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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Der Buchenhain, in dem zwischen 1744 und 1748 der Felsengarten von Sanspareil<br />

entstand, war schon vorher von Markgraf Friedrich forstwirtschaftlich genutzt<br />

worden. Eine von der Oberforstmeisterei erstellte Übersicht über die 1744 getätigten<br />

Holzlieferungen spricht dann auch von Streu- und Retiradehütten, einem Belvedere<br />

als „ein in der Luft hängendem Lustgarten“ 742 , sowie einem Dianahäuschen. Im<br />

Schreiben des Amtmanns heißt es dann: „Mit Erbauung derjenigen großen Retirade<br />

Hütten, welcher Euer Hochfürstl. Durchlt. nach dem Modell der in Ihro Durchlt. der<br />

Prinzessin Culmbach Gartten stehenden, immediate gnädigst angegeben, bin ich<br />

soweit avancirt, dass ich selbe in der Zeit von 12 oder 14 Tagen in fertigem Zustand<br />

zu haben verhoffe.“ 743 Die ersten Planungen erscheinen also als eine Mischung aus<br />

Jagdrevier und abgelegenem Refugium und werden in großer Eile ausgeführt. Das<br />

Schreiben bestätigt die in Kapitel 6.1.1. geäußerte Ansicht von Gerhard Pfeiffer 744 ,<br />

dass Sanspareil eine „Konkurrenz-Eremitage“ für Markgraf Friedrich darstellte.<br />

Die Einsiedelei der badischen Markgräfin Augusta Sibylla entstand in unmittelbarer<br />

Nähe ihres Lustschlosses Favorite bei Rastatt. Wenige Jahre später kam es in<br />

nächster Nähe der Einsiedelei zum Bau jener beiden Waldhäuschen, die Pfleger in<br />

einem Bericht 1720 erwähnt. Dort heißt es: „Die Waldthäußlein anbelanget, so habe<br />

gehorsambst vernohmen, dass Ihro Durchlaucht Moßaische Stucadorarbeith an dem<br />

Plafont derselben verlangen.“ Keyßler schildert diese Gartenpartie anschaulich: „In<br />

den kleinen Gängen findet man in den Ecken Vorstellungen der alten Einsiedler in<br />

Lebens-Größe von Holz und theils mit haarenen Decken bekleidet; die Höhlen, worin<br />

diese Bilder stehen, ruhen gleichsam auf alten, halb verfaulten Baumstämmen. Diese<br />

Einsiedeley ist gerade das Gegenspiel von der Nymphenburgischen Hermitage,<br />

welche etwas großes in ihrem gleichsam versteckten Pracht hat; da hingegen die<br />

Badische ihre Annehmlichkeit der ausgesuchten Nachahmung der natürlichen Einfalt<br />

und ungekünstelten Beschaffenheit einer zur geistlichen Betrachtung bequemen<br />

Einöde zu danken hat.“ 745 Die „Waldthäußlein“ mit ihren hölzernen Bewohnern sind<br />

nach Sibyllas Tod vollständig verschwunden.<br />

742<br />

743<br />

744<br />

745<br />

Diese Bezeichnung stammt von Hedenus, dem Pfarrer des Nachbarorts Wonsee.<br />

Merten, 1964, S. 113, Fußnote 84. Prinzessin Culmbach ist die Tochter des Markgrafen<br />

Georg Wilhelm.<br />

Pfeiffer, 1966, S. 209ff.<br />

Sil<strong>lib</strong>, 1914, S. 64.<br />

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