Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ
Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ
Zweijahresbericht 2004/2005 - Bibliothek - GFZ
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
240<br />
Abb. 2.37: Verteilung des elektrischen<br />
Widerstandes im Bereich der San Andreas<br />
Verwerfung. Zonen erhöhter Leitfähigkeit<br />
(niedrige Widerstände) sind im<br />
Modell mit roten und gelben Farben<br />
gekennzeichnet. Im Bereich der oberen<br />
Kruste an den beiden Modellrändern<br />
werden diese vermutlich durch die sedimentäre<br />
Überdeckung des Grundgebirges<br />
hervorgerufen, während der Scherzonenleiter<br />
(FZC) im Bereich der San<br />
Andreas Störung (SAF) als Anreicherung<br />
von Fluiden im Porenraum zerrütteter<br />
Gesteine interpretiert wird. Schlecht leitfähige<br />
Strukturen (blau) westlich der<br />
SAF dürften auf einen Granitkörper<br />
(Salinian Granite) zurückzuführen sein.<br />
Im Bereich der Mittel- und Unterkruste<br />
findet man eine 20 km breite Zone erhöhter<br />
Leitfähigkeiten, wobei die höchsten Leitfähigkeiten direkt unterhalb der SAF auftreten.<br />
An image of the electrical resistivity distribution beneath the San Andreas Fault zone. Zones of high conductivity are<br />
shown in red and yellow colours. Such regions at both sides of the model in the upper crust probably correspond to<br />
sedimentary sequences. The Fault Zone Conductor (FZC) in the vicinity of the SAF is interpreted in terms of saline fluids<br />
within the increased pore space of fractured rocks. Resistive structures west of the SAF are likely related to a block<br />
of Salinian Granite. A 20 km wide region in the middle and lower crust is imaged as conductive, the highest conductivities<br />
are found directly beneath the surface trace of the SAF. SAF San Andreas Fault; CRF Coast Range Fault; SAFOD<br />
San Andreas Fault Observatory at depth; FZC Fault zone conductor. Red dots indicate seismicity.<br />
dem keine Beben auftreten. Es ist unklar, ob das Fehlen<br />
von Beben mit dem Vorkommen von Fluiden im Porenraum<br />
der zerrütteten Gesteine, welche für die hohen elektrischen<br />
Leitfähigkeiten ursächlich sind, kausal korreliert<br />
oder ob die Beben an einen lithologischen Kontrast gebunden<br />
sind.<br />
In größeren Tiefen unterhalb von 10 km weist die Kruste<br />
eine 20 km breite Zone mit niedrigen elektrischen Widerständen<br />
auf. Außerdem gibt es Anzeichen für die Existenz<br />
eines tieferen (lower) Fault Zone Leiters mit Widerständen<br />
von unter 10 Ωm. Es ist allerdings schwierig, die Geometrie<br />
und den elektrischen Widerstand dieser Anomalie<br />
eindeutig zu fassen, da der Effekt des darin induzierten<br />
Stromsystems an der Erdoberfläche im Bereich der Messgenauigkeit<br />
und damit an der Grenze der Auflösbarkeit<br />
liegt.<br />
Das hier gezeigte Modell ist Ausgangspunkt weitergehender<br />
Modellierungs- und Inversionsrechnungen, wobei<br />
wir uns insbesondere auf das Auflösen von Strukturen in<br />
der Unterkruste konzentrieren wollen. Weiterhin ist die<br />
Ableitung eines 3D-Leitfähigkeitsmodells aus dem flächenhaft<br />
gemessenen Datensatz geplant sowie die Integration<br />
des Leitfähigkeitsmodells mit anderen physikalischen<br />
Parametern wie dem seismischen Geschwindigkeitsmodell<br />
entlang der gemeinsamen Profillinie. Mit<br />
Hilfe eines neuen, viel versprechenden Ansatzes soll versucht<br />
werden, durch eine gemeinsame Interpretation der<br />
komplementären Parameter, elektrische Leitfähigkeit und<br />
seismische Geschwindigkeit, eine eindeutigere lithologische<br />
Klassifizierung der abgebildeten Strukturen zu<br />
erreichen.<br />
Die neuen magnetotellurischen Experimente wurden von<br />
der deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des<br />
Schwerpunktprogramms „International Continental Drilling<br />
Programme“ (ICDP) gefördert. Die Messgeräte wurden<br />
vom Geophysikalischen Instrumentenpool des <strong>GFZ</strong><br />
bereitgestellt.<br />
Die Kollision der afrikanischen und der eurasischen<br />
Lithosphärenplatten im Gebiet der Ägäis<br />
Das Ägäische Meer ist eines der tektonisch kompliziertesten<br />
Gebiete der Erde. Es ist deshalb auch das Gebiet in<br />
Europa mit der größten Erdbebebhäufigkeit. Neben verheerenden<br />
Erdbeben fanden dort über die Jahrtausende<br />
immer wieder Vulkanausbrüche und Tsunamis statt. Wegen<br />
seiner Lage im Backarc-Bereich der aktiven Subduktion<br />
der afrikanischen Platte unter die eurasische Platte<br />
(Abb. 2.38) und wegen des Auftretens zweier aufeinander<br />
folgender Extensionsstadien im Ägäischen Meer seit dem<br />
Oligozän, gehört es zu einem der interessantesten Gebiete<br />
für die Erforschung der Plattentektonik. Wir haben eine<br />
gemeinsame seismische P und S Receiver Funktion Analyse<br />
durchgeführt, um die Struktur der Kruste und des oberen<br />
Mantels unterhalb des gesamten Ägäischen Meeres,<br />
des griechischen Festlandes und von Kreta abzubilden.<br />
Daraus kann abgelesen werden, wie sich die beiden Platten<br />
bei der Kollision deformieren. Zu diesem Zweck wurden<br />
P und S Receiver Funktionen von teleseismischen<br />
Ereignissen berechnet, die an 65 temporären bzw. permanenten<br />
seismischen Stationen unterschiedlicher Netzwerke<br />
(GEOFON, Nationalobservatorium Athen, Cyclades<br />
network, Mediterranean network und Seisfaultgreece Experiment)<br />
aufgezeichnet worden sind (Abb. 2.38). Mit der<br />
<strong>Zweijahresbericht</strong> <strong>2004</strong>/<strong>2005</strong> GeoForschungsZentrum Potsdam