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Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ

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Abb. 2.20: Kabul ist in einem Sedimentbecken gewachsen,<br />

an dem an machen Orten festes Gestein ansteht. Die Mächtigkeit<br />

der Sedimente kann räumlich stark variieren und<br />

mit lokalen Standorteffekten und Verstärkungen der Bodenbewegung<br />

im Erdbebenfall muss gerechnet werden<br />

(Foto: <strong>GFZ</strong> Milkereit).<br />

Kabul is located inside a sedimentary basin surrounded<br />

by mountains composed by pre-tertiary metamorphic and<br />

sedimentary rocks. The thickness of the sedimentary cover<br />

was estimated to reach hundred of meters but is generally<br />

unknown. Outcroping hard rock indicates the variability<br />

of the sedimentary cover and the morphology of the bedrock<br />

which may cause site effects during an earthquake.<br />

Projektpartner aus Afghanistan waren die Universität<br />

Kabul und das Polytechnische Institut Kabul. Im Rahmen<br />

des Projektes wurde vom <strong>GFZ</strong> und dem CEDIM Institut<br />

der Universität Karlsruhe ein Lehrmodul mit umfangreichen<br />

gedruckten und elektronischen Unterlagen entwickelt,<br />

Vorlesungen und Übungen in Kabul durchgeführt<br />

und Projekte in Kabul zur Mikrozonierung des Kabulbeckens<br />

und zur Seismologie initiiert. Zusätzlich wurden<br />

vier Wissenschaftler aus Kabul zu dem internationalen<br />

Trainingskurs „Seismologie und seismische Gefährdungseinschätzung,<br />

<strong>2004</strong>“ nach Potsdam eingeladen.<br />

Zur Einschätzung der Erdbebengefährdung wurden vier<br />

Kurse entwickelt:<br />

1. Erdbebeninformation aus dem Internet<br />

Im Fall eines Starkbebens in Afghanistan könnte von<br />

afghanischer Seite keine schnelle Aussage über Ort und<br />

Stärke des Erdbebens getroffen werden, da Afghanistan<br />

zurzeit über kein eigenes seismologisches Netz verfügt.<br />

Entsprechende Daten sind aber z. T. im Internet vorhanden<br />

(z. B. GEOFON Webseite des <strong>GFZ</strong>), wo Informationen<br />

über aktuelle Erdbeben bereitstehen oder aber Informationen<br />

über vergangene Erdbeben oder die seismische<br />

Gefährdung (GSHAP Webseite des <strong>GFZ</strong>) abgefragt werden<br />

und in Lehrprogramme der Universitäten integriert<br />

werden können. Das Rechenzentrum der Universität<br />

Kabul ist mit finanzieller Hilfe des DAAD, der TU Berlin<br />

und der NATO (Silkroad project) an das Internet angeschlossen,<br />

im Rahmen unseres Projektes wurde der<br />

Anschluss des Instituts für Geowissenschaften an das<br />

Rechenzentrum über WLAN realisiert, so dass aktuelle<br />

Daten und Informationen den Wissenschaftlern zur Verfügung<br />

stehen.<br />

2. Mikrozonierung<br />

Kabul ist in einem Sedimentbecken aus tertiären-quartären<br />

Ablagerungen gewachsen, das von älteren metamorphen<br />

Gebirgen umgeben ist. Die Mächtigkeit der Sedimente<br />

kann auf einige hundert Meter abgeschätzt werden.<br />

Es konnte ein mobiles seismologisches Gerät für die<br />

instrumentelle Mikrozonierung beschafft werden, das den<br />

Universitäten in Kabul für Lehre und Forschung überlassen<br />

wurde. Erste Messungen der natürlichen seismischen<br />

Bodenunruhe wurden auf dem Gelände der Universität<br />

Kabul durchgeführt und ausgewertet (Abb. 2.21). Die nach<br />

der H/V-Methode bestimmte tiefste Resonanzfrequenz der<br />

Sedimente am Messort und die Größe des spektralen Verhältnisses<br />

der horizontalen und vertikalen Amplitude bilden<br />

wichtige Eckparameter für eine detaillierte Mikrozonierung<br />

von Kabul. In den nächsten Jahren sollen entsprechende<br />

Messungen von afghanischen Wissenschaftlern<br />

im Kabulbecken mit einem Raster von ca. 1 km x 1 km<br />

durchgeführt und in Zusammenarbeit mit dem <strong>GFZ</strong> ausgewertet<br />

werden.<br />

3. Praxis der seismologischen Erdbebenbeobachtung<br />

Die ehemals vorhandene seismologische Station der Universität<br />

Kabul ist in den Kriegswirren vergangener Jahre<br />

zerstört worden. Als Wiederbeginn der Seismologie in<br />

Afghanistan konnte mit Projektgeldern eine seismologische<br />

Breitbandstation beschafft und installiert werden. Die<br />

Station mit der international reservierten Kennung KBU<br />

gehört zum GEOFON Messnetz und ist über die Satellitenverbindung<br />

des Rechenzentrums der Universität Kabul<br />

an das Internet und damit auch an das <strong>GFZ</strong> angeschlossen.<br />

Das Seismometer vom Typ STS2 wurde entgegen<br />

üblicher Praxis aus Sicherheitsüberlegungen nicht an<br />

Abb. 2.21: Die Bestimmung der Grundresonanzfrequenz<br />

der Sedimente auf dem Gelände der Universität Kabul mit<br />

der H/V-Methode nach Nakamura aus Messungen der<br />

natürlichen Bodenunruhe.<br />

Estimation of the fundamental frequency of the sedimentary<br />

cover with the H/V-method following Nakamura, here<br />

for one measurement point of transient noise on the campus<br />

of the Kabul university.<br />

<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam

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