27.12.2013 Aufrufe

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

antiken und aufgeklärt-modernen Vorbildern orientierten Bildungsprogrammes zu<br />

verwirklichen. Bildung und Erziehung des Volkes war ein zentrales Anliegen der<br />

Aufklärung und des Dessauer Fürsten. Mit den gebauten Reiseeindrücken wollte<br />

„Vater Franz“ (Goethe) seinen ortsgebundenen Untertanen jene Werte anderer<br />

Kulturen vermitteln, die er als Angehöriger des Adels auf Reisen erfahren und<br />

kennenlernen konnte, deren Kenntnis Menschen anderer Schichten aber bis dahin, da<br />

sie nicht die Möglichkeit des Reisens hatten, vorenthalten war.<br />

Nach der verheerenden Elbeüberschwemmung im Jahre 1772 ließ der Fürst<br />

unmittelbar hinter der Ortschaft Vockerode einen Wall als Hochwasserschutz<br />

anlegen. Dazu gehörten auch sogenannte Wallwachhäuser, d. h. Häuser zur<br />

Bewachung des Walles, die auch als Einsiedeleien galten. Unmittelbar am breiten<br />

Fahrweg oben auf dem Elbwall steht das nach einem Brand im Jahre 1981 wieder<br />

rekonstruierte in den Wall hinein gebaute „Rauhe Wachhaus“ (Abb. 202). Es ist ein<br />

gotisierender Bau aus Backstein, dessen Tür- und Fensterleibungen und die<br />

Eckkanten betont sind. Das kegelförmige Zeltdach wird von einer Laterne gekrönt.<br />

Jede Etage des Hauses besteht aus zwei Räumen, einem einfachen Vorraum und<br />

einem oktogonalen Hauptraum. Im Bereich des Kellergeschosses gibt es einen<br />

zweiten Eingang. Erdmannsdorff machte für dieses Wallhaus drei<br />

Entwurfszeichnungen, und Boettiger sowie weitere Experten „erkennen in dem<br />

Gebäude ein Bethaus oder eine Eremitenkapelle“ 1448 . In Vockerode erreicht man<br />

„einen neuen Höhepunkt der ‚Gartenlandstraße‟ nach Wörlitz (…). Zur Linken<br />

erblickt man nun den Strom, der sich aber bald im weiten Wiesengelände gegen die<br />

bewaldeten Fläminghöhen verliert, zur Rechten dagegen in der Tiefe den von<br />

vielerlei Gehölzen beschatteten schönsten der ‚Unterwege‟. Mancherlei Bauten,<br />

Deichhäuser, wie die ‚Eremitenkapelle‟ (Rauhes Wachhaus) und Berting-Haus sind<br />

in die Landschaft eingefügt, auch eine Grotte, die in ein Feldstein-Rund führt.“ 1449<br />

Die Freude des Fürsten an künstlichen Grotten führte, als Kontrast zum heiteren<br />

Blumengarten der Fürstin im Louisium, zu einer weiteren Grottenanlage aus<br />

Findlingssteinen. Das Innere dieser Grotte wurde zur Wohnstätte eines Eremiten<br />

ausgebaut und mit steinernem Mobiliar ausgestattet. Es ist nichts darüber bekannt, ob<br />

1448<br />

1449<br />

Bechtoldt / Weiss, 1996, S. 274.<br />

Erhard Hirsch: Dessau Wörlitz. „Zierde und Inbegriff des XVIII. Jahrhunderts“, München<br />

1985, S. 167/168.<br />

465

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!