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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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der direkte Hinweis auf die religiösen Eremitorien in den Kartäuserklöstern<br />

hervorgehoben. Bedeutsam und aufschlussreich für weitere „Eremitagen“ ist die<br />

Bezeichnung und Gleichsetzung Hainhofers von „Grotte“ und „clause“.<br />

Zugleich zeigte sich in dieser Münchner Eremitage in zwei Punkten die bereits<br />

einsetzende Profanierung oder mindestens eine Mischform religiöser und weltlicher<br />

Refugien: „ … daz merckzaichen dieser grotten“, nämlich der Blick durch eine mit<br />

einem Stöpsel verschlossene Öffnung in einem Baumstamm auf die im Jahre 1510<br />

am Stadtturm angebrachte Uhr, als Symbol der „neuen Zeit“, führte den Klausner<br />

vom nach innen gekehrten Eremitorium wieder hinaus in das weltliche Geschehen.<br />

Ebenso übernahm der fromme Herzog die aus der italienischen Renaissance bekannte<br />

- und im südlichen Klima auch sinnvolle - Gewohnheit, in seiner „Grotte“ mit Gästen<br />

zu speisen. 1089 Durch diese profanen Handlungen wurde diese Eremitage zugleich<br />

zum Prototypus für spätere Grotten-Anlagen nördlich der Alpen. Hainhofer verwies<br />

außerdem auf Gemälde mit Einsiedler-Darstellungen in der Grotte. Hierbei bezieht er<br />

sich vermutlich auf vier Kupferstichfolgen aus den Jahren 1597-1600 von Johannes<br />

Sadeler d. Ä. und Raphael Sadeler d. Ä. „Engravings of hermitages and hermits<br />

featured in Joannis and Raphael Sadeler‟s Solitudo sive vitae Patrum Eremicolarum<br />

(Munich 1594), including an account of St. Jerome, often depicted as an ancorite in a<br />

cell with a skull, cross and Bible. The engravings, reprinted in the 1620s, show<br />

hermitages which remarkably anticipate the thatched root houses of English<br />

eighteenth century hermitages.” 1090 Friedrich von Dohna aus böhmischem<br />

Adelsgeschlecht besuchte 1592 auf seiner Grand Tour München. Dabei berichtete er<br />

von einer Fronleichnamsprozession, die „vom Fürstenhaus der Stadt München im<br />

Jahre 1592 am Tage Fronleichnam abgehalten wurde“. Sie bestand aus Abordnungen<br />

der verschiedenen Innungen der Stadt und aus fünf Bruderschaften, darunter „Die<br />

Bruderschaft vom Heiligen Georg“, zu der auch der herzogliche Hof in weißen<br />

Kapuzen und roten Kreuzen gehörte. „In den Gassen standen zu beiden Seiten 1800<br />

Bewaffnete, damit sich das Volk nicht dränge und zur größeren Sicherheit (…).In der<br />

1089<br />

1090<br />

„(…) welche man für die fürstliche personen hineingethan, alß sie mit ihrem herrn<br />

dochtermann, dem Erzherzogen Ferdinando von Gräz, und denselben jungen herrschaft und<br />

mit ihren kindern zu münchen in dieser grotten bei den cartheüsern tafel gehalten haben.“<br />

(Langenkamp, 1990, S. 145.)<br />

Watkin, 2011, S. 117.<br />

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