27.12.2013 Aufrufe

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Sanssouci dagegen strahlte durch die Farbgebung in Gold und in Braun für das<br />

Zedernholz und für die passenden Stoffbezüge eine warme, ruhige Atmosphäre aus.<br />

„Zweifellos gehört die Bibliothek zu den herausragenden Räumen des Schlosses<br />

Sanssouci. Bereits auf einer Skizze hatte Friedrich der Große auf den gleichen Raum<br />

in Rheinsberg als Vorbild hingewiesen. So wird das Rund als Raumform wieder<br />

aufgenommen. (…) Abseits von der eigentlichen Raumflucht gelegen, ist die<br />

Bibliothek nur durch eine verdeckteTür erreichbar und somit der privateste Raum des<br />

Schlosses.“ 1355 Die 1747 aus Rheinsberg überführte und mit 2200 Bänden<br />

ausgestattete Bibliothek, in der Mehrzahl antike und französische Schriftsteller, galt<br />

als die größte Büchersammlung in einem königlichen Schloss der damaligen Zeit.<br />

Hier entstanden die „Oeuvres du philosophe de Sanssouci“ und hier konnte, nach<br />

seinen eigenen Worten, der König in seinem „Lusthaus“ in stiller Zurückgezogenheit<br />

das Leben eines „Abtes“ führen. 1356 Sein intimer Rückzugsort in seiner<br />

Privatbibliothek vereint in außerordentlich sublimer Weise Komponenten einer<br />

religiösen und einer profanen Eremitage. Da ist der runde Raum, der praktisch nur<br />

über eine Geheimtüre vom königlichen „Abt“ selbst betreten werden kann, da sind,<br />

wie im Schreibkabinett seiner Schwester Wilhelmine, die vorherrschenden Farbtöne<br />

in irdisch-braun und himmlisch-goldener Kombination, und da ist vor allem der<br />

Blick aus dem Fenster, der auf einen betenden Knaben und auf die nach<br />

testamentarischer Verfügung auf der Terrasse vorgesehene eigene Gruft – nach dem<br />

Vorbild von Bergendael bei Cleve in freier Natur und ungeweihtem Boden - fällt.<br />

Sollte die in jungen Jahren bereits beim Bau der Terrasse errichtete Statue der Flora,<br />

des Sinnbilds für Jugend und Lebensgenuss, die düsteren Gedanken des alternden,<br />

misanthropischen Regenten vertreiben, der am Ende seines Lebens an seinen Freund<br />

Marquis d‟Argens schreibt, seine seelische Kraft sei völlig erschöpft, eine „Hülle von<br />

Gleichgültigkeit und Unempfindlichkeit“ habe sich um ihn gebildet, „die mich zu<br />

nichts mehr tauglich macht“ 1357 ? Flora schwebte über der Stätte des Todes, über der<br />

Gruft des königlichen Eremiten.<br />

1355<br />

1356<br />

1357<br />

Giersberg, 1999, S. 189.<br />

Hansmann, 1978, S. 208.<br />

Andras Kilb: ‚Der Einzige und sein Eigenruhm‟, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Juli<br />

2011 Nr. 175, Z1.<br />

427

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!