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Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ

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Abb. 2.31: Beispiel eines tomographischen P-Wellengeschwindigkeitsmodells (links Süden, rechts Norden), abgeleitet<br />

aus den Laufzeiten der direkten P-Wellen entlang des Frazerburg Profils. Der obere Bereich (einige km) zeigt geringe<br />

Geschwindigkeiten, die durch Sedimente erklärt werden können. Der mittlere Krustenbereich ist komplex aufgebaut,<br />

die Moho wurde bei ca. 40 km Tiefe gefunden. Die BMA (bei ca. 100 km) konnte nicht klar abgebildet werden. Hellere<br />

Bereiche stellen Regionen dar, die nicht aufgelöst werden konnten.<br />

Example of the tomographic P-wave velocity model (left South, right North), derived from travel times of refracted<br />

waves of the Frazerburg line. The uppermost few kilometres have low velocities and represent sediments. The middle<br />

crust is characterized by complex velocity structures. The Moho is at around 40 km depth. The Beattie anomaly<br />

(~ 100 km model) is not clearly imaged. Pale colours indicate regions with poor or no ray coverage.<br />

mischen Quelle zu der jeweiligen seismischen Station<br />

bestimmt. Mit Hilfe dieser Daten konnte unter Verwendung<br />

von tomographischen Verfahren ein P-Wellen Geschwindigkeitsmodell<br />

der Erdkruste abgeleitet werden<br />

(Abb. 2.31). Dieses vorläufige Modell ist durch ausgeprägte,<br />

oberflächennahe Schichten mit geringeren Geschwindigkeiten<br />

(Sedimente) und komplexeren Strukturen<br />

im Mittel- und Unterkrustenbereich gekennzeichnet.<br />

Durch die geplante gemeinsame Auswertung mit den<br />

seeseitigen Daten wird die Abbildung der Strukturen<br />

im Übergangsbereich zum Ozean und des oberen Mantels<br />

möglich sein. Die Feldexperimente wurden vom<br />

<strong>GFZ</strong> finanziert; die Messgeräte wurden vom Geophysikalischen<br />

Instrumentenpool des <strong>GFZ</strong> Potsdam bereitgestellt.<br />

Erweiterte thermomechanische Modellierung<br />

Die Deformation und der Fluss von Gasen und Flüssigkeiten<br />

in der Lithosphäre werden durch mechanische Prozesse<br />

bestimmt. Zentrale mechanische Eigenschaften hängen<br />

wiederum stark u. a. von Temperatur und chemischer<br />

Zusammensetzung ab. Das resultierende komplizierte System<br />

stark gekoppelter nichtlinearer thermischer, mechanischer,<br />

chemischer und physikalischer Prozesse formt die<br />

Struktur der Lithosphäre und bestimmt deren geologische<br />

Entwicklung. Aufgrund jüngerer Fortschritte in der Physik<br />

und der Chemie und mit der Hilfe moderner Hochleistungsrechner<br />

ist die Modellierung dieses Systems heutzutage<br />

möglich geworden. Diese so genannte „erweiterte<br />

thermomechanische Modellierung“ war in den letzten<br />

Jahren verstärkt Forschungsgegenstand am <strong>GFZ</strong>.<br />

Sedimentation und Deformation der Lithosphäre an Pullappart<br />

Becken<br />

Eine Transform-Störung ist eine Plattengrenze, an der<br />

zwei Lithosphärenplatten horizontal aneinander vorbei-<br />

gleiten. Die dabei auftretende dreidimensionale Verformung<br />

macht eine numerische Modellierung sehr aufwändig.<br />

Bisherige Simulationen waren daher auf unrealistische<br />

Modelle mit vereinfachter Rheologie beschränkt. Die<br />

erste thermomechanische Studie einer kontinentalen<br />

Transform-Störung mit Berücksichtigung einer realistischen<br />

Rheologie (Sobolev et al., <strong>2005</strong>a) konzentrierte sich<br />

auf die Modellierung des Dead Sea Transform (DST) im<br />

mittleren Osten. Wir stellen einige Resultate der Arbeit<br />

vor, welche diese Studie erweitert und sich mit fundamentalen<br />

Fragen nach dem Ursprung von tiefen Sedimentbecken<br />

im Zusammenhang mit kontinentalen Transform-Störungen,<br />

sogenannte Pull-appart Becken, beschäftigt.<br />

Diese Pull-appart Becken sind Senken, die als Ergebnis<br />

einer Extension der Kruste entstehen, und zwar in solchen<br />

Gebieten, in denen die Richtung des Fault overstepping<br />

mit der Bewegungsrichtung an der Scherzone übereinstimmt<br />

(Abb. 2.32a). Das herausragende klassische<br />

Beispiel für ein Pull-appart Becken ist das 150 km lange<br />

Dead Sea Becken an der DST. Hier hat sich in den letzten<br />

15 bis 17 Millionen Jahren mehr als acht Kilometer Sedimentbedeckung<br />

angesammelt. Es war bisher unklar,<br />

wodurch die Länge eines Pull-appart Beckens sowie die<br />

Dicke seiner Sedimente bestimmt werden und wie sich die<br />

dazugehörende Verformung unterhalb des Beckens verteilt.<br />

Mittels eines 3-D- (plus Zeit) thermomechanischen Modells<br />

(Abb. 2.32b, 2.33) eines Pull-appart Beckens, welches<br />

an einem Overstepping einer aktiven Transformstörung<br />

gebildet wurde, wurden diese Fragen angegangen<br />

(Petrunin and Sobolev, 2006). Die Modellierung zeigte,<br />

dass für eine gegebene Verschiebung und Reibung in den<br />

Verwerfungen die Dicke der spröden Schicht der bedeutendste<br />

Parameter für die Beckenlänge, Dicke der Sedimente<br />

und das Deformationsmuster unter dem Becken<br />

darstellt, und diese wiederum durch die Temperatur und<br />

Zusammensetzung der Lithosphäre bestimmt wird. Die<br />

<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam<br />

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