellierung der gesamten<br />

Mantelstruktur beginnen. Die neuen Lithosphärenmodelle<br />

sind hierbei besonders in kontinentalen Gebieten<br />

wichtig, wo sie erstmals eine zuverlässige Schätzung der<br />

dynamischen Topografie ermöglichen, eine der wichtigsten<br />

Randbedingungen bei der Modellierung der Mantelkonvektion.<br />

Abbildung 1.54 zeigt ein erstes Dichtemodell<br />

des gesamten Mantels, das auf der Grundlage<br />

einer gemeinsamen Inversion von<br />

Schweredaten und seismischen Daten berechnet<br />

wurde. Anhand dieses Modells<br />

wurden die Mantelflussgeschwindigkeiten<br />

geschätzt. Wichtig ist dabei, dass die<br />

horizontalen Variationen der Viskosität,<br />

welche aus Mantelflussgeschwindigkeiten<br />

und den Gleichungen der Mineralphysik<br />

bestimmt wurden, berücksichtigt<br />

wurden. Die nächste Aufgabe besteht<br />

darin, die Modellparameter auszugleichen,<br />

sodass die Modelle bestmöglich mit<br />

den beobachteten GPS-Plattengeschwindigkeiten<br />

und dem gemessenen Geopotential<br />

(Schwere und Geoid) in Übereinstimmung<br />

gebracht werden.<br />

Struktur und Dynamik des Tienschan<br />

Der Tienschan in Zentralasien ist der<br />

größte und aktivste interkontinentale Gebirgsgürtel<br />

der Erde. Die hohe heute gemessene<br />

und aus der Geschichte bekannte<br />

seismische Aktivität lässt eine rasante<br />

Krustendeformation in diesem Gebiet<br />

erwarten. Dies ist eine Folge der hohen<br />

Geschwindigkeit, mit der sich Indien<br />

und Eurasien auf einander zu bewegen<br />

(Abb. 1.55), wobei der Tienschan mindestens<br />

die Hälfte davon absorbiert.<br />

Diese Situation ist absolut einzigartig für<br />

interkontinentale Gebirgsgürtel. Der Mechanismus,<br />

der die Verkürzung der Kruste<br />

in diesem Gebiet steuert, ist bis heute<br />

unklar. Die Diskrepanz zwischen den Verkürzungsraten<br />

von ca. 20 mm/Jahr (aus<br />

GPS-Messungen) und ca. 10 mm/Jahr (aus<br />

seismischen Momenten großer Krustenbeben<br />

abgeleitet) ist beachtlich. Um die<br />

Struktur der Kruste und des oberen Mantels<br />

zu modellieren und Typ und Intensität<br />

der tektonischen Prozesse, welche für die<br />

starke Krustendeformation in dieser Region<br />

verantwortlich sind, genau zu bestimmen,<br />

haben wir Schweredaten der<br />

neuen Satelliten-Missionen CHAMP und<br />

GRACE, regionale GPS-Beobachtungen<br />

und neue seismische Daten analysiert.<br />

Die Dynamik der Erde wird maßgeblich<br />

von Dichteanomalien bestimmt. Gleichzeitig<br />

erzeugen alle tektonischen Prozesse<br />

Dichtestörungen (wie die Topografie), die jeweils spezifisch<br />

sind. Als wichtigste Randbedingung bei der Konstruktion<br />

eines dynamischen Modells in dieser Region<br />

kann deshalb das Schwerefeld genutzt werden. Zentralasien<br />

ist eine der Regionen, in denen die älteren Schwerefeldmodelle<br />

(z. B. EGM96) große Fehler aufweisen.<br />

Wegen der politischen Grenzen müssen Geodäten und<br />

Geophysiker zudem verschiedene Datensätze, die extrem<br />

<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam

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