Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ
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Signaturen radiogener Isotope, v. a. von Nd, Sr und Pb, in<br />
Mantel und kontinentaler Kruste, ermöglichen eine Unterscheidung<br />
zwischen „juvenilem“ Krustenmaterial, das aus<br />
Mantelschmelzen neu gebildet wird und Krustenmaterial,<br />
welches aus der Aufarbeitung älterer Kruste entsteht.<br />
Subduktion und Magmenbildung an aktiven Kontinentalrändern<br />
werden als wichtige geodynamische Prozesse<br />
angesehen, bei denen juvenile kontinentale Kruste gebildet<br />
wird. Die zentralen Anden gelten als Paradebeispiel<br />
eines aktiven Kontinentalrands und dort entstand das<br />
zweitgrößte kontinentale Plateau nach Tibet. Jedoch zeigen<br />
unsere umfangreichen Studien zum Krustenaufbau in<br />
den zentralen Anden, dass Neubildung kontinentaler<br />
Kruste seit über einer Milliarde Jahre eine sehr untergeordnete<br />
Rolle gespielt hat (Lucassen et al, <strong>2004</strong>; <strong>2005</strong>).<br />
Die zentralen Anden erlebten seit dem späten Proterozoikum<br />
sehr lange Phasen von subduktionsinduziertem<br />
Magmatismus (Abb. 4.58). Während des Altpaläozoikums<br />
(~ 560 bis 440 Ma) bildete sich dort ein Orogen vom Kordillerentyp<br />
– dem heutigen Andenorogen ähnlich – mit<br />
bedeutender Verdickung der kontinentalen Kruste und<br />
großräumiger Aufschmelzung mittlerer Krustenbereiche.<br />
Letztere wird durch die weite Verbreitung von felsischen<br />
Migmatiten in tiefen Krustenanschnitten (~ 15 bis 20 km)<br />
und Granitintrusionen in den flacheren Anschnitten<br />
des exhumierten Orogens dokumentiert (Lucassen und<br />
Franz, <strong>2005</strong>). Das gegenwärtige, im wesentlichem miozäne<br />
(~ 20 Ma) bis rezente Andenorogen, mit der Ausbildung<br />
des Hochplateaus im Bereich der noch aktiven Vulkanzone<br />
(CVZ, Abb. 4.58), zeigt eine ähnliche thermische<br />
Struktur der Kruste. Aus geophysikalischen Daten und der<br />
chemischen und isotopischen Zusammensetzung felsischer<br />
Ignimbrite (Lindsay et al, 2001; Babeyko et al,<br />
2002), lässt sich eine weiträumige Aufschmelzung mittlerer<br />
Krustenbereiche ableiten. Der Magmatismus in<br />
beiden Orogenen ist in seiner Zusammensetzung<br />
gemischt, mit wenig juvenilem Material und hohen Anteilen<br />
von ~ 2 Milliarden Jahre alter proterozoischer Kruste<br />
(Abb. 4.59), welche zum Teil schon im Altpaläozoikum<br />
aufgearbeitet wurde (Abb. Anden 4.59 und Abb. 4.60).<br />
Bedeutende Volumen juveniler magmatischer Gesteine<br />
sind nur aus dem jurassisch bis kretazischen Magmenbogen<br />
und der känozoischen südlichen Vulkanzone (SVZ;<br />
Abb. 4.58) bekannt. Den Rahmen der mesozoischen bis<br />
rezenten Magmenbögen bildet früh- bis spätpaläozoisches<br />
Basement (Abb. 4.58), welches aber keinen oder nur geringen<br />
Einfluss auf die Zusammensetzung der magmatischen<br />
Gesteine hat (Abb. 4.60). Die juvenilen mesozoischen bis<br />
rezenten Gesteine repräsentieren die Zusammensetzung<br />
eines verarmten „sub-arc“ Mantels (Lucassen et al, 2002),<br />
die über eine große Nord-Süd-Erstreckung und über einen<br />
beachtlichen Zeitraum (~ 200 Ma) einheitlich erscheint<br />
(Abb. 4.60).<br />
Die Dominanz von Recycling, Aufarbeitung vorhandener<br />
Kruste oder stabiler Neubildung von juveniler Kruste<br />
hängt von den jeweiligen tektonischen Rahmenbedingungen<br />
ab. Kompression und Krustenverdickung im magmatischen<br />
Bogen, wie im Altpaläozoikum und Känozoikum<br />
Abb. 4.58: Karte des westlichen Südamerika zwischen<br />
~ 16 bis 40° S mit der Position der Magmenbögen in Jura<br />
und Kreide (grüne Signatur) sowie rezent (gelbe Signatur).<br />
Gegenwärtig aktiv ist die Central Volcanic Zone (CVZ) und<br />
die Southern Volcanic Zone (SVZ). Zwischen der CVZ und<br />
SVZ gibt es zurzeit keine magmatische Aktivität. Die Südgrenze<br />
der CVZ entspricht der südlichen Ausdehnung des<br />
känozoischen Hochplateaus. Die Schraffur zeigt die ungefähre<br />
Verbreitung von paläozoischem Basement an, dass<br />
durch die (Alt)Paläozoische Orogenese geprägt wurde; der<br />
Übergang zum Brasilianischen Schild im Osten (gestrichelte<br />
Linie) ist nicht genau bekannt.<br />
Map of western South America (~ 16° bis 40° S) showing<br />
the locations of the Jurassic and Cretaceous magmatic arc<br />
(green) and the presently active magmatic arc (yellow; CVZ<br />
= Central Volcanic Zone; SVZ = Southern Volcanic Zone).<br />
There is presently no magmatic activity between CVZ and<br />
SVZ. The southern end of the CVZ coincides with the southern<br />
extension of the Cenozoic high plateau. The hatched<br />
area indicates the approximate distribution of Palaeozoic<br />
basement and remnants of the Palaeozoic orogeny. The<br />
transition between the Palaeozoic basement and the Brazilian<br />
Shield (bold, stippled line) is tentatively drawn.<br />
der zentralen Anden, fördern die Hybridisierung von<br />
Schmelzen aus dem Mantel innerhalb der Kruste bzw. die<br />
Entstehung von Krustenschmelzen. Basaltisches Material<br />
aus dem Mantel wird an der Basis der verdickten Kruste<br />
angelagert, als dichter mafischer Eklogit delaminiert<br />
und in den Mantel zurückgeführt. Vulkanische Gesteine<br />
an der Oberfläche sind starker Abtragung ausgesetzt, verursacht<br />
durch den großen topographischen Gradienten in<br />
<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam<br />
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