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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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der Bauarbeiten verstorbene Gartenarchitekt Grael noch die ältere westliche Grotte<br />

errichtet hat. Sie ist ein einziger Raum mit drei rundbogigen Öffnungen aus<br />

scheinbar bröckelnden Bruchsteinen. Diese Grotte nimmt die Felsenarchitektur des<br />

Alten Schlosses wieder auf. Die Wandfläche wird durch kräftige Pilaster gegliedert,<br />

und auf einem niedrigen verkröpften Gesims ruhen als Kontrast zum Unterbau<br />

polierte Sandsteinbaluster, die mit den ursprünglich acht Statuen an eine<br />

Schlossterrasse erinnern. Die Grotte und die darüber liegende Aussichtsplattform<br />

sind auf die Längsachse des Bassins ausgerichtet. Zwei Treppchen führen an dieser<br />

Seite zum Wasser mit zahlreichen wasserspeienden Figuren hinunter. Die Südseite<br />

besteht aus sieben Grottenräumen. Dazwischen liegen sechs Nischen mit Brunnen<br />

aus Sandsteinschalen. Die mittlere Grotte ist risalitartig vorgezogen und zusätzlich<br />

durch ihre Größe und Höhe hervorgehoben. Die Grotten sind aus groben<br />

Tuffsteinen 892 aufgebaut und wirken sehr viel unruhiger und bewegter als die<br />

westliche Grotte. Der obere Abschluss hat keine klare Linie. Tiere, Pflanzen und<br />

Flussgötter scheinen aus den Steinen heraus zu wachsen, „wodurch im Charakter der<br />

künstlichen Grotte, die ohnehin ein Zwitter zwischen Natur- und Kunstgebilde ist,<br />

das naturhafte organische Element stärker zum Tragen kommt.“ 893<br />

Das mit Grottenarchitektur umrahmte Bassin entspricht dem Bautypus des<br />

Nymphäums. Wie aufgezeigt, wurde diese Gartenstaffage im 15. Jahrhundert in<br />

Italien wieder aufgenommen. 894 „Eine Grotte ist in einem Garten um die Mitte des<br />

18. Jahrhunderts als solche nichts Außergewöhnliches, die Grottenanlage der<br />

Eremitage jedoch stellt wenigstens zu ihrer Zeit etwas Einzigartiges dar.“ 895 Das<br />

untere Bassin - im Gegensatz zum Bassin beim Neuen Schloss – war ursprünglich<br />

ohne jede Verbindung oder Blickachse mit anderen Bauten in der Eremitage.<br />

Möglicherweise sollte die isolierte Lage des Nymphäums am Waldrand und weitab<br />

vom Schloss die Rahmenkulisse für das an Felsen angelehnte Eremitenhaus des<br />

Markgrafen bilden. Da sämtliche Archivalien fehlen, kann nur Johann Michael<br />

Füssels Beschreibung von 1788 herangezogen werden. Beide Anlagen sind<br />

892<br />

Gothein, 1926, I, S. 303.<br />

893<br />

Sylvia Habermann, 1982, S. 108.<br />

892 Henriette-Adelaide hatte bereits im Jahre 1663 ihrem Münchner Lustschloss den Namen<br />

„Nymphenburg“ gegeben und durch zahlreiche Dekorationselemente auf diese weiblichen<br />

Gottheiten verwiesen.<br />

895<br />

Merten, 1964, S. 24.<br />

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