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Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ

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kurz bevor geomagnetische Jerks beobachtet werden,<br />

große Änderungen zeigt. Dieses Ergebnis bedarf weiterer<br />

Untersuchung. Aber auch Untersuchungen der Variation<br />

der Tageslänge von Holme und DeViron (<strong>2005</strong>) weisen<br />

darauf hin, das geomagnetische Jerks mit Beschleunigungen<br />

der Bewegung des Erdkerns einhergehen.<br />

Da das gesamte Spektrum der Hauptfeldvariationen Teil<br />

des Geodynamoprozesses ist, ist auch die Untersuchung<br />

der länger periodischen Eigenschaften der Säkularvariation<br />

für ein besseres Verständnis wichtig. Direkte Beobachtungen<br />

des Erdmagnetfelds reichen bis ins 16. Jahrhundert<br />

zurück. Die Magnetfeldstärke konnte allerdings<br />

erst seit 1840 bestimmt werden, als Carl Friedrich Gauß<br />

ein entsprechendes Messverfahren entwickelte. Diese<br />

Beobachtungen decken also nur einen kleinen Teil des<br />

Spektrums der Magnetfeldvariationen ab. Informationen<br />

über länger periodische Variationen können aus archäound<br />

paläomagnetischen Daten gewonnen werden. Gebranntes<br />

archäologisches Material, vulkanisches Gestein und<br />

Sedimente können Magnetfeldrichtung und -stärke zur<br />

Zeit ihrer Entstehung gewissermaßen einfrieren. Die Anzahl<br />

solcher verfügbaren Datensätze von verschiedenen<br />

Orten weltweit steigt ständig. Einzelne, regionale Datensätze<br />

lassen nur begrenzt Rückschlüsse auf die globalen<br />

Prozesse zu. Wir haben die aktuellen Modellierungsmethoden,<br />

wie sie für Observatoriums- und Satellitendaten<br />

verwendet werden, auf global verteilte archäo- und paläomagnetische<br />

Daten der letzten 7.000 Jahre angewandt<br />

(Korte et al., <strong>2005</strong>; Korte and Constable, <strong>2005</strong>a), um<br />

gegenwärtige kontinuierliche Magnetfeldbeschreibungen<br />

zu verlängern und so das Spektrum der global untersuchbaren<br />

Charakteristika der Säkularvariation zu erweitern.<br />

Das Modell CALS7K (model from Continuous Archäoand<br />

Lake Sediment data of the past 7k years) hat aufgrund<br />

der schlechteren globalen Verteilung und größeren Unsicherheiten<br />

der Daten zwangsläufig eine schlechtere Auflösung<br />

als aktuelle Modelle, beschreibt aber zuverlässig<br />

die großräumige Säkularvariation im Periodenbereich von<br />

Jahrhunderten bis Jahrtausenden. Das Modell wird gegenwärtig<br />

verwendet, um die globale Verteilung und eventuell<br />

vorhandene Periodizitäten zu studieren und um Rückschlüsse<br />

über die Flüssigkeitsbewegungen im äußeren<br />

Erdkern zu ziehen. Die äquivalente Modellierungsmethode<br />

ermöglicht den direkten Vergleich mit Resultaten aus<br />

Studien des aktuellen Magnetfelds und der kurzperiodischen<br />

Säkularvariation.<br />

Eines der wichtigsten Ergebnisse, die bisher aus CALS7K<br />

gewonnen wurden, ist die Beschreibung der Entwicklung<br />

des Dipolmoments seit 5.000 v. Chr. mit guter zeitlicher<br />

Auflösung (Abb. 2.64). Da ein einfaches, gegenüber der<br />

Drehachse der Erde leicht geneigtes Dipolfeld über 90 %<br />

des an der Erdoberfläche beobachteten Magnetfelds beschreibt,<br />

ist das Dipolmoment ein Maß für die globale<br />

Stärke des Erdmagnetfelds. Seit dem Beginn der Intensitätsmessungen<br />

1840 hat das Dipolmoment um 10 % abgenommen.<br />

Diese starke Abnahme des Magnetfelds ist beun-<br />

Abb. 2.64: Das geomagnetische Dipolmoment der letzten 7.000 Jahre und seine zeitliche Änderung. Erst die neue<br />

globale Modellierung CALS7K (rote Kurve) hat gezeigt, dass frühere Abschätzungen des Dipolmoments nur aus<br />

Archäo-Intensitätsdaten (VADMs) zu hoch liegen (Symbole). Im vergrößert dargestellten rechten Teil der Abbildung<br />

ist die gute Übereinstimmung mit dem auf historischen und aktuellen Daten basierenden Dipolmoment des GUFM-<br />

Modells (blau, Jackson et al., 2000) zu sehen. Die Abweichung (innerhalb der Fehlergrenzen) zwischen CALS7K und<br />

GUFM ist auf die beschränkte zeitliche Auflösung des CALS7K Modells zurückzuführen. Das Ergebnis der globalen<br />

Modellierung liefert jedoch eine wesentlich bessere zeitliche Auflösung als die früheren, über 500 bis 1.000 Jahre<br />

gemittelten VADM-Abschätzungen. Die<br />

hohe Variabilität des Dipolmoments wird<br />

besonders in den Ab- und Zunahmeraten<br />

(unten) deutlich.<br />

The geomagnetic dipole moment of the<br />

past 7000 years and its temporal change.<br />

The new global model CALS7K (red)<br />

shows that previous VADM results purely<br />

from archaeointensity data (symbols) are<br />

systematically biased high. The expanded<br />

right part of the figure confirms the good<br />

agreement between CALS7K and GUFM,<br />

a model based on historical data (blue,<br />

Jackson et al., 2000). The deviation of the<br />

two models (within the error estimates) is<br />

due to the limited temporal resolution of<br />

CALS7K. However, the temporal resolution<br />

in the global modelling approach is<br />

highly improved compared to VADM estimates,<br />

which are averaged over 500 to<br />

1000 years. The high variability of the<br />

dipole moment becomes most obvious<br />

when looking at rates of change (lower<br />

panel).<br />

<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam<br />

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