Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ
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grund – insbesondere in Leg 201 Sedimenten – für eine<br />
erhöhte Abbauresistenz.<br />
Um diese mikrobiellen Lipidmuster in Sedimenten besser<br />
nachvollziehen zu können, wurde die Anpassung an hohe<br />
Drücke, Temperaturen und Substratwechsel, die sich in der<br />
molekularen Zusammensetzung der mikrobiellen chemischen<br />
Zellkomponenten widerspiegelt, an verschiedenen<br />
Kulturen untersucht. Insgesamt bewirkten all diese Änderungen<br />
der Umgebungsbedingungen deutliche Variationen<br />
in den Kopfgruppen der Phospholipide und z. T. auch<br />
in den Fettsäureseitenketten (Mangelsdorf et al., <strong>2005</strong>).<br />
Diese neuen Erkenntnisse haben verdeutlicht, wie flexibel<br />
Mikroorganismen auf einen Wechsel in ihrem (extremen)<br />
Lebensraum reagieren können (Abb. 4.87).<br />
Die Nahrungsgrundlagen für mikrobielles Leben<br />
in tiefen terrestrischen Systemen<br />
Die in den letzten Jahren gewachsene Erkenntnis, dass<br />
mikrobielles Leben tief unterhalb der Erdoberfläche existiert<br />
(Parkes et al., 2000; Pedersen, 2000), führte zu einer<br />
völlig neuen Sichtweise darauf, wie tief und unter welchen<br />
Bedingungen Leben auf der Erde möglich ist. Eine der<br />
entscheidenden Fragen in diesem relativ neuen Wissenschaftsfeld<br />
ist, wie mikrobielles Leben in solch tiefen und<br />
alten Formationen überleben kann. Es wird angenommen,<br />
dass eine fermentative Umwandlung des in die Sedimente<br />
eingebetteten organischen Materials durch die Mikroben<br />
selbst zur kontinuierlichen Freisetzung von Nährstoffen<br />
führt. Eine weitere Quelle könnte allerdings auch die<br />
thermische Reifung des organischen Materials sein. Denn<br />
es ist bekannt, dass dabei potentielle Substrate – wie Wasserstoff,<br />
Kohlendioxid, Methanol, und Acetat – freigesetzt<br />
werden, was den Ablauf von autotrophen Reaktionen wie<br />
der Methanogenese und der Acetogenese ermöglicht und<br />
damit eine Kopplung zwischen geologischen und biologischen<br />
Prozessen bedeuten würde.<br />
Die DEBITS (Deep Biosphere in Terrestrial Systems)-<br />
Bohrung auf Neuseeland (Abb. 4.88) bietet die Möglichkeit,<br />
derartige Prozesse zu untersuchen. Der erbohrte Kern<br />
umfasst eine Sedimentabfolge von mehreren Lagen, die<br />
reich an organischem Material unterschiedlicher Reife<br />
sind, eingebettet in Ton-, Silt- und Sandschichten. Die an<br />
organischen Stoffen reichen Lagen dienen dabei vermutlich<br />
als potentielle substratliefernde Schichten, während<br />
die grobkörnigeren Ton-, Silt- und Sandschichten potentielle<br />
Lebensräume für die Mikroben darstellen. Darüber<br />
hinaus werden Proben einer vollständigen Reifesequenz<br />
(Torfe bis reife Braunkohlen) aus verschiedenen neuseeländischen<br />
Becken untersucht, um den Einfluss der Fazies<br />
auf die Reife zu untersuchen und um das Substratpotential<br />
dieser Kohlen mit steigender Reife abzuschätzen.<br />
Ziele der DEBITS-Studie sind zum einen die Charakterisierung<br />
des Lebensraums von tiefen mikrobiellen Populationen<br />
vor dem Hintergrund unterschiedlicher Sedimentlithologien<br />
mit variablen Gehalten an organischem<br />
Kohlenstoff (potentielle Substratfreisetzung) und zum<br />
