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Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ

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D-INSAR-Forschung in China: Monitoring und<br />

Analyse von Absenkungen und Hangrutschungen<br />

Y. Xia und H. Kaufmann<br />

Leveling and GPS surveying are the traditional methods to monitor and calculate surface subsidence and landslides.<br />

However, just a limited number of discrete points can be exactly measured and the distribution and areal extent of the<br />

affected regions are still unknown. Furthermore, a continuous frequent monitoring of large areas with the help of leveling<br />

and GPS is rather expensive. Alternatively, the application of differential SAR Interferometry (D-InSAR) is a very<br />

useful technique and thus, an important new method for the synoptic detection and monitoring of accurate subsidence<br />

rates over extensive areas. We tested this new technology and our INSAR processing system for the monitoring of<br />

subsidence in the region of Tianjin and the observation of landslides in the Three Gorges area in China.<br />

Einleitung<br />

Bodenabsenkungen, die durch massive Grundwasserentnahme<br />

entstehen, stellen ein akutes Umweltproblem in<br />

China dar. Sie bedrohen die städtische Infrastruktur, Straßen<br />

und Brücken, Bahnhöfe und Flughäfen sowie auch<br />

unterirdische Anlagen, beispielsweise die Kanalisation. In<br />

China haben sich bereits drei große Absenkungszentren<br />

gebildet – Shanghai im Yangtze-Flussdelta, die Su-Xi-<br />

Chang-Region in der Provinz Jiangsu und die Hang-Jia-<br />

Hu-Ebene in der Provinz Zhejiang. Der Absenkungsbereich<br />

im Yangtze-Delta entspricht mit ca. 30.000 km 2 zwar<br />

nur 0,3 % der Fläche Chinas, jedoch werden an dieser Stelle<br />

15,3 % des Bruttosozialproduktes erwirtschaftet. In<br />

Shanghai werden die Absenkungen bereits seit 1921 beobachtet.<br />

Im Zeitraum von 1921 bis 1965 sank die Stadt um<br />

1,76 m sowie deren Umgebung um fast 2 m relativ zum<br />

Hochwasserniveau des Huangpu-Flusses. Zu dieser Zeit<br />

wurde durch starken Regen oder Springfluten der halbe<br />

städtische Bezirk überschwemmt. Personenschäden, Betriebsschließungen<br />

und Verkehrsstillstand waren die Folge.<br />

Der neue und immer stärker auszubauende Deich entlang<br />

der Flüsse Suzhou und Huangpu gilt als dauerhaftes<br />

Mahnsymbol für durch Oberflächenabsenkungen verursachte<br />

Schäden und Gefahren.<br />

Im Bereich von Nordchina, besonders in der Region der<br />

drittgrößten Stadt Chinas, Tianjin, nehmen die Absenkungen<br />

bereits katastrophale Ausmaße an. So wurde am<br />

1. September 1992 in Folge einer Sturmflut von 5,93 m<br />

über dem Gezeitenniveau der Hafen von Tangku überflutet,<br />

mit einem Schaden von ungefähr 300 Million Yuan<br />

(ca. 30 Million Euro). Nahe Tianjin wurde im Jahre 1965<br />

das Ölfeld Dagang angelegt und seitdem industriell betrieben.<br />

Durch massive Entnahme von juvenilem Grundwasser<br />

für die Landwirtschaft kam es zu massiven Senkungen<br />

von bis zu 80 m im Untergrund. Die beobachteten<br />

Senkungsraten an der Erdoberfläche betragen 0,8 bis<br />

1,7 m und bedrohen somit auch akut die Ölförderung.<br />

Abwässer in Folge von Starkregenereignissen stellen ein<br />

weiteres Problem für die städtischen Bezirke dar. Das fehlende<br />

Gefälle der Abwasserleitungen verhindert ein schnelles<br />

Abfließen und führt zur Versumpfung im Bereich der<br />

Flussgebiete. Meerwasser fließt ins Landesinnere und verschlechtert<br />

dadurch zusätzlich die Trinkwasserqualität in<br />

den betroffenen Gebieten.<br />

Hangrutschungen, besonders im Gebiet der Drei Schluchten<br />

entlang des Yangtze-Flusses, repräsentieren ein weiteres<br />

akutes Umweltproblem in China. Das größte Stauseeprojekt<br />

Chinas, das Drei-Schluchten-Projekt, wurde realisiert,<br />

um den aufkommenden Bedarf an Energie im Norden<br />

des Landes sicherzustellen. Mit einer Gesamtlänge<br />

von über 600 km und einer durchschnittlichen Breite von<br />

1,1 km erreicht die Aufnahmekapazität des Yangtze-Stausees<br />

39,3 Milliarden Kubikmeter Wasser. Die Länge des<br />

Stauseeufers, die Speicherkapazität, die Anzahl der Umsiedlungen<br />

und die ökologischen Veränderungen sind bisher<br />

mit keinem anderen Projekt vergleichbar. Dadurch<br />

ergeben sich jedoch auch erhebliche potentielle Gefahren.<br />

Im Vordergrund stehen viele rezente Erdrutschungen und<br />

Felsstürze, die entlang der Ufer des Flusses verstärkt auftreten.<br />

Mehr als zweitausend großskalige Rutschungsmassen<br />

sind bisher entdeckt worden. Seit 1982 traten mehr<br />

als 70 Erdrutsche, Einstürze und Schlammströme auf, die<br />

eine direkte Bedrohung für die zahlreichen in diesem<br />

Raum lebenden Menschen und das Staudammprojekt darstellen.<br />

Man schätzt, dass die Aufstauung des Flusses auf<br />

geplante 175 m die Instabilität entlang der Uferzonen und<br />

seiner Zuflüsse noch steigern wird. Die Gefahrenüberwachung<br />

und -vorbeugung in der Drei-Schluchten-Region ist<br />

deshalb ein wichtiges Anliegen während der Aufstauungsphase<br />

und der späteren Bewirtschaftung. Gemeinsam<br />

mit chinesischen Partnern soll deshalb ein Konzept zur<br />

Gefahrenüberwachung und deren Vorhersage erarbeitet<br />

und installiert werden, um dieses einzigartige Ökosystem<br />

besser schützen zu können.<br />

Traditionelle Überwachungs- und Messmethoden für Oberflächenabsenkungen<br />

und Hangrutschungen sind geodätische<br />

Verfahren wie Nivellement, Tachymetrie und GPS.<br />

Dabei kann aber nur eine begrenzte Anzahl an diskreten<br />

Punkten hochgenau vermessen werden. Dies hat zur Folge,<br />

dass die eigentliche Verteilung und das Ausmaß der Absenkung<br />

für das gesamte Gebiet weitgehend unbekannt sind und<br />

interpoliert werden müssen. Außerdem scheitert eine konti-<br />

<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam<br />

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