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Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ

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durch Fluide produzierten Mikrophasen können durch<br />

Ostwald-Reifung wachsen. Material, das nicht für die Bildung<br />

der Mikrophasen verbraucht wird, wird via Fluid<br />

über die Mikroporosität abgeführt. In gleicher Weise kann<br />

für die Bildung von Mikrophasen Material von außen her<br />

via Fluid herantransportiert werden. Die Ausbildung und<br />

Persistenz solcher Mikroporositäten ist von entscheidender<br />

Bedeutung für den Prozess und für die Interpretation<br />

von Materialtransport in Gesteinen.<br />

Auflösung-Ausfällung über Fluid und die Bildung<br />

von Mikroporosität wird am Beispiel der Bildung von<br />

Monazit [(La,Ce,Nd)PO 4] in einem Apatitwirtskristall<br />

[Ca 10(PO 4) 6(F,Cl)] bei 600 °C und 500 MPa experimentell<br />

gezeigt. 20 mg 20 bis 200 µm große Fluorapatitkristalle<br />

und 5 mg einer 1 normalen HCl-Lösung wurden in Platinkapseln<br />

eingeschweißt und hydrothermal behandelt.<br />

Die Reaktionsprodukte zeigen, dass jedes Apatitkorn mit<br />

dem Fluid partiell reagiert hat (Abb. 4.18a), unter Bildung<br />

eines anders zusammengesetzten Apatitsaums, der relativ<br />

zum unreagierten Apatitkern dunkelgrau erscheint, weil<br />

er die Spurenelemente (Y+REE)+Si+Na+S+Cl während<br />

der Reaktion verloren hat. Der reagierte Teil des Apatits<br />

enthält Mikrokristalle von Monazit (helle Punkte, Größe<br />

~ 1µm), die gehäuft an der Reaktionsfront zwischen neuem<br />

und altem Apatit auftreten. Im Apatitkern erscheinen sie<br />

nicht. Messungen mit der Elektronenstrahlmikrosonde<br />

über die Reaktionsfront zeigen eine sehr scharfe chemische<br />

Grenze zwischen den beiden Apatitgenerationen.<br />

Wenn man die Reaktionszeit von drei auf neun Wochen<br />

verdreifacht, nimmt die Zahl der Monazitkristalle bei<br />

gleichzeitigem Größerwerden ab, wobei das Volumen des<br />

metasomatisch veränderten Apatits annähernd gleich<br />

bleibt.<br />

Mithilfe der Focussed-Ion-Beam Methode wurden 7 x 15<br />

x 0.1 µm große Folien quer zur Reaktionsfront geschnitten<br />

und unter dem TEM untersucht (Abb. 4.19). Diesseits<br />

der Reaktionsfront, im metasomatisch veränderten Apa-<br />

tit, erscheinen charakteristische, parallel orientierte, 5 bis<br />

20 nm breite Nanokanäle (Abb. 4.20a, b) als Spuren der<br />

Transportwege der fluiden Phase. Elektronenbeugungsaufnahmen<br />

über die Reaktionsfront hinweg zeigen identische<br />

Beugungsmuster für den Apatit diesseits und jenseits<br />

der Reaktionsfront. (Abb. 4.20c). Im metasomatisch<br />

veränderten Apatit finden sich Mikrokristalle von Monazit<br />

(Abb. 4.20a) die in Hohlräumen (Mikroporositäten) an<br />

oder direkt hinter der Reaktionsfront kristallisieren. Sie<br />

zeigen keine bevorzugte Orientierung relativ zum Apatitwirt.<br />

Die Mikroporositäten sind zum Teil oder gänzlich<br />

mit amorphem Material gefüllt, das während des Wachstums<br />

der Monazite aus dem Fluid ausgefällt wurde. Die<br />

Zusammensetzung dieses amorphen Materials ist dem des<br />

Apatits sehr ähnlich. Die Monaziteinschlüsse sind immer<br />

von vielen Mikrokanälen umgeben (Abb. 4.20a). Metasomatisierter<br />

Apatit zeigt häufig leicht missorientierte<br />

Gittersegmente (Schnitt Nr. 3 aus Abb. 4.19a; Abb. 4.21a)<br />

die als ausgeheilte Nanokanäle interpretiert werden.<br />

Unreagierter Apatit zeigt dies nicht (Schnitt Nr. 4 aus<br />

Abb. 4.19a; Abb. 4.21b).<br />

Diese Beobachtungen sind wichtig für die Interpretation<br />

von Massentransport in Gesteinen. Es ist allgemein akzeptiert,<br />

dass Fluide entlang von Korngrenzen transportiert<br />

werden. Es wurde hier gezeigt, dass sie Material auf einer<br />

Skala von hunderten von Mikrometern in die Mineralphasen<br />

hinein und aus ihnen heraus transportieren können,<br />

aufgrund der Bildung von Mikroporositäten, die<br />

wiederum aus Auflösungs-Ausfällungsprozessen resultieren.<br />

Die Transportwege für Fluide sind viel größer, als<br />

bisher angenommen, und sehr viel mehr Gesteinsvolumen<br />

wird von Fluid durchströmt, als nur durch Transport entlang<br />

von Korngrenzen. Es ist bisher unklar, wie lange solche<br />

transienten Mikroporositäten in Gesteinen existieren<br />

können. Sie werden jedenfalls solange existieren, wie ein<br />

chemisches Ungleichgewicht zwischen Fluid und Mineral<br />

den Prozess aufrechterhält. Ist das Gleichgewicht<br />

erreicht wird nichts mehr aufgelöst, ausgefällt und trans-<br />

Abb. 4.19: (a) Rückstreuelektronen-Aufnahme eines Fluorapatitkorns von Experiment AM34 mit Kennzeichnung der<br />

Gebiete, aus denen die TEM-Folien 1, 2, 3 und 4 entnommen wurden. (b) Vergrößerter Ausschnitt des Gebiets, aus dem<br />

die TEM-Folie 2 entnommen wurde. Die genaue Position der Folie war zwischen den zwei Kreuzen.<br />

(a) shows a BSE photograph of a fluorapatite grain from experiment AM34 and indicates the exact locations where<br />

TEM foils 1, 2, 3, and 4 were sampled. (b) shows a close-up of the area where TEM foil 2 was cut and later removed.<br />

The exact location of the foil was between the two x marks.<br />

<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam<br />

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