anderen die Entwicklung eines Bohrverfahrens im terres-<br />
trischen Bereich zur Erbohrung von möglichst kontaminationsfreiem<br />
oder zumindest kontaminationskontrolliertem<br />
Kernmaterial für biogeochemische Untersuchungen.<br />
Eine der Grundvoraussetzung biogeochemischer Untersuchungen<br />
ist, dass das Kernmaterial tiefer gelegener<br />
Sedimentabschnitte frei von mikrobieller Oberflächenkontamination<br />
ist. Die angewandten Bohrverfahren im terrestrischen<br />
Bereich (hier das Rotationsbohrverfahren)<br />
stellen dabei eine besondere Herausforderung dar. Um die<br />
Eindringtiefe der Bohrflüssigkeit in das Kernmaterial und<br />
damit die potentielle Kontamination mit Mikroorganismen<br />
von der Oberfläche zu dokumentieren, wurden der<br />
Bohrspülung vor Beginn und kontinuierlich während der<br />
Bohrung fluoreszierende Mikropartikel (in der Größe von<br />
Mikroorganismen 0,5µm) beigefügt. Nach Gewinnung<br />
des Kernmaterials wurden Proben von der äußeren und<br />
inneren Kernsektion genommen und unter dem Fluoreszenzmikroskop<br />
hinsichtlich ihrer Mikropartikelkontamination<br />
untersucht. Die mikroskopischen Untersuchungen<br />
ergaben eine variable Abfolge von kontaminierten und<br />
nicht kontaminierten Kernabschnitten, scheinbar unabhängig<br />
von der Sedimentlithologie. Dennoch ermöglichte<br />
das entwickelte Bohrverfahren die Gewinnung vieler<br />
unkontaminierter Kernabschnitte, die dann für die weiteren<br />
mikrobiologischen und biogeochemischen Untersuchungen<br />
herangezogen werden konnten.<br />
Die molekular organisch-geochemische Analyse der Kohlen<br />
aus der Reifesequenz haben anhand der Biomarkerverteilung<br />
bisher ergeben, dass die verschiedenen Beckenfazies<br />
sehr großen Einfluss auf das organische Ausgangsmaterial<br />
haben und somit auch auf das Substrat-Potential<br />
für Mikroorganismen. Insbesondere der in den neuseeländischen<br />
Kohlen z. T. hohe Anteil an aromatischen Biomarkern<br />
und mit zunehmender Reife an generierten Aromaten<br />
wird als potentielle Wasserstoffquelle für bestimmte<br />
Mikroorganismen interpretiert.<br />
Zur Detektierung von lebenden Mikroorganismen in den<br />
tieferen Zonen der DEBITS-Bohrung werden spezifische<br />
Biomarker, die so genannten Phospholipide verwendet, die<br />
nur in lebenden Organismen über längere Zeiträume stabil<br />
sind. Die Lipiduntersuchung ausgewählter Übergänge von<br />
Lagen, reich an organischem Material, zu grobkörnigeren<br />
Ton-, Silt- und Sandschichten lassen vermuten, dass die<br />
Mikroben das klastische Material nahe der Schichten mit<br />
organischem Material (potentielle Substratlieferanten) als<br />
Lebensraum bevorzugen. Eine Erklärung für diese Beobachtung<br />
könnte der größere Porenraum in diesen Lithologien<br />
sein, der metabolische Austauschprozesse der Mikroorganismen<br />
im Porenwasser erlaubt. Die Nähe zu den<br />
Schichten, die reich an organischem Material sind, weist<br />
dabei auf eine Substratfreisetzung aus diesen Schichten in<br />
die angrenzenden Lagen hin (Beispiel siehe Abb. 4.88).<br />
Mechanismen und Effekte des biologischen Erdölabbaus<br />
Biologischer Abbau von Kohlenwasserstoffen in Erdölund<br />
Erdgaslagerstätten ist ein weit verbreitetes Phänomen<br />
<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam