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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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abschloß. Auf dieser ebenerdigen Grotte saß ein weiteres Geschoß, das über eine<br />

seitliche Treppe zugänglich war. Seine zum Ovalsee ausgerichtete luftige Gartenfront<br />

bestand aus zehn rechteckigen Fenstern. Ein kuppelförmiges Dach mit Laterne und<br />

Wetterfahne begrenzten den Raum nach oben. Dieser obere luftig leichte<br />

„Gartensitz“ stand in starkem Kontrast zum massiven erdverbunden Grottenraum<br />

und bezog daraus seinen besonderen Reiz. Die Grotte fand ihr architektonisches<br />

Gegenüber in dem jenseits des Ovalsees im Mittelpunkt eines Parterres in gleicher<br />

Weise errichteten „Sommerhaus“. „Am auffälligsten aber waren die beiden Wände,<br />

die den Hof vor der Grotte an der Ost- und Westseite leicht zangenförmig umgriffen.<br />

Eine ähnliche Konstruktion fand sich am Grottenraum im Alten Schloss in Bayreuth,<br />

der zwei Jahrzehnte später errichtet wurde. Bei der räumlichen Nähe und den<br />

freundschaftlichen Nachbarschaftsbeziehungen war eine Übernahme dieser<br />

Architekturform durchaus denkbar. „Über flache, bequeme Treppen zwischen<br />

Broderien, Balustraden und Hecken steigt man hinunter zum Ovalsee, in dessen<br />

Mitte eine Figurengruppe auf einer Insel Fontänen entsendet. Zu den<br />

Anziehungspunkten dieses Kompartiments gehört eine Grotte mit einem aufgesetzten<br />

Grottenhaus. Die Grotte wurde mit dem seit über hundert Jahren üblichen Dekor mit<br />

Glasfluß, Glasschlacke, Schneckenhäusern und Muscheln ausgestattet. Eine<br />

glitzernde, schillernde, funkelnde Wandverkleidung gab dieser Grotte das so<br />

erwünschte geheimnisvolle Aussehen und kam dem Geschmack der Zeit für abstruse<br />

Raritäten sehr entgegen.“ 873 Die detaillierten Quellen in Wiesentheid geben<br />

außerdem Auskunft über die Arbeitsweise in den Grotten: „75 Pfundt Lichter“<br />

wurden in den vier Monaten bei der Arbeit in der Grotte verbraucht (Qu. 214); eine<br />

Fuhre Kohle wurde am 8. November 1691 bezahlt (Qu. 225); 4 fl. zahlte man am 23.<br />

12. 1691 für Buchenholz, „welches in dem Offen in der grotten, bey Arbeitung deß<br />

Grottieres daselbsten verbraucht worden“. (Qu. 227) 874 Für das Jahr 1695 sind<br />

Rechnungen an den Dachdecker Kopp und an einen Glasermeister aus Würzburg, der<br />

die Fenster im ersten Stock verglast hatte, nachweisbar. Damit war das Gaibacher<br />

Grottenhaus benutz- und bewohnbar. Diese Gaibacher Grotte stellte wie die<br />

väterliche Grotte im Schönborner Hof in Mainz ein frühes Beispiel für die<br />

Kombination aus (unterirdischer) Grotte und darauf gesetztem Grottenhaus dar.<br />

873<br />

874<br />

Wenzel, 1970, S. 28.<br />

Dito.<br />

273

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