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Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ

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202<br />

50 km am größten ist. Als Folge des seit ca. 1900 andauernden<br />

Eisrückgangs sowie der erniedrigten Mantelviskosität<br />

ist in der Umgebung des Vatnajökull eine Landhebung<br />

zu erwarten, die hinsichtlich der Viskositätsverteilung<br />

im Erdmantel invertiert werden kann. Zur Bestimmung<br />

der Hebungsrate wurden seit 1991 unter der Leitung<br />

von L. Sjöberg (Royal Institute of Technology, Stockholm)<br />

südöstlich der Eiskappe an einer Reihe von Stationen<br />

(Abb. 1.64) bis zu vier GPS-Kampagnen durchgeführt.<br />

Zur Inversion der beobachteten Hebungsraten<br />

wurde ein kreisförmiges Eismodell vorausgesetzt, sowie<br />

Abb.1.65:Beobachtete (rote Kreise mit Fehlerbalken) und<br />

vorhergesagte Hebungsraten (farbige Linien) als Funktionen<br />

des Abstandes vom Eiszentrum für das kreisförmige<br />

Eismodell und eine Lastgeschichte, die einen Eisverlust<br />

von ca. 2 km 3 pro Jahr während der vergangenen<br />

100 Jahre simuliert. Die Bereiche der Werte für die Lithosphärenmächtigkeit,<br />

H L, die Asthenosphärenmächtigkeit,<br />

H A, und die Asthenosphärenviskosität, ηA, die zu ähnlich<br />

guten Anpassungen führen, weisen auf die Mehrdeutigkeit<br />

der Inversion hin.<br />

Observed (red circles with error bars) and predicted uplift<br />

rates (coloured lines) as functions of the distance from the<br />

ice centre for the circular ice model and a loading history<br />

simulating an ice loss of about 2 km 3 per year during<br />

the past 100 years. The ranges of values for the lithosphere<br />

thickness, H L, the asthenosphere thickness, H A, and the<br />

asthenosphere viscosity, ηA, resulting in similarly close<br />

fits indicate the ambiguity of the inversion.<br />

eine Lastgeschichte, die einen Eisverlust<br />

von 2 km 3 pro Jahr während der vergangenen<br />

100 Jahre simuliert. Als Viskosität<br />

des oberen und unteren Mantels wurde<br />

1 . 10 20 Pa s bzw. 1 . 10 22 Pa s angenommen.<br />

Freie Parameter sind die Lithosphärenmächtigkeit,<br />

die Asthenosphärenmächtigkeit<br />

und die Asthenosphärenviskosität. Nahezu gleich<br />

gute Anpassungen ergeben sich für 16 bis 46 km und 129<br />

bis 384 km für die Lithosphären- bzw. Asthenosphärenmächtigkeit<br />

und 1 . 10 18 bis 1 . 10 19 Pa s für die Asthenosphärenviskosität<br />

(Abb. 1.65), was auf die Mehrdeutigkeit<br />

der Inversion hinweist.<br />

Geoidmodellierung<br />

Abb. 1.64: Lagen der GPS-Stationen<br />

südöstlich der Vatnajökull-Eiskappe<br />

(Island) und Umriss des für die Inversion<br />

verwendeten kreisförmigen Eismodells.<br />

Locations of GPS stations south-east of<br />

the Vatnajökull ice cap (Iceland) and outline<br />

of the circular ice model used for the<br />

inversion.<br />

Eismassenänderung und Glazialisostasie<br />

Mit dem Satellitenpaar GRACE können zum ersten Mal<br />

globale zeitliche Variationen des Schwerefelds untersucht<br />

werden. Nach und nach lassen sich aus der Zeitreihe der<br />

monatlichen Schwerefelder immer verlässlichere lineare<br />

Trends berechnen, die z. B. Rückschlüsse auf die langzeitlichen<br />

Massenänderungen der großen Eisschilde<br />

ermöglichen.<br />

Über der Antarktis und über Grönland wird die heutige<br />

Geoidänderung im Wesentlichen durch zwei Prozesse verursacht.<br />

Einmal durch ein Ungleichgewicht zwischen dem<br />

Schneefall auf dem Kontinent und dem Abfluss durch<br />

Gletscher und Eisströme, und andererseits durch die glazialisostatische<br />

Ausgleichsbewegung der Erde und dem<br />

damit verbundenen Zufluss von Mantelmaterial in die<br />

Gebiete früherer Eislasten. Der Einfluss einer unausgeglichenen<br />

Eismassenbilanz auf das Geoid lässt sich relativ<br />

einfach berechen. Die Bestimmung der Erdantwort auf<br />

eine vergangene Eisbedeckung erfordert dagegen ein<br />

komplexes visko-elastisches Erdmodell. Zusätzlich müssen<br />

Annahmen über die Viskositätsstruktur des Mantels<br />

und die Enteisungsgeschichte getroffen werden, die nicht<br />

ausreichend bekannt sind.<br />

Die Zeitreihe aus den GRACE-Monatslösungen wurde<br />

verschiedenen statistischen Verfahren und Filtermethoden<br />

unterworfen (Abb. 1.66). Abbildungen 1.67 und 1.68<br />

zeigen Vergleiche der modellierten und beobachteten<br />

Geoidänderung über Grönland und über der Antarktis.<br />

Vor allem in der Westantarktis lassen sich erste Übereinstimmungen<br />

zwischen den GRACE-Beobachtungen<br />

und den Vorhersagen erkennen. Dort verursacht das<br />

beschleunigte Zurückweichen von Gletschern und Eis-<br />

<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam

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