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Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ

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258<br />

Säkularvariation des Erdmagnetfelds im Zeitraum 1980<br />

bis 2000. Die beiden Endpunkte des Zeitintervalls sind so<br />

gewählt, dass sie mit den Satellitenmissionen MAGSAT,<br />

1980, und CHAMP, ØRSTED, seit 2000, zusammenfallen.<br />

Die Methode, die bei diesem Vorhaben im Rahmen<br />

einer Doktorarbeit (Wardinski, <strong>2005</strong>) entwickelt wurde,<br />

besteht darin, eine räumlich und zeitlich kontinuierliche<br />

Beschreibung des Erdmagnetfelds aus den Daten von ortsgebundenen<br />

magnetischen Observatorien und Säkularpunkten<br />

abzuleiten. Die Hauptfeldmodelle der Satellitenmissionen<br />

für 1980 und 2000 dienen dabei als Randbedingungen<br />

für das zeitliche Modell des Erdmagnetfelds.<br />

So lassen sich die Informationen aus der hohen räumlichen<br />

Dichte der Satellitendaten und die zeitlich kontinuierlichen,<br />

aber räumlich limitierten Bodendaten zu einer kontinuierlichen<br />

raum-zeitlichen Beschreibung des Hauptfelds<br />

und seiner Säkularvariation der letzten 20 Jahre mit<br />

höchstmöglicher Auflösung vereinen. Abb. 2.62 zeigt die<br />

radiale Komponente des Magnetfelds an der Kern-Mantel-Grenze,<br />

dabei stellt sich das Feld im Wesentlichen als<br />

dipolar dar. Die Kernfragen dieser Untersuchung sind auf<br />

das Verstehen der kurzzeitigen Säkularvariation des Erdmagnetfelds,<br />

insbesondere der Geomagnetischen Jerks,<br />

und der Prozesse, die mit diesen einhergehen, ausgerichtet.<br />

Geomagnetische Jerks sind abrupte Änderungen in der<br />

Säkularvariation, die besonders deutlich in der Ost-Komponente<br />

des Magnetfelds zu beobachten sind. Inwieweit<br />

Jerks ein weltweites Phänomen sind, ist noch nicht geklärt,<br />

da zumindest zeitliche Verschiebungen im Auftreten in<br />

verschiedenen Regionen, insbesondere zwischen der Nordund<br />

Südhalbkugel, beobachtet werden (Chambodut and<br />

Mandea, <strong>2005</strong>) und auch die Darstellung von Jerks an der<br />

Kern-Mantel-Grenze starke regionale Unterschiede aufweist<br />

(Dormy and Mandea, <strong>2005</strong>).<br />

Die beobachtete Säkularvariation ist im Zeitraum 1980 bis<br />

2000 sehr facettenreich. So wurden drei geomagnetische<br />

Jerks beobachtet; einer auf der Südhalbkugel (1983), die<br />

zwei anderen auf der Nordhalbkugel (1991 und 1999). Die<br />

Ursachen dieses Phänomens sind weitgehend unklar, doch<br />

liegt die Vermutung nahe, dass sie entweder mit Prozessen<br />

an der Kern-Mantel-Grenze oder mit den magnetischen<br />

Filtereigenschaften des Mantels zusammenhängen.<br />

Eine Möglichkeit, Prozesse an der Kern-Mantel-Grenze<br />

genauer zu untersuchen, besteht darin, das zeitliche<br />

Modell des Erdmagnetfelds und der Säkularvariation für<br />

die Fluidbewegung des flüssigen Erdkerns an seiner Grenze<br />

zum Mantel zu invertieren. Dabei verwendet man die<br />

Induktionsgleichung unter Vernachlässigung der magnetischen<br />

Diffusion. Das ist die sogenannte Frozen Flux<br />

Hypothese, die im wesentlichen besagt, dass die beobachtete<br />

zeitliche Änderung des Magnetfelds einzig durch<br />

die Advektion der Magnetfeldlinien bestimmt ist, dass die<br />

Magnetfeldlinien im flüssigen Eisen des äußeren Kerns<br />

eingefroren sind. Diese Annahme ist nur für Zeitskalen<br />

kürzer als 100 Jahre gültig. Weitere Annahmen sind erforderlich,<br />

um zu einer robusten Abschätzung der Fluidbewegung<br />

an der Kern-Mantel-Grenze zu gelangen. Eine der<br />

meistverwendeten Annahmen ist, dass die Fluidbewegung<br />

in einer Fläche tangential zum äußeren Kern geostrophisch<br />

ist, d. h. entscheidend für die Fluidbewegung sind<br />

die Druckgradientkraft und die Corioliskraft. Diese Annahme<br />

findet auch Anwendung in der Meterologie bei der<br />

Berechnung der Trajektorien von Tief- und Hochdruckgebieten.<br />

Die vorläufigen Resultate der Analyse der Fluidbewegung<br />

zeigen, dass die Morphologie der Fluidbewegung<br />

sich im Zeitraum 1980 bis 2000 nur wenig ändert<br />

(Abb. 2.63), aber die Morphologie der Beschleunigung,<br />

Abb. 2.63: Fluidbewegung an der Kern-Mantel-Grenze für den Zeitraum um 1990. Die Vektorpfeile stellen Geschwindigkeit<br />

und Richtung der Bewegung dar. Die roten Bereiche markieren Zonen mit abtauchender Bewegung, wohingegen<br />

die blauen Bereiche Zonen mit emporstrebender Bewegung kennzeichnen. Die Struktur des Geschwindigkeitsfelds<br />

ändert sich während des Zeitraums 1980 bis 2000 kaum.<br />

Tangential geostrophic fluid flow for 1990. The vectors describe the velocity and direction of the fluid motion at the<br />

core-mantle boundary. The colour scale shows the intensity of the horizontal divergence, upwelling (blue) and downwelling<br />

(red) of the fluid flow. The pattern of the fluid flow changes only marginally during the period 1980 to 2000.<br />

<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam

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