Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ
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nen Richtungen bestimmt. In Abb. 4.47 sind die Temperaturleitfähigkeiten<br />
für vier verschiedene Karbonate dargestellt.<br />
Es dominiert ein Phononenmechanismus das<br />
Wärmetransportverhalten im angegeben Temperaturbereich.<br />
Durch die Zunahme der Phononen-Phononen-<br />
Wechselwirkungen mit zunehmender Temperatur nimmt<br />
die Temperaturleitfähigkeit ab. Mit zunehmender Masse<br />
des Kations nimmt die Temperaturleitfähigkeit ab, da bei<br />
Mineralen mit größerer Masse die Phononen stärker<br />
gestreut werden.<br />
Die Temperaturleitfähigkeit im pseudobinären System<br />
Kalzit Ca[CO 3]-Magnesit Mg[CO 3] ist in Abb. 4.48 dargestellt.<br />
Die Eigenschaften des Dolomits lassen sich aus<br />
den Eigenschaften der Endglieder Kalzit und Magnesit<br />
ableiten. Dabei können – ähnlich wie bei elektrischen<br />
Widerständen – die Wärmewiderstände in Serie oder Parallel<br />
geschaltet werden. Durch den größeren Streuquerschnitt<br />
für Phononen von Eisen gegenüber Kalzium und<br />
Magnesium, wird durch geringe Eisenverunreinigungen<br />
(ca. 1 %) die Temperaturleitfähigkeit von Dolomit deutlich<br />
reduziert (Abb. 4.48).<br />
Physikalische Eigenschaften von Mineral/Glas-Kunststoff-Werkstoffen<br />
Am <strong>GFZ</strong> Potsdam wurde in den letzten Jahren eine einzigartige<br />
Kombination geomaterialwissenschaftlicher<br />
Experimente entwickelt und aufgebaut. Dadurch ergeben<br />
sich faszinierende Einblicke in die dynamischen Vorgänge<br />
im Inneren unseres erstaunlich aktiven Planeten. Die<br />
bei diesen Untersuchungen gewonnene Expertise wird in<br />
zunehmendem Maße von der Industrie und im Bereich der<br />
angewandten Forschung arbeitenden Einrichtungen national<br />
und international wahrgenommen und für die gezielte<br />
Entwicklung moderner Werkstoffe eingesetzt.<br />
Die physikalischen Eigenschaften von Mineral/Glas-Kunststoff-Werkstoffen<br />
wurde mit den für die Grundlagenforschung<br />
entwickelten Apparaturen bestimmt und mit<br />
Methoden bearbeitet und interpretiert, die für die<br />
Gesteinsphysik entwickelt wurden. Dadurch<br />
können die physikalischen Eigenschaften<br />
dieser „knowledge based multifunctional<br />
materials“ systematisch variiert<br />
werden und das Verhalten der Composites<br />
vorhergesagt werden.<br />
Messungen von Schallgeschwindigkeiten<br />
im Labor mittels Gigahertz-<br />
Ultraschallinterferometrie<br />
Messungen und Interpretationen der<br />
Laufzeiten seismischer Schallwellen sind<br />
die wichtigsten Methoden zur Entschlüsselung<br />
des Aufbaus des Erdinneren. So<br />
deuten z. B. Geschwindigkeitssprünge<br />
der seismischen Wellen von einigen Prozent<br />
auf abrupte Änderungen der Phasen<br />
und/oder des Chemismus in 410 bzw. 660<br />
km Tiefe hin. Es ist jedoch nicht möglich,<br />
allein aus den seismischen Geschwindigkeitsänderungen<br />
auf die chemische Zusammensetzung und die Phasen der<br />
Minerale im Erdmantel zu schließen. Hierfür müssen<br />
zusätzlich Geschwindigkeitsmessungen an Mantel-relevanten<br />
Mineralen im Labor durchgeführt werden. Das Ziel<br />
ist es, einen genügend großen und verlässlichen Datensatz<br />
von longitudinalen und transversalen Schallwellengeschwindigkeiten<br />
V P und V S, elastischen Konstanten C ij<br />
sowie Kompressions- und Schermoduli K s und G bei<br />
erhöhten Druck- und/oder Temperaturbedingungen zu<br />
erhalten. Diese Ergebnisse können dann benutzt werden,<br />
um Geschwindigkeitsprofile von Mineralgemengen wie<br />
sie etwa im oberen Erdmantel (Olivin und Pyroxen), in der<br />
Übergangszone (Spinelle und Granate) und im unteren<br />
Erdmantel (Perovskit und Magnesiumwüstit) vorkommen,<br />
zu modellieren und mit seismischen Daten zu vergleichen.<br />
Eine Methode, Schallwellengeschwindigkeiten zu messen,<br />
ist die Ultraschall-Interferometrie. Hierbei wird die<br />
Laufzeit eines Schallpulses durch eine Probe gemessen<br />
und daraus die Geschwindigkeit der Schallwellen bestimmt.<br />
Diese Methode bietet folgende Vorteile: 1. Es können dunkle<br />
oder opake Proben, die optischen Methoden wie Brillouin-Streuung<br />
nicht zugänglich sind, untersucht werden.<br />
Dies ist ein besonders wichtiger Punkt, da viele Mantelrelevante<br />
Minerale, wie Magnesiumwüstit (Mg,Fe)O oder<br />
Ringwoodit γ(Mg,Fe) 2SiO 4, Eisen in verschiedenen Wertigkeitsstufen<br />
enthalten und deshalb lichtabsorbierend<br />
sind. 2. Wegen der sehr hohen Frequenzen im GHz-<br />
Bereich ist es möglich, kleinste Proben mit einer Dicke<br />
von ca. 40 µm zu untersuchen. 3. Die GHz-Interferometrie<br />
kann in Diamanthochdruckzellen angewendet werden.<br />
Dies bietet uns die Möglichkeit, die elastischen Eigenschaften<br />
von Mineralen als Funktion des Druckes und der<br />
Temperatur zu bestimmen. In Abb. 4.50 ist das Prinzip dieser<br />
Methode schematisch dargestellt.<br />
Ein ca. 1,5 µm dünner Piezo aus ZnO liefert Ultraschallwellen<br />
im GHz-Bereich. Diese Schallwellen durchlaufen<br />
den Übertragungsstab, den Diamanten und treffen dann<br />
Abb. 4.50: Prinzip der Schallgeschwindigkeitsbestimmung in einer Diamantzelle.<br />
Die Überlagerung der an der Vorder- und Rückseite der Probe<br />
reflektierten Schallwellen (mit 1 und 2 gekennzeichnet) ergibt ein Interferenzmuster<br />
aus der die Laufzeit der Schallwellen durch die Probe berechnet<br />
werden kann.<br />
Principle of GHz-interferometry: Superposition of sound waves reflected at<br />
the front and back end of the sample results in an interference pattern from<br />
which the round trip travel-time can be calculated.<br />
<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam<br />
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