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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Das Zentrum des „Felsengartens“ lag auf einer ursprünglich freien Fläche zwischen<br />

dem Dorf Zwernitz und dem Waldgelände, wo man vier Gebäude um ein Parterre<br />

gruppierte 648 . Nach Westen, mit Point-de-vue zur Burg Zwernitz, befand sich der so<br />

genannte Küchenbau mit einem Mansardendach und einem auf beiden Seiten<br />

angebauten Kavaliersbau. Der östliche Teil des Hofes wurde an den beiden<br />

Längsseiten von den „Eremitenhäusern“ mit jeweils zwei Zimmern für den<br />

Markgrafen und die Markgräfin flankiert. Diese einstöckigen Häuser mit Mittelrisalit<br />

und Wappenkartuschen im Dreiecksgiebel erhielten später die Bezeichnung<br />

„Burggrafenhaus“ (Abb. 122). Damit sollte wohl nicht nur die äußere Blickachse,<br />

sondern auch die innere Verbindung zum mittelalterlichen Familienbesitz Burg<br />

Zwernitz betont werden - eine historische Rückbesinnung, die üblicherweise erst für<br />

die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts z.B. aus Wörlitz, Kassel oder Arlesheim<br />

bekannt ist. Alle Gebäude, die den Platz umstanden, waren mit Tuffstein verkleidet;<br />

künstliche Risse und verfallene Schornsteine sollten wie am Alten Schloss in der<br />

„Eremitage“ in Bayreuth den ruinösen Charakter unterstreichen. Das Parterre wurde<br />

im Osten mit dem „Morgenländischen Bau“ 649 (Abb. 121) eingerahmt und sozusagen<br />

„geschlossen“. Besonders Wilhelmine sah sich in Sanspareil auf einer nach außen<br />

abgeschirmten Insel, dem griechischen Ithaka des Telemach.<br />

Das Ruinentheater (Abb. 123) in Sanspareil stellt eine für die damalige Zeit ganz<br />

ungewöhnliche Parkarchitektur als eine Mischung aus Ruine und Grotte dar. Es<br />

wurde in den Jahren 1746 bis 1748 errichtet, wobei „die Verbindung von Fels und<br />

Architektur wohl an keiner Stelle des Hains so überzeugend wie beim Theater“ 650<br />

vorkommt. Auf einem Sockel erheben sich fünf Kulissen aus größeren und kleineren<br />

Bruchsteinen, die ursprünglich noch durch Kiesel ergänzt wurden. Der vordere<br />

Kulissenbogen, aus unbehauenen, ruinierten Steinen zeigt am rechten und linken<br />

Strebepfeiler zwei Ovalmedaillons mit antikisierenden Profilreliefs. Am Schlusstein<br />

streckt ein von Schlangen umzingeltes Medusenhaupt dem Zuschauer die Zunge<br />

648<br />

649<br />

650<br />

Von den vier Gebäuden blieben nur der reine Küchenbau und der Morgenländische Bau<br />

erhalten.<br />

Der Morgenländische Bau wird im Kapitel 6.2.4. „Eremitage als exotische Parkarchitektur“<br />

ausführlich beschrieben.<br />

Merten, 1964, S. 40.<br />

196

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