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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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de Bretagne“ bezeichnet wurde. Interessant ist die Architektur dieses Pavillons. Der<br />

hohe, achteckige Mittelteil ist aus Ziegeln und Steinen errichtet und wird von einer<br />

Schieferhaube gekrönt. Von den kreuzförmigen kurzen Flügeln ist ein Flügel als<br />

Kapelle ausgestaltet. Dieser „Pavillon de la Reine“, der Lieblingsbau der Königin, ist<br />

bis heute erhalten und stellt in seiner Architektur, wie auch in seiner Lage am<br />

Nordostrand des Gartens, zweifellos ein religiöses Refugium in höfischem Umfeld<br />

dar, wenngleich für das Bauwerk der Begriff Eremitage noch nicht verwendet wird.<br />

Die Bezeichnung „Gartencasino“ zeigt zugleich die enge Beziehung zu Italien mit<br />

seinen entsprechenden baulichen Vorbildern. Interessant ist auch die doppelte<br />

Funktion des italienischen Baumeisters als „Priester und Gärtner“. Hier könnte der<br />

Hinweis in der Bibel auf „Jesus als Gärtner“ und die daraus resultierende<br />

Ikonographie in der bildenden Kunst Vorbildcharakter haben und die Vorstellung<br />

von einer Eremitage, bei der Religion und Garten(arbeit) eine Einheit bilden,<br />

entstehen lassen. Die Kapelle wird als religiöser, intimer Rückzugsort, inmitten der<br />

Natur, von der frommen Königin und ihrem Gemahl zur täglichen Andacht benutzt.<br />

Hellbrunn<br />

„Was du hier an lieblichen Hügeln, saftigen Wiesen und glänzenden Wassern schauest,<br />

hat Markus Sittikus, Erzbischof von Salzburg und Landesfürst,<br />

die vernachlässigten Gaben der Natur nicht ohne Mitleid bewundernd,<br />

mit Mauern umgürtet, mit Theatern geschmückt,<br />

aus einem Sumpf sammelte er all die verschiedenen Quellen<br />

und widmete sie der geliebten Nachwelt 1613.“<br />

Inschrift auf dem Brunnen ALTEMPS am Eingang von Schloss Hellbrunn.<br />

„Hellbrunn ist ein einzigartiges Gesamtkunstwerk manieristischer Prägung (Abb. 59)<br />

und wird durchaus zu recht als eine ‚Wunderkammer der Gartenarchitektur‟<br />

bezeichnet, deren letzte Geheimnisse bisher nicht gelüftet sind.“ 323 In diesem<br />

Refugium gewannen die Erzbischöfe Abstand zu ihren Staatsgeschäften als<br />

Landesfürsten des uralten Erzbistums Salzburg. „Mit Kutschen fuhr man durch die<br />

kilometerlange, schnurgerade Hellbrunner Allee. (…) Auf dieser langen<br />

Geradeausfahrt entstand Abstand zu den Geschäften des Tages, Notwendigkeiten des<br />

Protokolls eines Fürstenhofes wurden zurückgelassen. (…) Erst am Ende – nach<br />

einer scharfen Rechtskurve – steht plötzlich, unerwartet und unvermittelt, der<br />

323<br />

Hajós, 1993, S. 137.<br />

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