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Im September 2008 ging die Ausstellung „Extra Schön“ zum 275. Todestag von<br />

Sibylla Augusta, Markgräfin von Baden (1675-1733) 571 , der Erbauerin von<br />

Schloss Rastatt und dem dazu gehörenden Lustschloss Favorite, zu Ende. Die<br />

Parkanlagen in Rastatt werden in ihrer Gesamtheit nicht „Eremitage“ genannt, sie<br />

können aber unter dem Begriff „Heilige Bezirke“ als Gesamtanlage betrachtet<br />

werden. Sibylla Augusta von Baden stammte aus einem streng katholischen, überaus<br />

kunstsinnigen Geschlecht, das über die Großmutter Lobkowitz enge Beziehungen<br />

zum Habsburger Kaiserhaus hatte. Stiftungen wie z.B. die berühmte Loretokapelle<br />

mit der Casa Santa in Prag durch Sibyllas Großmutter Anna von Lobkowitz,<br />

Reliquienwesen, Marienverehrung und Wallfahrten, besonders zum Kloster<br />

Einsiedeln in der Schweiz, in der böhmischen, aber auch in der badischen Familie<br />

lang geübter Brauch. Die Ausrichtung des Elternhauses als Hort der<br />

Gegenreformation war entscheidend für Sibyllas Leben. 572<br />

571<br />

Markgraf Ludwig Wilhelm (1655-1707), genannt „Türkenlouis“, Cousin von Prinz Eugen<br />

und Patensohn von Ludwig XIV., war katholischer Reichsfürst in kaiserlichen Diensten und<br />

siegreicher Feldherr, vor allem im Kampf gegen die Türken. So entwickelte sich die von<br />

Kaiser Leopold I. stark geförderte Heirat mit der 15-jährigen reichen Erbtochter Sibylla<br />

Augusta aus böhmischen Hochadel in Schlackenwerth an der Eger, dem heutigen Ostrov<br />

nördlich von Karlsbad, nicht nur als eine echte Liebesheirat, sondern auch in finanzieller<br />

Hinsicht als ein gewisser Ausgleich für die persönlichen Verluste Badens im Pfälzischen<br />

Erbfolgekrieg und für ausstehende kaiserliche Zahlungen.<br />

572<br />

Der Großvater, Herzog Julius Heinrich aus dem evangelischen Geschlecht Sachsen-<br />

Lauenburg bei Lübeck, hatte eine für die damalige Zeit hervorragende Ausbildung mit<br />

eindeutig protestantischem Schwerpunkt erhalten. „Herzog Franz II. (der Vater von Herzog<br />

Julius Heinrich C.B.) hatte mit seiner Gemahlin darauf geachtet, dass ihre Söhne jederzeit<br />

‟feine Gelehrte Praeceptores, die nicht allein die artes <strong>lib</strong>erales, sondern auch Theologiam<br />

zimlicher massen studirt gehabt und der reinen unverfelschten Lutherischen Lehre von<br />

Hertzen zugethan gewesen seynd‟“. Außerdem besuchten die drei ältesten Söhne von 1603-<br />

1607 das Fürstenkollegium in <strong>Tübingen</strong> und gingen anschließend auf die Grand Tour nach<br />

Frankreich und England. Dennoch war Julius Heinrich 1609 zum Katholizismus<br />

übergetreten, da er als Zweitgeborener sich den Bischofssitz in Osnabrück erhoffte. Dieses<br />

Ziel erreichte er zwar nicht, aber später kämpfte er unter Wallenstein im kaiserlichen Heer<br />

und wurde für seine militärischen Verdienste mit wertvollem Landbesitz aus den<br />

konfiszierten Gütern vertriebener Hussiten belohnt. Er und Sibyllas Vater, Herzog Julius<br />

Franz, hatten diese Ländereien zu prachtvollen Barockresidenzen mit berühmten<br />

Gartenanlagen und beträchtlichen Kunstsammlungen ausgebaut. (Otto Scharnweber: ‚Franz<br />

II., Herzog von Sachsen-Lauenburg‟, in: Eckardt Opitz: Lauenburgische Akademie für<br />

Wissenschaft und Kultur. Stiftung Herzogtum Lauenburg. Kolloquium XII. Krieg und Frieden<br />

im Herzogtum Lauenburg und in seinen Nachbarterritorien vom Mittelalter bis zum Ende des<br />

Kalten Krieges, Bochum 2000, S. 140.)<br />

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