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KAPITEL<br />

Isotrope Wirbelzähigkeitsmodelle<br />

Lineare niederparametrige Wirbelzähigkeits–Turbulenzmodelle (Baldwin und Lomax<br />

1978; Jones und Launder 1972; Wilcox 1993; Spalart und Allmaras 1992) bilden bis heute<br />

die Basis für die Mehrzahl industrieller Berechnungen turbulenter Strömungen. Ihre<br />

Popularität beruht vor allem auf programmtechnischen Aspekten. Die hohe numerische<br />

Stabilität des resultierenden Gesamtsystems und die algorithmisch einfache, effiziente<br />

Umsetzung des Ansatzes machen lineare isotrope Wirbelzähigkeitsmodelle (Eddy–<br />

Viscosity Modelle; EVM) äußerst attraktiv. Dies gilt insbesondere für industrielle Anwendungen,<br />

in denen keine wesentlichen Prioritätsunterschiede zwischen numerischer<br />

Effizienz und Genauigkeit existieren. Lineare Wirbelzähigkeitsmodelle stützen sich auf<br />

einen nach Boussinesq benannten isotropen Zusammenhang zwischen den Reynolds–<br />

Spannungen und den Scherraten. Der isotrope Wirbelzähigkeitsansatz besitzt erhebliche<br />

konzeptionelle Defizite in Bezug auf die Darstellung komplexer turbulenter Austauschmechanismen.<br />

Aussagen über strömungsmechanische Belastungen sind, vor allem<br />

im Hinblick auf deren kritische Grenzen, mit herkömmlichen Wirbelzähigkeitsmodellen<br />

nur unter starken Einschränkungen machbar (Leschziner 1995). Das diesbezüglich am<br />

häufigsten zitierte Beispiel für Modelldefizite von erheblicher industrieller Relevanz ist<br />

der klassische druckinduzierte turbulente Nichtgleichgewichtszustand mit stark variierendem<br />

Clauserparameter. Die erzielbare Vorhersagegenauigkeit im Bereich abgelöster<br />

oder ablösenaher Strömungssituationen unter Einfluß eines positiven Druckgradienten<br />

ist bei konventioneller Modellierung nahezu ausnahmslos unbefriedigend. Weitere<br />

(un)populäre Beispiele sind die unzulängliche Modellierung von anisotropiegetriebenen<br />

Sekundärströmungen und starke 3D Effekte, wie sie bei der Strömungssimulation in rotierenden<br />

Bauteilen oder als Folge von krümmungsinduzierten Variationen turbulenter<br />

Schubspannungen auftreten.<br />

Grobstruktursimulation<br />

Im Unterschied zur statistischen Modellierung ermöglicht die Grobstruktursimulation<br />

(Large–Eddy Simulation; LES) detaillierte Einsichten in die strömungsphysikalischen<br />

Prozesse. Während statistische Ansätze auch bei instationären Strömungen einen im<br />

Prinzip zeitlich gemittelten Prozess betrachten, versucht die LES die dreidimensionale<br />

instationäre Entwicklung aller makroskopisch relevanten (Wirbel–)Strukturen durch<br />

das numerische Verfahren aufzulösen. Hierzu werden entsprechend feine räumliche und<br />

zeitliche Maschenweiten benötigt. Die energetisch untergeordneten Beiträge von geringer<br />

zeitlicher und räumlicher Ausdehnung werden analog zur RANS–Technik über<br />

ein Turbulenzmodell (Subgrid–Scale–Modell; SGS) geschlossen. Die industrielle Anwendung<br />

von LES in wandgebundenen Strömungen ist gegenwärtig jedoch begrenzt<br />

auf geometrisch einfache Konfigurationen bei niedrigen Reynoldszahlen (Re ≤ 10 4 ).<br />

Die Gründe hierfür liegen im prohibitiven Aufwand zur Auflösung der extrem dünnen<br />

(δ ∼ Re −0.5 ), in ihren Details jedoch hoffnungslos komplizierten Wandgrenzschichten<br />

durch die LES. Chapman (1979) schätzt, daß der Aufwand zur Auflösung des Außenbereichs<br />

einer turbulenten Grenzschicht proportional zu Re 0.4 anwächst. Mit Annäherung<br />

an die viskose Unterschicht steigt diese Proportionalität auf Re 1.8 . Ein besonderes<br />

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