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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Klostergrundriss noch „ein Rückzugsgemach für das stille Gebet im Garten“ 1247<br />

vorgesehen, welches den Fürsten aber nicht befriedigte. Er entschied sich für den<br />

Bau der Gloriette am Ende der Nord-Südachse des Klostergartens am Rande des<br />

Schlossparks (Abb. 188). Hier im Klostergarten verlängert sich die gemeinsame<br />

weltliche und sakrale Achse bis zur Gloriette als Point de vue und Endpunkt. In der<br />

Gloriette findet der Fürst sein ausschließlich religiöses Refugium. Die Gloriette ist<br />

ein eingeschossiger Pavillon mit vier schmalen bis zum Mansarddach reichenden<br />

Säulen und einem, in Analogie zum Zentralgebäude, markanten Kamin. Sogar mit<br />

dieser „Eremitage“ im religiösen Umfeld eines Klostergartens wird der weltliche<br />

Machtanspruch durch Säulenarchitektur und point de vue unterstrichen. Auf einem<br />

trapezförmigen Grundriß werden von Schlaun in geschickter Anordnung fünfeckige<br />

Räume mit Vorhalle, Treppenhaus, Antichambre, Schlafraum, Cabinet und<br />

Garderobe auf kleinstem Raum eingepasst. „Die Errichtung der Gloriette als<br />

Refugium oder Eremitage des Kurfürsten am Ende der nun ohne Unterbrechung<br />

durchlaufenden Achse führte zu entscheidenden Veränderungen in der Konzeption<br />

des Gartens.“ 1248 Den Hauptteil des vorderen Gartens nimmt der durch ein Wegkreuz<br />

gegliederte Küchengarten ein. Auf dem Rundplatz im Zentrum wurde im Auftrag<br />

von Clemens August auf einem halbhohen Sockel das „große Himmelsgewölbe mit<br />

Äquator, den Wende- und Polarkreisen und Sternzeichen“ aufgestellt. Ein Hirsch als<br />

Wetterfahne thront auf einer zweiten kleineren Kugel. Eine zweite Sonnenuhr mit<br />

dem kreuztragenden Christus steht in der Hauptachse vor der Gloriette. Sie soll<br />

Kreuzwegstationen ersetzen und ist ein Hinweis auf die meditative Funktion der<br />

Anlage. 1249 „Das Programm der Hauptachse mit Weltkugel und Passion Christi als<br />

Zeitenmesser macht deutlich, daß die zeitlich begrenzte weltliche Herrschaft<br />

aufgehoben ist in der Herrschaft Christi, des Pantokrators. Die Gloriette ist zugleich<br />

Eremitage, durch ihren Grundriß gestalteter Ort der Meditation über das Verhältnis<br />

von weltlicher und geistlicher Macht.“ 1250 Die Anlage von Clemenswerth ist ein<br />

Abbild des Machtdenkens von Clemens August, der sich als geistlicher und<br />

weltlicher Würdenträger in der Stellvertretung Christi auf Erden sieht.<br />

1247<br />

1248<br />

1249<br />

1250<br />

Schulze, 1995, S. 338.<br />

Dito.<br />

Dito.<br />

Schulze, 1995, S. 340.<br />

392

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