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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Mittelachse, von Wasserkünsten und Fontänen unterbrochen, zum sogenannten<br />

Parnass. Die östliche Seitenallee hat als Endpunkt der Blickachse das Theater, die<br />

westliche Seitenallee endet bei der Eremitage. Die Hervorhebung der Eremitage in<br />

der Gesamtkonzeption eines Barockgartens, als point de vue einer Blickachse ist in<br />

Deutschland neu und einzigartig. Ebenso ist die Korrespondenz mit dem antiken<br />

Theater, beide Bauten liegen auf derselben Querachse in symmetrischer Anordnung,<br />

ein bemerkenswertes Novum. Der Garten war für die zeitgenössischen Betrachter<br />

ohne Bezug auf den Fürsten nicht denkbar. Trotz der lebenslangen Begeisterung des<br />

Herzogs für das Theater erhielt die Eremitage den gleichen Rang und wurde,<br />

mindestens optisch, sozusagen auf dieselbe Stufe gestellt. Dies ist besonders<br />

verwunderlich, da auf einem Stich 569 Skulpturen am antiken Theater erkennbar sind,<br />

die Apoll, umrahmt von Diana und Venus, darstellen. Mit Apoll, als Abbild des<br />

Herrschers, stilisierte sich Anton Ulrich zum Beschützer der im Theater waltenden<br />

Musen. Der Apoll auf dem Parnass am Ende der Mittelachse (Abb. 108) findet sein<br />

Gegenüber in der Skulptur des jungen Herkules in der Grotte des Treppenaufgangs,<br />

also am Übergang vom Schloss zum Garten. Hier wird als höchste Stufe ebenfalls<br />

der tugendhafte Fürst in der Gestalt des Herkules verherrlicht. Die Eremitage bildet<br />

somit einen der vier Eckpunkte im Achsenkreuz Herkules-Apoll und Theater-<br />

Eremitage. Der antikisierenden Verklärung des Bauherrn als Apoll und Herkules mit<br />

Hilfe des Theaters und seiner Musen wird die meditative, aus dem Mittelalter<br />

übernommene Verinnerlichung durch die Errichtung einer Eremitage sinnfällig und<br />

für jeden deutlich sichtbar gegenüber gestellt. Diese religiöse Hervorhebung und<br />

zugleich Distanzierung wird auch äußerlich durch einen von Zaun und Bäumen<br />

geschützten halbrunden Vorplatz verstärkt. Es gibt aus dem Jahre 1728 von<br />

Zacharias Uffenbach eine ausführliche Beschreibung der Eremitage. Diese wird<br />

nachfolgend unter der Nummer 6.1.3.3. „Garten-Pavillon“ aufgeführt.<br />

In dem Nebeneinander von religiösen und höfischen Bauwerken lässt sich<br />

Salzdahlum entfernt mit dem hundert Jahre früher entstandenen Gaillon vergleichen.<br />

Auch dort liegt die Eremitage, zwar nicht als Sichtachse, aber als ein schon von<br />

weitem sichtbarer Blickpunkt auf einer Insel. Eremitage, Kapelle und Lustbau lagen<br />

569<br />

Peter Schenk d. J. verfertigte um 1710 sechzehn Radierungen nach Zeichnungen von Johann<br />

Jacob Müller, darunter auch „Das Gartentheater“, die im Herzog-Anton-Ulrich-Museum<br />

aufbewahrt werden.<br />

173

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