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Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ

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364<br />

Abb.4.89:Überblick über den Prozess des<br />

biologischen Erdölabbaus: Mikrobielles<br />

Leben in Erdöllagerstätten erfordert<br />

zwingend flüssiges Wasser. Daher finden<br />

biologische Abbauvorgänge bevorzugt an<br />

der Grenze von Öl- und Wasserphase statt,<br />

wodurch es zu vertikalen Gradienten in<br />

der Erdölzusammensetzung kommt. Physikalisch-chemische<br />

Faktoren und Prozesse<br />

(diffusiver Transport, Sorptionseigenschaften,<br />

Verteilungsverhalten, Wasserlöslichkeit)<br />

kontrollieren die unterschiedliche<br />

Bioverfügbarkeit einzelner<br />

Erdölbestandteile. Mikroorganismen passen<br />

ihr Verhalten an die Eigenschaften der<br />

jeweils bevorzugten Substrate an. Sind<br />

diese gut wasserlöslich, treiben ihre Abbauer<br />

frei in der Wasserphase („non-attached<br />

bacteria“), sind sie dagegen schlecht<br />

wasserlöslich, halten sich ihre Abbauer<br />

nahe am Öl-Wasser-Kontakt auf („attached<br />

bacteria“). Für den Verlauf der Abbauvorgänge<br />

sind weitere Faktoren wie<br />

z. B. die Verfügbarkeit von Elektronenakzeptoren<br />

(Sulfat, CO 2) von Bedeutung. Es<br />

wird auf Grund empirischer Befunde allgemein<br />

angenommen, dass 80 bis 90 °C<br />

die Temperaturobergrenze für biologischen<br />

Abbau von Kohlenwasserstoffen<br />

in Lagerstätten darstellt. Der Grund hierfür<br />

ist allerdings unklar, da mikrobielles<br />

Leben bei weit höheren Temperaturen<br />

(>110 °C) möglich ist.<br />

Conceptional overview of petroleum biodegradation. Microbial life in reservoirs is only possible in the presence of<br />

liquid water. Therefore, biodegradation takes mainly place at the oil-water-contact, resulting in vertical gradients of<br />

oil composition. Physicochemical factors and processes (diffusive transport, sorption behaviour, partition behaviour,<br />

water solubility) control the different bioavailability of individual oil constituents. Microorganisms adapt their behaviour<br />

to the properties of preferred substrates. Degraders of highly water soluble substrates thrive in the water phase<br />

(„non-attached bacteria“) while degraders of substrates of low water solubility stay in close vicinity to the oil-watercontact<br />

(„attached bacteria“). With respect to the overall process other factors such as the availability of electron<br />

acceptors (sulphate, CO 2) are also very important. Based on empirical observations it is generally assumed that 80 –<br />

90 °C represent the upper temperature limit for biodegradation of hydrocarbons in reservoirs. The reason for this, however,<br />

is not clear since microbial life is possible at significantly higher temperatures (> 110 °C).<br />

Lagerstätte und damit die Zusammensetzung der Mikroflora<br />

steuern, ist bislang allerdings nur sehr wenig bekannt.<br />

Hieraus ergibt sich erheblicher Forschungsbedarf für zukünftige<br />

Untersuchungen. Der zweite wichtige Faktor ist<br />

die Bioverfügbarkeit einzelner Erdölbestandteile. Da kohlenwasserstoffabbauende<br />

Mikroorganismen in der Wasserphase<br />

einer Lagerstätte leben, können sie nur solche<br />

Ölbestandteile verwerten, die in gelöster Form im Wasser<br />

vorliegen (Abb. 4.89). Alle physikalisch-chemischen Prozesse,<br />

die den Transport in die Wasserphase und die Konzentration<br />

dort bestimmen, haben daher einen Einfluss auf<br />

die Bioverfügbarkeit und somit auch auf die Abbauraten.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Überlegungen haben wir<br />

eine Methode entwickelt, mit der erstmals die relativen<br />

Abbauraten individueller Erdölbestandteile für einzelne<br />

Lagerstätten ermittelt werden können. Abb. 4.90 erläutert<br />

dies am Beispiel der n-Alkane.<br />

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse zur Wirkung biologischer<br />

Abbauprozesse auf die Änderung der Erdölzusammensetzung<br />

können neue konzeptionelle Modelle zur besseren<br />

Vorhersage von Erdöleigenschaften entwickelt werden.<br />

Häufig verwendete molekulare Indikatoren für die<br />

Abbauprozesse und wichtige Kenngrößen zur Charakterisierung<br />

der Erdölqualität sind oft widersprüchlich. Eine<br />

der wichtigsten Kenngrößen ist die so genannte API-Dichte<br />

(genauere Erläuterungen finden sich in der Legende zu<br />

Abb. 4.91), deren Werte mit fortschreitender Biodegradation<br />

sinken. Als molekulare Indikatoren finden vornehmlich<br />

die Konzentrationsverhältnisse ausgewählter Erdölbestandteile<br />

Verwendung. Unsere Untersuchungen zeigen,<br />

dass widersprüchliche Ergebnisse eine Folge inadäquater<br />

molekularer Parameter sind. Daher haben wir einen<br />

neuen molekularen Parameter entwickelt, der auf der<br />

Quantifizierung von mehr als 50 Erdölbestandteilen<br />

<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam

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