Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ
Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ
Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fernerkundung<br />
Die Fernerkundung stellt eine Schlüsseltechnologie für<br />
die Erdbeobachtung dar. Sie trägt entscheidend dazu bei,<br />
den Kostenaufwand für die flächenhafte und multitemporale<br />
Datengewinnung zu minimieren. Sie schafft eine flächenbezogene<br />
Datenbasis für vielfältige Zwecke, die z. B.<br />
in Geoinformationssystemen genutzt werden kann. Am<br />
<strong>GFZ</strong> Potsdam werden dazu neue Konzepte und Algorithmen<br />
entwickelt, die den raumbezogenen und spektralen<br />
Informationsgehalt unterschiedlicher Satelliten- und Flugzeugsensoren<br />
analysieren. Die methodischen Entwicklungen<br />
orientieren sich im Wesentlichen an den beiden<br />
Schwerpunktthemen Umwelt und Naturgefahren. Die Ergebnisse<br />
finden Eingang in die Arbeiten verschiedener<br />
Großprojekte am GeoForschungsZentrum sowie innerhalb<br />
der Helmholtz-Gemeinschaft und unterstreichen<br />
damit den interdisziplinären Charakter und Nutzen der<br />
Fernerkundung. Neben diesen methodischen Arbeiten bilden<br />
die Machbarkeitsstudie des Hyperspektralsatelliten<br />
EnMAP und zukünftige Einsatzmöglichkeiten dieses Satelliten<br />
einen weiteren Schwerpunkt.<br />
Landdegradation<br />
Rund siebzig Prozent aller Trockengebiete außerhalb der<br />
vollariden Wüsten sind vom Rückgang der Boden- und<br />
Pflanzenbedeckung und damit von einer zunehmenden<br />
Degradation des Landes betroffen. Klimaschwankungen<br />
und nicht nachhaltige menschliche Aktivitäten wie Übernutzung,<br />
Überweidung und Abholzung sind wesentliche<br />
Ursachen für die komplexen Desertifikationsprozesse. In<br />
der 1996 in Kraft getretenen UN-Konvention zur Bekämpfung<br />
der Wüstenbildung (UN Convention to Combat<br />
Desertification UNCCD) wird daher die Notwendigkeit<br />
betont, verstärkt die Prozesse der Landdegradation und<br />
Desertifikation zu erforschen.<br />
Eine Voraussetzung für die Bekämpfung der Desertifikation<br />
ist die genaue Kenntnis über das Ausmaß der degradierten<br />
Gebiete und neuer, potentiell gefährdeter Gebiete.<br />
Die Fernerkundung bietet die Möglichkeit, entsprechendes<br />
thematisches Kartenmaterial im globalen, regionalen<br />
und lokalen Maßstab flächenhaft und kostengünstig<br />
zu liefern. Untersucht wird insbesondere das Potential der<br />
abbildenden Spektroskopie für die Bestimmung von<br />
boden- und vegetationsspezifischen Parametern, die mit<br />
Landdegradationsprozessen verknüpft sind. Derartig<br />
abgeleitete quantitative Parameter können vielfältig, beispielsweise<br />
als Eingangsgrößen für Erosions- und Desertifikationsmodelle<br />
zur Überwachung von Landdegradationsprozessen<br />
eingesetzt werden. Ihre Integration in global<br />
anwendbare Landdegradationsindizes ermöglicht die<br />
Bestimmung des Ausmaßes der Degradation. Daneben<br />
fließen sie in die Gewinnung von Indikatoren für die Charakterisierung<br />
spezifischer Oberflächeneigenschaften in<br />
Bezug auf Wasserzyklus, Erosionsprozesse und die Pflanzenproduktion<br />
in Trockengebieten ein.<br />
Im Rahmen von verschiedenen laufenden Projekten<br />
wurden in zwei Regionen Testgebiete eingerichtet, im<br />
Tagebaugebiet Welzow-Süd bei Cottbus und im Naturpark<br />
Cabo de Gata-Níjar in der Provinz Almeria, Spanien.<br />
Erfassung physikalischer und geochemischer Bodenparameter<br />
Im Rahmen des Projekts „Quantifizierung oberflächennaher<br />
Prozesse zur Charakterisierung von trockenheitsinduzierten<br />
Veränderungen von Bodeneigenschaften, Erosion,<br />
und Wasserhaushalt“ konnte durch die Kombination<br />
von Feld- und Laborexperimenten, Fernerkundungsmethoden<br />
und Modellierungsarbeiten das Prozessverständnis<br />
verbessert und Prognosemethoden weiterentwickelt<br />
werden. Es wurde ein interdisziplinärer Ansatz mit Hilfe<br />
von drei Fachgebieten entwickelt: Fernerkundung, Bodenkunde<br />
(Brandenburg Technische Universität, BTU Cottbus)<br />
und Hydrologiemodellierung (Ingenieurhydrologie,<br />
<strong>GFZ</strong> Potsdam). Die Methoden sind in einem Areal der<br />
Niederlausitzer Bergbaufolgelandschaft erprobt worden.<br />
Das Studiengebiet umfasst eine 2002 errichtete Rekultivierungsfläche<br />
im Tagebaugebiet Welzow-Süd. Die Fläche<br />
ist vor anthropogenen Einflüssen weitgehend geschützt<br />
und bietet ideale Voraussetzungen für die Untersuchung<br />
von Bodeneigenschaften und Erosionserscheinungen. Die<br />
Fläche von insgesamt 16 ha weist eine deutliche Neigung<br />
in südlicher Richtung auf. Im Wesentlichen befinden sich<br />
drei verschiedene Substrate in dem Gebiet: Tertiärsand im<br />
Norden (sauer, keine Vegetation), Quartärsand im südlichen<br />
Bereich sowie zwei aufgeschüttete Tonhügel mit<br />
ausgeprägtem Vegetationsbestand. Gerade in den Sanden<br />
ergeben sich durch das Fehlen der Vegetation gute Bedingungen,<br />
um Reflektanzmessungen mit Bodenparametern<br />
in Beziehung zu setzen.<br />
Bei Untersuchungen zur Erosion, einem wichtigen Prozess<br />
bei der Entstehung von degradierten Böden, spielt die<br />
Bodenfeuchte, insbesondere deren räumliche Variabilität<br />
eine entscheidende Rolle. Um die Bodenfeuchte für größere<br />
Einzugsgebiete zu messen, bietet sich die Fernerkundung<br />
als Messverfahren an. Mit Feldspektrometern<br />
wurden ausgewählte Bodenparzellen im Untersuchungs-<br />
Abb. 1.70: Reflektanzspektren einer Tertiärsandprobe von<br />
der Rekultivierungsfläche im Tagebau Welzow-Süd. Die<br />
angegebenen Bodenfeuchtewerte wurden gravimetrisch<br />
bestimmt.<br />
Reflectance spectra of tertiary sand samples of the recultivation<br />
zone in the lignite mine Welzow-Süd. The stated<br />
soil moisture values were determined gravimetrically.<br />
<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam<br />
205