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Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ

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336<br />

Wechselwirkung bei den Übergangsmetallen eine geringere<br />

Rolle spielt und stattdessen die kovalente Bindung<br />

mehr zum Tragen kommt.<br />

Die Birch-Systematik zeigt, dass die seismische Geschwindigkeit<br />

von Spinellen mit zwei Übergangselementen<br />

auf den Kationenplätzen im Vergleich zu Spinellen mit<br />

keinem oder nur einem Übergangsmetall erheblich überschätzt<br />

wird. Dies unterstreicht wiederum den starken<br />

Effekt, den Übergangselemente auf das elastische Verhalten<br />

von Mineralen haben können.<br />

ICDP-Bohrung SAFOD (San Andreas Fault<br />

Observatory at Depth) – zur Geochemie von<br />

Gasen in seismisch aktiven Störungszonen<br />

Das grundlegende Verständnis der physikalischen und<br />

chemischen Prozesse, welche entlang von Störungszonen<br />

an aktiven Plattengrenzen auftreten und sich z. B. in Erdbeben<br />

äußern, ist immer noch überraschend gering. Für<br />

Untersuchungen dieser Prozesse am Ort ihres Ursprungs<br />

sind Tiefbohrungen unerlässlich. Daher wurden 2002 und<br />

<strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> an dem wohl weltweit bekanntesten aktiven<br />

Verwerfungssystem, der San Andreas Störung (SAF) in<br />

Kalifornien, im Rahmen von ICDP (International Continental<br />

Drilling Program) zwei Bohrungen niedergebracht.<br />

Die 2,2 km tiefe senkrechte Vorbohrung (SAFOD-PH)<br />

sowie die 4,0 km tiefe abgelenkte Hauptbohrung (SAFOD-<br />

MH), welche die Hauptstörung in <strong>2005</strong> durchstieß<br />

(Abb. 4.55).<br />

Während die Vorbohrung unterhalb von 770 m quartärer<br />

und tertiärer Sedimentgesteine bis zur Bohrlochendteufe<br />

von 2.170 m ausschließlich kretazische Granite durchteufte,<br />

traf die Hauptbohrung unterhalb von ca. 1.880 m<br />

Abb. 4.55: Schema der beiden SAFOD Bohrungen (Vorbohrung = PH,<br />

Hauptbohrung = MH), die im Rahmen von ICDP 2002 sowie <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong><br />

nahe der Stadt Parkfield, Kalifornien, abgeteuft wurden.<br />

Sketch of both SAFOD wells (Pilot Hole, Main Hole), drilled in 2002 and<br />

<strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> near the town Parkfield California within the frame of ICDP.<br />

erneut auf Sedimente und verblieb in diesen bis zur Endteufe<br />

von 3.990 m. Nach Beendigung der Bohrmaßnahmen<br />

durchgeführte geophysikalische Untersuchungen in<br />

der Hauptbohrung zeigen Deformationen der Bohrlochverrohrung<br />

bei 3.310 m, dem wahrscheinlichen momentan<br />

aktiven Teil der Hauptstörung. Untersuchungen an den<br />

erbohrten Gesteinen lokalisieren den Übergang von der<br />

Pazifischen Platte (SW der SAF) in die Nordamerikanische<br />

Platte (NÖ der SAF) in einem Bereich zwischen ca.<br />

3.100 m und 3.400 m.<br />

Während der Bohrkampagne erfolgte vor Ort ein ausgedehntes<br />

Bohrlochmessprogramm, die Gewinnung von<br />

Bohrkernen, die Probenahme sowie Dokumentation und<br />

Erstuntersuchung von Bohrklein sowie die Echtzeitanalyse<br />

der Spülungsgase mit anschließenden Isotopenuntersuchungen<br />

an Gasproben im <strong>GFZ</strong> Potsdam. Gase und Fluide<br />

könnten eine Schlüsselrolle für das Verständnis der<br />

Prozesse spielen, die an Verwerfungszonen auftreten. Eine<br />

oftmals ungewöhnliche Zusammensetzung von Gasen<br />

und Fluiden entlang aktiver Störungen sind durch Oberflächenuntersuchungen<br />

weltweit belegt, doch ist deren<br />

Ursprung, ihre Verteilung in der Tiefe und ein möglicher<br />

Zusammenhang mit seismischen Aktivitäten kaum verstanden.<br />

Informationen über die Verteilung der Gase in der Tiefe<br />

sowie deren Herkunft bietet die Analyse der in der Bohrspülung<br />

gelösten Gase. Diese werden aus der zirkulierenden<br />

Spülung extrahiert, in einen Messcontainer gepumpt<br />

und kontinuierlich in Echtzeit analysiert (Abb. 4.56).<br />

Die Echtzeitanalyse der Spülungsgase beim Abteufen der<br />

SAFOD-Bohrungen identifizierte im unteren sedimentären<br />

Bohrlochabschnitt der Hauptbohrung zwei Zonen mit<br />

erhöhten Gasgehalten, in 2.700 bis 2.900<br />

m und unterhalb von 3.550 m Tiefe. Als<br />

gasförmige Hauptbestandteile finden sich<br />

in diesen Abschnitten Kohlenwasserstoffe,<br />

H 2 und CO 2, gleichzeitig tritt dort<br />

erhöhte 222 Rn-Aktivität auf. Die Heliumgehalte<br />

sind dagegen vergleichsweise<br />

niedrig. Eine solche Gaszusammensetzung<br />

ist in Sedimenten generell nicht<br />

ungewöhnlich. Die Gase treten als zirkulierende<br />

Tiefenfluide durch permeables<br />

Gestein in das Bohrloch ein, wie es die<br />

erhöhte Radonaktivität in diesen Abschnitten<br />

belegt (Abb. 4.57).<br />

Beide Zonen weisen jedoch eine unterschiedliche<br />

Zusammensetzung der Gase<br />

auf. Die obere Zone hat relativ höhere<br />

Gehalte an H 2, während der untere<br />

Abschnitt an CO 2 und Kohlenwasserstoffen<br />

angereichert ist. Untersuchungen zur<br />

Isotopenzusammensetzung des Heliums<br />

zeigen weiterhin für beide Zonen nur<br />

einen geringen Anteil von Helium mit<br />

„Mantelursprung“. Bis zu einer Tiefe von<br />

~ 3.200 m beträgt der Anteil von Mantel-<br />

<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam

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