Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ
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Wechselwirkung bei den Übergangsmetallen eine geringere<br />
Rolle spielt und stattdessen die kovalente Bindung<br />
mehr zum Tragen kommt.<br />
Die Birch-Systematik zeigt, dass die seismische Geschwindigkeit<br />
von Spinellen mit zwei Übergangselementen<br />
auf den Kationenplätzen im Vergleich zu Spinellen mit<br />
keinem oder nur einem Übergangsmetall erheblich überschätzt<br />
wird. Dies unterstreicht wiederum den starken<br />
Effekt, den Übergangselemente auf das elastische Verhalten<br />
von Mineralen haben können.<br />
ICDP-Bohrung SAFOD (San Andreas Fault<br />
Observatory at Depth) – zur Geochemie von<br />
Gasen in seismisch aktiven Störungszonen<br />
Das grundlegende Verständnis der physikalischen und<br />
chemischen Prozesse, welche entlang von Störungszonen<br />
an aktiven Plattengrenzen auftreten und sich z. B. in Erdbeben<br />
äußern, ist immer noch überraschend gering. Für<br />
Untersuchungen dieser Prozesse am Ort ihres Ursprungs<br />
sind Tiefbohrungen unerlässlich. Daher wurden 2002 und<br />
<strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> an dem wohl weltweit bekanntesten aktiven<br />
Verwerfungssystem, der San Andreas Störung (SAF) in<br />
Kalifornien, im Rahmen von ICDP (International Continental<br />
Drilling Program) zwei Bohrungen niedergebracht.<br />
Die 2,2 km tiefe senkrechte Vorbohrung (SAFOD-PH)<br />
sowie die 4,0 km tiefe abgelenkte Hauptbohrung (SAFOD-<br />
MH), welche die Hauptstörung in <strong>2005</strong> durchstieß<br />
(Abb. 4.55).<br />
Während die Vorbohrung unterhalb von 770 m quartärer<br />
und tertiärer Sedimentgesteine bis zur Bohrlochendteufe<br />
von 2.170 m ausschließlich kretazische Granite durchteufte,<br />
traf die Hauptbohrung unterhalb von ca. 1.880 m<br />
Abb. 4.55: Schema der beiden SAFOD Bohrungen (Vorbohrung = PH,<br />
Hauptbohrung = MH), die im Rahmen von ICDP 2002 sowie <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong><br />
nahe der Stadt Parkfield, Kalifornien, abgeteuft wurden.<br />
Sketch of both SAFOD wells (Pilot Hole, Main Hole), drilled in 2002 and<br />
<strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> near the town Parkfield California within the frame of ICDP.<br />
erneut auf Sedimente und verblieb in diesen bis zur Endteufe<br />
von 3.990 m. Nach Beendigung der Bohrmaßnahmen<br />
durchgeführte geophysikalische Untersuchungen in<br />
der Hauptbohrung zeigen Deformationen der Bohrlochverrohrung<br />
bei 3.310 m, dem wahrscheinlichen momentan<br />
aktiven Teil der Hauptstörung. Untersuchungen an den<br />
erbohrten Gesteinen lokalisieren den Übergang von der<br />
Pazifischen Platte (SW der SAF) in die Nordamerikanische<br />
Platte (NÖ der SAF) in einem Bereich zwischen ca.<br />
3.100 m und 3.400 m.<br />
Während der Bohrkampagne erfolgte vor Ort ein ausgedehntes<br />
Bohrlochmessprogramm, die Gewinnung von<br />
Bohrkernen, die Probenahme sowie Dokumentation und<br />
Erstuntersuchung von Bohrklein sowie die Echtzeitanalyse<br />
der Spülungsgase mit anschließenden Isotopenuntersuchungen<br />
an Gasproben im <strong>GFZ</strong> Potsdam. Gase und Fluide<br />
könnten eine Schlüsselrolle für das Verständnis der<br />
Prozesse spielen, die an Verwerfungszonen auftreten. Eine<br />
oftmals ungewöhnliche Zusammensetzung von Gasen<br />
und Fluiden entlang aktiver Störungen sind durch Oberflächenuntersuchungen<br />
weltweit belegt, doch ist deren<br />
Ursprung, ihre Verteilung in der Tiefe und ein möglicher<br />
Zusammenhang mit seismischen Aktivitäten kaum verstanden.<br />
Informationen über die Verteilung der Gase in der Tiefe<br />
sowie deren Herkunft bietet die Analyse der in der Bohrspülung<br />
gelösten Gase. Diese werden aus der zirkulierenden<br />
Spülung extrahiert, in einen Messcontainer gepumpt<br />
und kontinuierlich in Echtzeit analysiert (Abb. 4.56).<br />
Die Echtzeitanalyse der Spülungsgase beim Abteufen der<br />
SAFOD-Bohrungen identifizierte im unteren sedimentären<br />
Bohrlochabschnitt der Hauptbohrung zwei Zonen mit<br />
erhöhten Gasgehalten, in 2.700 bis 2.900<br />
m und unterhalb von 3.550 m Tiefe. Als<br />
gasförmige Hauptbestandteile finden sich<br />
in diesen Abschnitten Kohlenwasserstoffe,<br />
H 2 und CO 2, gleichzeitig tritt dort<br />
erhöhte 222 Rn-Aktivität auf. Die Heliumgehalte<br />
sind dagegen vergleichsweise<br />
niedrig. Eine solche Gaszusammensetzung<br />
ist in Sedimenten generell nicht<br />
ungewöhnlich. Die Gase treten als zirkulierende<br />
Tiefenfluide durch permeables<br />
Gestein in das Bohrloch ein, wie es die<br />
erhöhte Radonaktivität in diesen Abschnitten<br />
belegt (Abb. 4.57).<br />
Beide Zonen weisen jedoch eine unterschiedliche<br />
Zusammensetzung der Gase<br />
auf. Die obere Zone hat relativ höhere<br />
Gehalte an H 2, während der untere<br />
Abschnitt an CO 2 und Kohlenwasserstoffen<br />
angereichert ist. Untersuchungen zur<br />
Isotopenzusammensetzung des Heliums<br />
zeigen weiterhin für beide Zonen nur<br />
einen geringen Anteil von Helium mit<br />
„Mantelursprung“. Bis zu einer Tiefe von<br />
~ 3.200 m beträgt der Anteil von Mantel-<br />
<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam