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10.3 Realisierbarkeit<br />
10.3. REALISIERBARKEIT<br />
Die Reynolds–Spannungen entsprechen den zweiten statistischen Momenten von Geschwindigkeitsfluktuationen<br />
und genügen daher fundamentalen statistischen Zusammenhängen.<br />
Diese werden im Rahmen der numerischen Strömungsmechanik häufig<br />
unter dem Begriff Realisierbarkeit oder dem englischen Terminus Realizability–Prinzip<br />
zusammengefaßt (Schumann 1977; Lumley 1978). Neben der bereits in <strong>Kapitel</strong> 6.4<br />
skizzierten Schwartzschen Ungleichung zählt insbesondere die Gewährleistung positiver<br />
Varianzen zu den Inhalten des Realizability–Prinzips<br />
u 2 α ≥ 0 → keine negative Varianz, (10.18)<br />
u 2 α u 2 β − (uαuβ) 2 ≥ 0 → Ungleichung nach Schwartz. (10.19)<br />
Da es sich bei den Varianzen um Anteile kinetischer Turbulenzenergie handelt, ist<br />
die Realizability-Restriktion (10.18) auch physikalisch einsichtig: Energie ist nie negativ.<br />
Die Schwartzsche Ungleichung ergibt sich aus der Tatsache, daß die Reynolds-<br />
Spannungen durch einen symmetrischen, positiv semi-definiten Tensor repräsentiert<br />
werden bzw. Korrelationskoeffizienten größer Eins unzulässig sind. Eine strengere Form<br />
der Realisierbarkeit befaßt sich mit dem Verhalten der Reynolds–Spannungen bei Erreichen<br />
der Minima von (10.18) und (10.19). Das absolute Minimum ist in diesem Falle<br />
das einzige physikalisch realisierbare Szenario, weswegen die erste zeitliche Ableitung<br />
der beiden linken Seiten verschwinden, und die erste von Null verschiedene Zeitableitung<br />
positiv sein muß.<br />
X 2<br />
X 2<br />
(a)<br />
X 1<br />
X 1<br />
X 2<br />
X 2<br />
Ω3<br />
X 1<br />
X 2 X 1<br />
(b) (c)<br />
Abbildung 10.9: Illustration der Anwendungsbeispiele der Realisierbarkeitsuntersuchung;<br />
(a) ebene Scherströmung, (b) rotierende bzw. gekrümmte Scherströmung, (c) rotationsfreie<br />
Distorsion (Beschleunigung).<br />
Für die im Folgenden durchgeführte Realizability–Untersuchung spielt die strenge Form<br />
der Realisierbarkeit keine Rolle. Da die Gewährleistung der Schwartzschen Ungleichung<br />
bereits in <strong>Kapitel</strong> 6.4 ausführlich erörtert wurde, beschränken sich die anschließenden<br />
Untersuchungen auf die Normalspannungs–Realizability u 2 α ≥ 0.<br />
181<br />
X 1<br />
X 2<br />
X 1<br />
X 3